Manderlay
ØØØ 1/2
USA 2005
139 Min.
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Bryce Dallas Howard, Danny Glover, Isaach de Bankolé u. a.
Der zweite Teil von Lars von Triers Anti-Amerika-Trilogie rechnet mit Rassismus und Sklaverei ab. Ein zwiespältiges Lehrstück eines richtigen Zynikers über falsche Moral und die Folgen. 16.12.2005
Laut Regiegenie Lars von Trier richtet sich "Manderlay", die schon im Vorfeld unermüdlich als "kontroversiell" titulierte Parabel zu Sklaverei und Rassismus, ausdrücklich an ein US-Publikum. Wie schon beim Vorgänger "Dogville" soll eine Nation mit eigenwilligem Demokratieverständnis aufgerüttelt und provoziert werden, denn, so Von Trier markig, "America is shitting on the world". Doch in Europa hat es der Provokateur schwer, wenn er bei seinem Publikum nicht auf Brüskierung, der dann womöglich Einsichten folgen, trifft, sondern auf Zustimmung oder Ablehnung, weil man eh schon alles oder sogar viel besser weiß. So verpufft im behaglichen Kinofauteuil doch viel von der zynischen Energie eines engagierten Pamphleten.
Mit genießerischer Häme führt dieser die moralischen Schlingerfahrten von Grace (Bryce Dallas Howard) am Nasenring vor, die soeben Dogville mit einer loyalen Gangstertruppe verlassen hat. Als Gerechtigkeitsfanatikerin sieht sie sich verpflichtet, die Sklaven einer Baumwollplantage zu befreien, an der sie zufällig mit ihrem Vater und Gefolge vorbeikommt. Schon alleine, um dem selbstgefälligen Misanthropen eines auszuwischen, beschließt Grace im Pelzmäntelchen und mit missionarischem Eifer, den bettelarmen Unterdrückten Freiheit, Wohlstand und Selbstbestimmung zu bringen. Das gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn selbst im Südstaaten-Mikrokosmos ist die Welt komplex, moralische Kategorien diffus und gut gemeint oft das Gegenteil von gut, manchmal sogar mit katastrophalen Konsequenzen. Da passiert es schon mal, daß hehre Ideale im Sandsturm kaputtgehen. Das total reduzierte Lehrstück in Brechtscher Machart übergießt naiven Sozialromantizismus mit Spott, vor allem wenn er mehr ruiniert als rettet. Auf humorige Passagen, meist durch die süffisanten Off-Kommentare (John Hurt), folgen aber auch leicht mühsame Leerläufe oder schlicht Plattheiten, vieles am Plot ist vorhersehbar. Die besten Momente ergeben sich, wenn der dogmatische Film-Einzelgänger Lars Von Trier angeblich aufgeklärte und vorgeblich humanistische Denkweisen in die Enge treibt und alle Anwesenden über ihre Vorurteile stolpern läßt. Das glückt dem pessimistischen Humanisten nicht immer. Und es ist fraglich, ob und wer sich tatsächlich angegriffen fühlt. Daß Kritiker bei der Story fälschlicherweise ihm und nicht den handelnden Personen Hochmut unterstellen, läßt Mißverständnisse an allen Fronten ahnen. Stellenweise wünscht man sich im mythosbeladenen "Manderlay" jedoch dichtere Vexierbilder und radikaleren Frontalangriff (auch eines europäischen Publikums). Wirklichkeitskonstrukteure und Sklaven eindimensionaler Ideologien sitzen schließlich überall, nicht nur in Amerika.
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