Into The Wild
ØØØØ
USA 2007
140 Min.
Regie: Sean Penn
Darsteller: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden, William Hurt u. a.
Filmstart: 1. Februar 2008
Sean Penns vierte Regiearbeit ist die Verfilmung einer wahren Begebenheit: Der Geschichte des Aussteigers und Abenteurers Christopher McCandless, erzählt in schönen Bildern und mit großer Begeisterung. 21.12.2007
Nach einem Roman von Jon Krakauer erzählt Sean Penn in seinem vierten Spielfilm als Regisseur von Christopher McCandless, einem jungen Aussteiger, der einst Familie, Geld und Erfolg hinter sich ließ, um spirituelle Einsicht zu finden. Die Poeten der Beat Generation hätte ihre helle Freude an dem Mann gehabt. Ganz im Sinne von Burroughs, Ginsberg und Kerouac machte sich McCandless auf den Weg und trampte durch die USA, nur mit dem Allerwichtigsten im Rucksack - in der Hoffnung, die Normen und Werte der westlichen Gesellschaft abzuschütteln und stattdessen Glückseligkeit und Freiheit zu erlangen.
Sean Penn scheint von dieser Idee selbst sehr eingenommen zu sein, da er die Geschichte mit einer derartigen Begeisterung erzählt, daß es fast unmöglich ist, die Hauptfigur nicht zu mögen oder gar ihre Taten in Frage zu stellen. McCandless (Emile Hirsch) kommt aus einer gutsituierten Familie, hat eben seinen Collegeabschluß gemacht und sollte jetzt eigentlich eine Karriere beginnen und ein geordnetes Leben führen. Stattdessen spendet er seine gesamten Ersparnisse, die sich auf 24.000 Dollar belaufen, einer gemeinnützigen Organisation, packt das Nötigste zusammen und verschwindet. Er läßt sein Auto stehen, verbrennt auch das restliche Geld, das er bei sich hat und macht sich auf den Weg durch die Staaten. Die einzige, die seine Vorgehensweise zumindest annähernd zu verstehen scheint, ist seine Schwester, die während des Films aus dem Off von ihrem Bruder und dessen Motiven berichtet. Christopher hat schon sein Leben lang gegen seine Eltern rebelliert und die Normen der Gesellschaft, in der er aufgewachsen ist, verurteilt. Die wohlhabenden, erfolgreichen Eltern, die nach außenhin eine glückliche Familie mimen, quälen ihre Kinder damit, daß sie ständig streiten und einander schlagen, was ihnen ihr Sohn nie verzeiht. Christophers lange, abenteuerliche Reise ist nicht nur ein Versuch, frei zu sein, sondern auch indirekt eine Rache für seine unglückliche Kindheit.
Chris, der sich fortan "Alexander Supertramp" nennt, erlebt spannende Abenteuer und lernt viele interessante Menschen kennen. Jeder von ihnen erzählt seine eigene Story, hat seine eigene Vergangenheit und ist auf seine Weise eine tolle Persönlichkeit. In euphorischen Bildern zeigt Sean Penn die Schönheit der Landschaft, die Einsamkeit der Wüste, die Endlosigkeit des Panoramas und überzeichnet damit nicht nur die Figuren, sondern die gesamte Geschichte, die einfach nur ein großes Abenteuer ist, ohne negative Seiten oder problematische Momente. In dieser haltlosen Begeisterung liegt nicht nur die Stärke, sondern auch die Schwäche des Films, der sich zu selten selbst reflektiert. Obwohl immer wieder angesprochen wird, wie die Eltern langsam verzweifeln und ihr Warten auf den verschwundenen Sohn ihnen die Lebenskraft nimmt, bleibt auch dieser Teil der Erzählung von einem rosaroten Schleier umgeben. Chris´ Verschwinden scheint die Eltern zusammenzuschweißen und glücklicher zu machen.
Ob Penns Regiearbeit absichtlich derart stark an Jack Kerouacs Roman "On The Road" erinnert, bleibt ungewiß. Tatsache ist, daß sich viele Ähnlichkeiten finden, vor allem in der Euphorie und Beigeisterung für das Reisen und Trampen, für das Suchen nach Freiheit und Glückseligkeit, ohne Rücksicht auf Verluste. So stößt Chris viele der Menschen, die er im Laufe seiner langen Wanderung trifft, vor den Kopf und läßt sie zurück, um sein Ziel zu erreichen und nach Alaska zu gehen: für ihn die ultimative Möglichkeit, ein freier Mensch zu sein. Dabei übersieht er viel zu oft, daß er das, was er sucht, eigentlich schon längst gefunden hat. Als er dies aber nach vielen Monaten in Alaska endlich einsieht, ist er schon in der Wildnis gefangen und stirbt am Ende an Kälte und Hunger.
Der sinnlos erscheinende Tod der Hauptfigur ist nicht nur ein emotionaler Höhepunkt, sondern gibt dem Film ein Stück Selbstreflexion wieder - und die Möglichkeit zu Interpretation und eigener Auslegung der Ereignisse. Doch auch hier vergißt Penn nicht, seine Begeisterung für den Protagonisten zu zeigen, und macht ihn in den letzten Minuten des Films einmal mehr zu einem Helden. Was als Naivität bezeichnet werden könnte, bleibt hier aber eine Stärke und macht "Into The Wild" zu einem abenteuerlichen Epos, das nicht nur an Kerouac und die Beat Generation erinnert, sondern auch Jack London und anderen Größen der Abenteuerliteratur alle Ehre macht.
Into The Wild
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USA 2007
140 Min.
Regie: Sean Penn
Darsteller: Emile Hirsch, Marcia Gay Harden, William Hurt u. a.
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