Jumper
ØØ
USA 2007
88 Min.
Regie: Doug Liman
Darsteller: Hayden Christensen, Samuel L. Jackson, Jamie Bell u. a.
Glaubt man dem Verleih, so setzt Regisseur Doug Liman ("Die Bourne Identität") mit diesem Science-Fiction-Crossover erneut zum großen Sprung an. Dummerweise ist davon im fertigen Film kaum etwas zu spüren. Gerade in Sachen Besetzung und Dramaturgie offenbaren sich deutliche Defizite. 11.03.2008
Superhelden leben zumeist in ihrer eigenen Welt und nach ihren eigenen Gesetzen. Und sie sind einsam - sehr einsam. Auch der junge David Rice (Max Thieriot/Hayden Christensen) hätte das Zeug zu einem solchen Helden. Seine Fähigkeit, sich von einem Ort zum anderen teleportieren zu können, bringt für eine Karriere in dieser Branche schon einmal die besten Voraussetzungen mit. Doch als David zum ersten Mal begreift, was er da kann, ist er kein Held, sondern ein schüchterner Teenager, der seinen Mitschülern am liebsten aus dem Weg gehen möchte. Nur Millie (Annasophia Robb/Rachel Bilson) bedeutet ihm etwas. Er ist in sie verknallt, traut sich aber nicht, ihr seine Liebe zu gestehen. Nicht nur Peter Parker wird nachfühlen können, wie sich David in diesem Moment wohl fühlt.
David leidet aber nicht nur unter der Schule, auch die Abwesenheit seiner Mutter (Diane Lane), die ihn und seinen Vater verlassen hat, als er gerade einmal fünf Jahre alt war, macht ihm schwer zu schaffen. Wie praktisch, daß er all das einfach hinter sich lassen kann - seiner außergewöhnlichen Fähigkeit sei Dank. So vergehen die Jahre, in denen es sich David nach seinem Auszug aus dem Elternhaus in einer schicken New Yorker Penthouse-Wohnung bequem macht. Um an das Geld für seinen luxuriösen Lebensstil zu kommen, muß er den Weg des rechtschaffenen Bürgers immer wieder mal verlassen. Er teleportiert sich einfach in Tresorräume von Banken, die er dann unbehelligt ausraubt. Was David zunächst nicht weiß: Ein geheimnisvoller Krieger (Samuel L. Jackson) ist ihm dicht auf den Fersen. Er ist Mitglied des Geheimbunds der Paladine, der Erzfeinde der Jumper, wie David einer ist. Die Paladine haben sich geschworen, alle Jumper zu vernichten, da sie verhindern wollen, daß jemand das Springen durch das Raum-Zeitgefüge für dunkle Zwecke mißbraucht.
Doug Liman, Regisseur von so erfolgeichen Actionern wie "Die Bourne Identität" und "Mr. & Mrs. Smith", gelang auch mit "Jumper" auf Anhieb der Sprung auf Platz 1 der amerikanischen Kino-Charts. In Sachen Einspielergebnis scheint Liman damit einen weiteren Erfolg für sich verbuchen zu können, wobei das nicht viel über die Qualität seines Crossovers aus Science Fiction, Coming-of-Age-Drama und post-pubertärer Liebesschnulze aussagt. Was recht solide und abwechslungsreich beginnt, endet in einem zähen, uninspirierten Herumgehopse von einem Schauplatz zum nächsten, dessen überhastete Auflösung keinen der einzelnen Handlungsstränge wirklich zufriedenstellend abschließt. Das Drehbuch von Fantasy-Profi David S. Goyer ("Blade", "Batman Begins") und Jim Uhls wirkt vielmehr, als sei es bereits im Hinblick auf mögliche Sequels verfaßt worden.
In Anbetracht der recht kompakten Laufzeit von noch nicht einmal 90 Minuten (inklusive fünfminütigem Abspann) will Liman einfach viel zu viel erzählen - mit dem Resultat, daß jede der einzelnen Storylines vor allem unter ihrer hübschen, aber nichtsdestotrotz auf Dauer ermüdenden Oberflächlichkeit leidet. Da gäbe es zum einen die Romanze zwischen David und seiner Jugendliebe Millie, die zu keiner Zeit über ihren Status als Ausrede für einen überdimensionierten Sightseeing-Trip hinauskommt. Selbst als die beiden in ihrem ersten gemeinsamen Liebesurlaub Rom erkunden, will der Funke nicht überspringen; weder zwischen den beiden noch zwischen ihnen und dem Zuschauer. Hayden Christensen, um den es nach seinem Auftritt als Anakin Skywalker in den letzten Jahren merklich ruhig geworden ist, und Rachel Bilson mögen Model-Typen sein, über Charisma verfügen beide aber nur sehr eingeschränkt.
Aber auch das Duell zwischen David und seinem Verfolger, dem frisch erblondeten Samuel L. Jackson, bleibt in einigen netten Ansätzen und Ideen stecken. So ist die erste Begegnung der beiden in Davids Apartment durchaus gefällig inszeniert. Es ist ein vorsichtiges Abtasten, bei dem der gegenseitige Respekt stets spürbar ist. Als dann aber das monotone Springen von A nach B und vice versa losgeht, schwindet das Interesse schnell dahin. Weder für David noch für Jacksons Paladin-Krieger und dessen im Grunde ehrbares Ziel läßt sich so etwas wie Empathie aufbringen. Einzig an den hübsch photographierten Postkartenmotiven wie den Pyramiden von Gizeh, New Yorks Skyline oder dem Kolosseum in Rom sieht man sich gerne satt.
"Verschenkt" ist vielleicht die Umschreibung, die auf "Jumper" am ehesten zutrifft. Nach der zwar wenig originellen, aber dafür zumindest noch halbwegs stimmigen Einleitung, die in ihrer Darstellung der teenage angst auf die bekannten Außenseiterbilder vertraut, baut der Film mit jeder Szene weiter ab. Das Ende - ohne zuviel zu verraten - hat mit seiner unmotivierten, allzu losen Auflösung eigentlich nur Sinn, falls demnächst tatsächlich eine Fortsetzung gedreht werden sollte. Ansonsten müßte man es als vollkommen fehlkonzipiert bezeichnen.
Verschenkt werden im übrigen auch Diane Lane und Jamie Bell. Letzterer spielt Griffin, einen anderen Jumper, der David unverhofft zu Hilfe eilt. Bells Darstellung des wilden, unangepaßten Griffin, der mit den Paladinen ebenfalls noch eine Rechnung offen hat, läßt erahnen, was aus "Jumper" mit einem anderen Hauptdarsteller hätte werden können. Allein ein Rollentausch Bell gegen Christensen würde Limans Hybrid aus SF-Action und Coming-of-Age-Story substantiell aufwerten. Ein guter Film sähe dennoch anders aus.
Jumper
ØØ
USA 2007
88 Min.
Regie: Doug Liman
Darsteller: Hayden Christensen, Samuel L. Jackson, Jamie Bell u. a.
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Kommentare_
Unausgegoren und lieblos. Bleibt zu hoffen, daß den zweiten Skywalker im Ruhestand nicht das gleiche Schicksal ereilt wie einst seinen Sohn: Nicht der dunklen Seite anheim zu fallen, sondern der Vergessenheit ...