Metallica: Some Kind of Monster
ØØØØ
USA 2003
140 Min.
OF
Regie: Joe Berlinger, Bruce Sinofsky
Darsteller: James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett u. a.
Nicht nur für Headbanger interessant ist die brillant gemachte Doku über die erfolgreichen Metal-Stars. Bei denen geht´s nämlich um Sex & Drugs & Depression.
18.11.2004
Es gibt keinen, der sie nicht kennt, unabhängig von der individuellen musikalischen Orientierung. Über 90 Millionen verkaufte Alben machen Metallica zu einer der erfolgreichsten Bands der Gegenwart. Hintergrund für den abendfüllenden Dokumentarfilm von Joe Berlinger und Bruce Sinofsky ist allerdings die anhaltende Karriereflaute der heftigst zerstrittenen Metal-Heads.
Als 2001 eine neue Platte plus Begleitfilm das Tief beenden soll, tritt nicht nur die kreative Misere offen zutage, sondern es brechen auch schwelende Konflikte auf, die durch den Austritt des langjährigen Bassisten Jason Newsted noch verschärft werden. Die Studio- und Dreharbeiten dauern schließlich fast unglaubliche drei Jahre lang. Daß diese Zeit derart hochgradig intensive Einblicke in angeknackste Seelen gewährt, war laut Berlinger angeblich weder von seiten der Regisseure noch des Trosses um die Musiker geplant, ist aber dennoch ziemlich spannend.
Ausgangspunkt ist zunächst der absolute Tiefpunkt. Metallica wirken wie ein alter Zirkusgaul, der mit Zuckerbrot und Peitsche noch einmal sein Kunststück - brachiale Metalsongs mit Massenwirkung - vorführen soll. Doch weil nach 20 Jahren vor allem Ausgebranntsein, Haß und Rivalität regieren, soll der auf Team-Probleme spezialisierte Psychologe Phil Towle die gröbsten Spannungen lösen und die Kreativität neu entfachen helfen. In unzähligen Streitereien, Gruppensitzungen und Interviews bröckeln nach und nach Fassaden, Images und jahrzehntealte Selbstbilder ab. Drummer Lars Ulrich und Frontman James Hetfield entpuppen sich etwa als egomanische, erbitterte Kontrahenten. Hetfield wird sogar als aggressionsgeladener Band-Despot demaskiert und entschließt sich angesichts der Malaise zur längst fälligen Alkohol- und Drogentherapie.
Daneben läßt das erfahrene Regieduo aus einer Detailfülle auch andere Seiten der Härtlinge aufblitzen. Man sieht die Musiker als mehr oder weniger gute Familienmenschen und Väter, als elegante Kunstkenner, begeisterte Pferde-Farmer, einfache Kumpel. Die beiden schaffen es auf diese Weise, ein facettenreiches Bild komplexer, komplizierter Personen zu zeichnen - mit Widersprüchen, Sympathien und Antipathien, aber jenseits von peinlichem Seelen-Striptease. Die Intimität spezieller Momente, in denen etwa ein Blick von James Hetfield eine gebrochene Persönlichkeit offenbart, erzeugt ganz unvoyeuristische Gänsehaut. Zugleich zeigt "Some Kind of Monster" auch den Ablauf kreativer Prozesse, den enormen Druck des Musikbusineß und die Tatsache, daß auch extrem viel Geld und Ruhm nicht vor alltäglichen Krisen und psychischen Blessuren aller Art schützen (ohne daß dabei aber die Binsenweisheit vom nicht glücklichmachenden Reichtum strapaziert wird).
Der mit zahlreichen Hits unterlegte Dokumentarstreifen wandelt geschickt und kurzweilig zwischen Enthüllung und Geheimnis, Inszenierung und Authentizität, Öffentlichkeit und Privatleben. Daher ist er auch ganz konsequent keine Geschichte von Aufstieg, Fall und Scheitern, sondern von Läuterung und Entwicklung, an deren Ende nicht nur die reinigende Kraft von "St. Anger" steht.
Apropos: Wieviel kommerzielles Kalkül hinter manch schonungsloser Offenheit steckt, möge jeder Zuseher für sich selbst entscheiden. Sehenswert ist diese Dokumentation jedenfalls nicht nur für Fans, sondern auch für ganz allgemein Musikinteressierte.
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