Kill the Boss
ØØ 1/2
Horrible Bosses
USA 2011
98 Min.
Regie: Seth Gordon
Darsteller: Jason Bateman, Jason Sudeikis, Charlie Day u.a.
Sie werden bei Beförderungen übergangen? Sexuell am Arbeitsplatz belästigt? Ihre Kollegen aus nichtigen Gründen entlassen? Kurzum: Ihr Chef ist ein Riesenarsch, und Ihr Leben wäre einfacher, wenn er tot wäre? Dann hat Seth Gordon wohl nicht nur Ihre dunkelste Phantasie in eine erfolgreiche schwarze Komödie verwandelt. 29.08.2011
"Wenn du als Chef beliebt bist, hast du schon irgendwas was falsch gemacht", wußte bereits Christoph Maria Herbst als Stromberg. Selbigem Mantra scheinen auch die Vorgesetzten in Seth Gordons jüngstem Film "Kill the Boss" zu folgen. Dr. Julia Harris (Jennifer Aniston) setzt alles daran, ihren Zahnarzthelfer Dale Arbus (Charlie Day) ins Bett zu kriegen – unabhängig davon, daß er eine Freundin hat, mit der er inzwischen gar verlobt ist.
Bobby Pellitt (Colin Farrell) wiederum präsentiert sich als kokainabhängiger Kung-Fu-Fanatiker mit Wampen und lichtem Haar, der am liebsten hätte, daß Kurt Buckman (Jason Sudeikis) die Behinderten und Dicken feuern würde. Und Dave Harken (Kevin Spacey) stellt zwar Nick Hendricks (Jason Bateman) in Aussicht, ihn zu seinem Stellvertreter zu ernennen, usurpiert die Position letztlich dann aber doch selbst. Immerhin beansprucht er nur 85 Prozent des Gehalts seiner Zweitstelle.
Von allen drei Bossen ist Kevin Spaceys eifersüchtiger Katzenliebhaber sicherlich das größte Arschloch. Ein Manipulator vor dem Herrn, verlacht er den Tod von Hendricks’ Großmutter und erwartet natürlich, daß dieser sogar am Wochenende arbeitet. Colin Farrells Firmenbesitzer ist einfach nur unbeholfen und verdankt seine Position der Tatsache, daß sein Vater zuvor aus selbiger Stelle verschieden ist.
Eher mäßiges Mitleid empfindet das Publikum hingegen mit Arbus, dessen Beschwerden über die Avancen einer halbnackten Jennifer Aniston auch bei seinen beiden Schulfreunden Hendricks und Buckman auf wenig Verständnis stoßen. Der Plan, ihre Chefs zu liquidieren, wird dann eher halbgar bei einem Feierabendbier beschlossen, ehe ihn die in der Ehre verletzten Freunde in die Tat umsetzen.
Doch der mörderische Weg erweist sich als holpriger denn erwartet. Erste Versuche, einen Auftragskiller anzuwerben, verlaufen nicht gerade vielversprechend. Am Ende einigt man sich auf eine Umsetzung von Hitchocks "Der Fremde im Zug": Hendricks soll Pellitt, Arbus wiederum Harken und Buckman die Harris um die Ecke bringen. Daß auch dies nicht nach Plan verläuft, setzt die Prämisse des Films zur Unterhaltung der Zuschauer voraus.
Und wer den Trailer kennt, dürfte sich schon gedacht haben, daß selbige Prämisse kaum einen ganzen Film tragen kann. Nur wer seine Erwartungen an "Kill the Boss" herunterschraubt, dürfte nicht enttäuscht werden; denn Gordons Film folgt dem Motto: what you see is what you get. In diesem Fall ist das eine durchschnittliche Komödie mit drei schrecklichen Bossen.
Die wiederum sind es, die im Original (engl. Horrible Bosses) im Titel auftauchen – und das nicht zu Unrecht. Denn ihre Angestellten sind nur leidlich interessant. Jason Bateman spult sein 0815-Programm des vernünftigen Arbeiters ab, das er seit "Arrested Development" aus dem Effeff beherrscht. Sein Namensvetter Sudeikis wiederum dürfte wohl kaum zu den "Saturday Night Live"-Comedians zählen, die es zu Kinostars bringen. Und "It’s Always Sunny in Philadelphia"-Mime Charlie Day (der sehr an Joshua Gomez aus "Chuck" erinnert) war ohnehin nur Ersatz für Ashton Kutcher.
Wenn also Hollywoods A-Liga in Nebenrollen auftaucht – darunter auch Oscarpreisträger Jamie Foxx als Ex-Häfenbruder für ein besonderes Vergehen und mit exklusivem Spitznamen –, zeigt sich, wo in "Kill the Boss" das wahre Potential sitzt.
Dummerweise kommen sie allesamt zu kurz. Allen voran Colin Farrell wird mit wenigen Szenen abgefertigt, während sich Jennifer Aniston auf ihre Rolle als lüsterne Zahnärztin stürzen darf. Das ist fraglos schade, da es die widerlichen Bosse sind, die Gordons Film mit Leben füllen. Hendricks, Buckman und Arbus hingegen sind zwar tolpatschige Trottel, doch ihre Slapstick-Einlagen wirken oft eher kindisch denn komisch.
Für Lacher sorgen immerhin einige Dialoggewitter - wenn etwa Hendricks und Buckman streiten, wer von ihnen im Gefängnis öfter vergewaltigt würde -, manche gelungene popkulturelle Anspielung - von Disney bis "X-Men" -, sowie überraschende Katzen-Cameos. Anders gesagt: Die Komödie hat durchaus ihre lichten Momente, ist aber nie wirklich originell.
Glücklicherweise muß ein Film jedoch nicht originell sein, um Erfolg zu haben. Und den hatte "Kill the Boss" - was für eine (gemäß Eigendefinition schwarze) Komödie mit Rating "R" in den USA beachtlich ist.
Seth Gordons Film bleibt am Ende ein harmloser Spaß für zwischendurch, mit annehmbaren Haupt- und umso vergnüglicheren Nebenfiguren; aber auch ein Film, der in einem Jahr wieder vergessen sein wird. Zumindest, bis die Protagonisten es mit neuen widerlichen Chefs in einer Fortsetzung zu tun kriegen, die angesichts der bisherigen Einspielergebnisse bereits so gut wie grünes Licht hat.
Das Busineß ist eben das Busineß. Oder, wie schon Stromberg sagte: "Die Scheiße ändert sich, aber die Fliegen bleiben gleich".
Kill the Boss
ØØ 1/2
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