No Country For Old Men
ØØØØ 1/2
USA 2007
122 Min.
Regie: Ethan & Joel Coen
Darsteller: Javier Bardem, Tommy Lee Jones, Josh Brolin u. a.
In ihrem neuen Film zeigen sich die Coen-Brüder wieder von ihrer besten Seite: Mit einer fabelhaften Inszenierung, einem ausgetüftelten Drehbuch und einer mitreißenden Story an der Kippe zwischen Humor und Grausamkeit. 25.02.2008
Llewelyn Moss (Josh Brolin) ist in der endlosen Weite der texanischen Landschaft auf der Jagd, als er eine erschreckende Entdeckung macht: Diverse Pickups, zahllose Leichen, kiloweise Drogen und ein Koffer voller Geld stehen und liegen da einfach in der Gegend herum. Ohne lange nachzudenken, schnappt sich Moss die zwei Millionen Dollar und verschwindet. Doch schon kurz danach wird ihm klar, daß soviel Geld nicht so einfach den Besitzer wechselt. Zur selben Zeit ist nämlich der psychopathische Killer Anton Chigurh (Javier Bardem) auf der Suche nach dem Koffer und hinterläßt dabei eine blutige Spur. Moss überlegt nicht lange, schickt seine Frau zu ihrer Familie und macht sich davon. Er weiß jedoch nicht, daß die Dollarscheinchen mit einem Sender versehen sind und Chigurh ihm deshalb ständig dicht auf den Fersen ist. Währenddessen gesellt sich noch ein Dritter in den Kreis der Protagonisten: der Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones), der eine lange, nervenaufreibende Karriere hinter sich hat und helfen will, dem brutalen Mörder und seinen Opfern aber immer einen Schritt hinterherhinkt.
Um das Dreiergespann beginnt eine wilde Jagd, die vielen unschuldigen Menschen den Tod bringt. Chigurh ist nämlich nicht irgendein Mörder, sondern tötet seine Opfer mit einem Bolzenschußgerät, das zu ihm gehört wie zu anderen der Spazierstock. Er läßt eine Münze über Leben und Tod entscheiden, macht Menschen allein durch seine Anwesenheit Angst und scheint irgendwie immer jedem einen Schritt voraus zu sein. Kurz gesagt: Er gehört zu jenen Leuten, mit denen man sich lieber nicht anlegen sollte. Doch Moss ist auch nicht auf den Kopf gefallen und bietet dem Psycho gekonnt die Stirn.
Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy lieferte mit seinem Roman "No Country For Old Men" die Vorlage zu diesem Film, den die Gebrüder Joel und Ethan Coen dank ihres Gespürs für die Darstellung ausgefallener Charaktere und bizarrer Figuren zu einem spannungsreichen, filmischen Spektakel gemacht haben, dem grausame Greueltaten genausowenig fremd sind wie tiefschwarzer Humor. Nach Fehltritten wie "Ein (Un)möglicher Härtefall" ist es höchst erfreulich, daß die Coen-Brüder diesmal wieder einen Film zustandegebracht haben, der mehr ihrem Können und ihren früheren Werken wie "The Big Lebowski" oder "Fargo" entspricht. Vom Drehbuch über die Besetzung der Rollen bis zur Inszenierung ist den Brüdern hier beinahe alles aufgegangen. Bemängeln lassen sich höchstens einige dramaturgische Unklarheiten - zum Beispiel, wenn das Ende etwas gar plötzlich kommt oder Figuren einen unerwarteten Tod sterben. Dann scheint die Geschichte irgendwie unvollständig. Möglicherweise steckt da aber auch volle Absicht dahinter, die mehr Spielraum zur Interpretation lassen soll.
So oder so: Bei derart vielen wirklich guten Elementen seien auch etwaige Schwächen verziehen. Die Coens warten nämlich mit atemberaubender Spannung auf, wie sie schon lange kein Genrebeitrag mehr geboten hat. Kaum zu glauben, daß eine Katz-und-Maus-Jagd zweier bewaffneter Männer derart fesselnd sein kann - ein Effekt, der sicher stark mit der Besetzung des Psychokillers mit Javier Bardem zu tun hat. Der spanische Schauspieler, der derzeit auch in der Márquez-Verfilmung "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" zu sehen ist, verkörpert den psychopathischen Mörder so überzeugend, daß sein bloßes Auftreten bereits furchteinflößend ist. Die absolut absurde, weil naiv anmutende Frisur, sein starrer Blick und die bedrohliche Art zu sprechen sind das schauspielerische Highlight des Films. Daß Bardem als Chigurh jederzeit stets ruhig und bestimmt einen Fuß vor den anderen setzt, während sein Gegenspieler um sein Leben läuft, verleiht den Verfolgungsjagden noch mehr Spannung, nimmt der Figur gleichzeitig aber etwas von ihrer Realitätserdung. Der Film reflektiert sich auf diese Weise immer wieder selbst, was sich auch in den Szenen mit trockenem schwarzen Humor zeigt, die sich oft mit Momenten erschreckender Grausamkeit abwechseln. Auch die groteske Mordwaffe, die Chigurh ständig begleitet (und gleichfalls als kreatives Instrument zum Aufbrechen verschlossener Türen dient), ruft ein Schmunzeln hervor und gibt der Figur einen letzten bizarren Schliff.
Wären Humor und Selbstreflexion nicht Hauptelemente von "No Country For Old Men", hätte man es bloß mit einem sinnlos brutalen Film zu tun, der von harten Männern in einer rauhen Welt erzählt. Stattdessen erinnert das neue Werk der Gebrüder Coen an Quentin Tarantino, der seine übertriebene Gewalt auch immer mit guten filmischen Argumenten zu erklären weiß. "No Country …" überzeugt damit, daß er sich selbst in Frage stellt, wodurch er nicht nur dramaturgische Ungereimtheiten beseitigt. Er gibt damit der Geschichte, den Figuren und der Gewalt einen Sinn.
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