Kino_Machete

Manche mögens mexikanisch

Als vor drei Jahren "Grindhouse" herauskam, wünschten sich hernach viele, daß dem dort gezeigten Fake-Trailer von Robert Rodriguez eine tatsächliche Produktion folgte. Wie sich herausstellt, war die Vorschau der bessere Film.    28.10.2010

"Sie nannten ihn: Machete" säuselte es verrauscht aus den Boxen, mit dem abschließenden Hinweis: "Schon bald erkennen sie, daß sie sich mit dem falschen Mexikaner angelegt haben". Von all den Fake-Trailern, die 2007 "GrindHouse" - das Gemeinschaftsprojekt von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez - begleiteten, war "Machete" sicherlich neben "Werewolf Women of the SS" der Gelungenste.

Umso verständlicher, daß die Fans nach einer realen Umsetzung des Revenge-Actioners lechzten. Selbst Danny Trejo nervte seinen Freund Rodriguez zwei Jahre lang am Telefon mit dem Projekt. Letztlich scheinen die aus "Der Pate" entlehnten Worte der Vorschau ("Man machte ihm ein Angebot, daß er nicht ablehnen konnte") auch beim Regisseur die letzten Zweifel weggewischt zu haben.

 

Zwanzig Millionen Dollar und eine Handvoll illustrer Schauspieler später kriegt das Volk nun mit "Machete", was es wollte: Eine 105-Minuten-Version des 160-Sekunden-Trailers - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich hat Rodriguez versucht, die restliche Zeit aufzufüllen. Zum Beispiel mit einem diabolischen Drahtzieher, hier sehr gefällig dargestellt von Altstar Steven Seagal.

Auch an weiblicher Front wurde schweres Geschütz aufgefahren. Jessica Alba gibt eine Spezialagentin der Einwanderungsbehörde, und Michelle Rodriguez spielt Che Guevara-mit-Titten. Und wo wir schon beim Thema sind: die von Drogenwrack Lindsay Lohan gibt es in einer Nebenrolle - als quasi sie selbst - ebenfalls (wieder einmal) zu sehen. "Machete" bietet somit Titten, Action und Gore galore; nur der Versuch, alles zusammen in ein Handlungsgerüst zu verpacken, scheitert am Ende grandios.

 

Denn ein Mann wie der ehemalige mexikanische Bundesagent Machete (Danny Trejo) braucht natürlich einen Anlaß, um - wie im Trailer gesehen - in den USA zu landen. Diesen Hintergrund erfüllt nun Drogen-Kingpin Torrez (Seagal), der ihm nicht nur Frau, sondern auch gleich Kind nimmt.

Grund genug für Machete, sich erst einmal über die Grenze zu verfügen. Ein Attentatsangebot des schmierigen Michael Booth (Jeff Fahey) später verkauft er seine Seele und die Tausender illegaler Immigranten, für 150.000 Dollar - und den Mord am rassistischen US-Senator John McLaughlin (Robert De Niro).

Aber das Schicksal hat andere Pläne. Der Anschlag mißlingt; offensichtlich sollte Machete als Figur in einem abgekarteten Spiel geopfert werden. Verwundet und mit der Einwanderungsbehörde auf den Fersen - in Person von Sartana (Jessica Alba) - braucht er Hilfe; er findet sie bei der Untergrundlegende Shé (Michelle Rodriguez) und einem Priester, seinem Bruder (Cheech Marin).

 

Jede Menge Figuren, zu denen mit April (Lindsay Lohan) als drogensüchtige Tochter Booths, dem soziopathischen Bürgerwehrführer Von Jackson (Don Johnson) und Osiris Amanpour, dem Auftragskiller mit eigener Fernsehwerbung (Tom Savini), weitere hinzukommen.

Da B-Movies jedoch nicht dafür bekannt sind, ihren Nebenrollen - ebensowenig wie den Protagonisten - besonders viel charakterliche Tiefe zu verleihen, bleiben diese Gestalten blaß und nutzlos. Ohnehin scheitert "Machete" schon von vornherein daran, daß Rodriguez nach "Planet Terror" erneut auf Teufel komm raus ein trashiges Flair zu erschaffen versucht - was, wie bei seinem "Grindhouse"-Beitrag, nur leidlich funktioniert.

Trash läßt sich nämlich schwer erzwingen. Filme wie "Black Dynamite" bilden hier die Ausnahme; meist kommt der Trash-Faktor - wie im Falle von Frank Darabonts "Der Nebel" - eher ungewollt. Mit welcher Anstrengung hier nun versucht wird, den Appeal eines Grindhouse-Filmes zu erzeugen, ist den ganzen Film hindurch spürbar. Leider.

 

Das merkt man auch an seinem Ensemble, wobei speziell das bemüht schlechte Spiel von Jessica Alba anstrengt. Dabei hätte diese - ohnehin weitgehend talentfreie - Darstellerin auch einfach normal agieren und damit den gleichen Zweck erfüllen können.

Auch Danny Trejo, ein Mann der zweiten Reihe, vermag die alleinige Aufmerksamkeit nur bedingt zu schultern. Sonderlich auszeichnen können sich eigentlich nur Jeff Fahey und Steven Seagal, selbst wenn Letzterer unter Redundanzen seiner Figur zu leiden hat; beschränken sich seine Dialoge doch zur Hälfte auf eine Wiederkehr von Beschimpfungen. Immerhin merkt man einigen Darstellern (Fahey, Marin) an, daß sie ihre Rollen genüßlich spielen - obwohl Rodriguez gerade für Marin kaum mehr bereithält als das, was bereits im Fake-Trailer zur Verfügung stand. Und das ist ein Malus, der im Grunde auf alles in "Machete" zutrifft.

 

Ein 160 Sekunden dauernder Trailer läßt sich halt nicht so einfach in einen 105 Minuten dauernden Film verwandeln. Zumindest nicht ohne etwas Arbeit. Ob sich Rodriguez die gemacht hat, läßt sich anhand von "Machete" nicht beurteilen. Zu unausgegoren ist das meiste, zu rar sind die gelungenen Momente gestreut.

Daß selbige hauptsächlich aus den Szenen bestehen, die bereits 2007 zu sehen waren, hilft dem Film auch nicht. Sicher, "Machete" verfügt über einen gewissen Charme, aber das gilt auch für das Malbild eines kleinen Kindes (was es jedoch nicht wirklich gut macht).

Damit läßt diese Produktion natürlich ebensowenig Gutes bezüglich "Hobo With a Shotgun" und "Thanksgiving" erwarten - zwei weiteren kommenden Filmprojekten, die auf Fake-Trailern aus "Grindhouse" basieren.

 

Vielleicht ist Robert Rodriguez tatsächlich besser im Milieu des Kinderfilms aufgehoben, laufen seine "Spy Kids"-Filme - von denen er aktuell den vierten vorbereitet - doch weitaus besser als seine Action-Kost. Und so hofft man, daß die im Abspann angekündigten Fortsetzungen ("Machete Kills" und "Machete Kills Again") dieses Mal in der Tat nur ein lustiges Versprechen bleiben, das nicht eingelöst werden wird.

Florian Lieb

Machete

ØØ

Leserbewertung: (bewerten)

USA 2010

105 Min.

 

Regie: Robert Rodriguez, Ethan Maniquis

Darsteller: Danny Trejo, Jeff Fahey, Michelle Rodriguez u. a.

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Kommentare_

Alexander - 07.11.2010 : 11.10
Gut, "Machete" ist kein Ausbund an Erzählkunst des Unterhaltungskinos aber ganz lustig und kurzweilig. Mir hat er auch besser gefallen als der Stallone- Actioner "The Expendables", der weitgehend humorfrei war.

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