Kino_In 3 Tagen bist du tot 2
Mona ... verzweifelt gesucht
Der Vorgänger brachte es zum meistbesuchten österreichischen Film 2006. In der Fortsetzung wagt sich Slasher-Heldin Nina ins Tiroler Schneegestöber. Leider erwartet einen dort auch als Zuschauer eine frostige Überraschung ...
24.12.2008
85.000 Kinobesucher, 15.000 verkaufte DVDs im eigenen Land, eine Veröffentlichung in den USA - dank "In 3 Tagen bist du tot" kennt man Österreich nun auch als neue Heimat des "Teenie-Slashers". Regisseur Andreas Prochaska fand mit seiner im Salzkammergut angesiedelten Geschichte rund um eine Maturanten-Clique und einen messerschwingenden Psycho Gefallen bei Genre-Fans. Aber auch "normale" Zuseher freuten sich darüber, daß in einem heimischen Film einmal nicht die übliche Vergangenheitsbewältigung abgehandelt wird.
In Kürze läuft das Sequel in den heimischen Kinos an und konfrontiert Scream-Queen Nina (Sabrina Reiter) mit neuen Schrecken. Die Heldin von Teil eins lebt mittlerweile in Wien und erhält mitten in der Nacht einen verstörenden Anruf ihrer Freundin Mona. Damit jedoch nicht genug: Immer wieder hat sie Visionen, in denen die blutüberströmte Freundin sie um Hilfe bittet. Nina zögert nicht lange und macht sich auf die Reise nach Ebensee; doch dort hat auch niemand was von Mona gehört. Die Spur führt sie schließlich nach Tirol und direkt in die Fänge einer hundsgemeinen Bergbauernfamilie ...
War "In 3 Tagen bist du tot" noch ein waschechter Teenie-Schlitzer, so wagten sich die Filmemacher im Sequel ins Horror-/Thriller-Genre. Das Ergebnis ist zwar ambitioniert, aber im Gegensatz zum stimmigen Erstling nur bedingt geglückt.
Zuerst die gute Nachricht: Die Kernbesetzung schlägt sich wacker. Sabrina Reiter wurstelt sich standhaft durch die holprigen Wien-Szenen, bevor sie - endlich am Land angekommen - ihren Charakter wieder souverän verkörpern darf. Andreas Kiendls Inspektor Kogler war schon im ersten Teil die gelungenste Nebenfigur; man freut sich richtig über das Wiedersehen mit dem Alpenpolizisten. Auch die Bergbauernfamilie überzeugt, insbesondere die Darsteller der drei Brüder. Martin Loos und Helmuth A. Häusler bringen Gust und Josef so wunderbar über die Bühne, daß es ein Vergnügen ist. Zwar wirken sie in ihrer Solariumsbräune eher, als wären sie gerade der Meierei entsprungen, doch verleihen sie ihren Rollen eine derartige Schmierigkeit, daß sie einem einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen.
Kommen wir zum enttäuschenden Teil: dem Drehbuch. Von der Story einmal abgesehen, serviert man uns zuerst einmal eine langweilige Stunde aneinandergereihter Talking-heads-Szenen. Damit kommt man vielleicht im österreichischen Arthaus-Kino durch - aber um im Horrorgenre zu unterhalten, braucht es doch mehr handwerklichen Schliff. Wenn man dann gar nicht mehr damit rechnet, kommt plötzlich die erste funktionierende - und noch dazu grausliche - Szene. Es folgen 20 in jeder Hinsicht spannende und sehenswerte Minuten, bevor die Autoren nach dem eigentlichen Höhepunkt die Luft wieder raus- und uns noch einmal nachsitzen lassen.
Gegen Ende gibt es noch einen gewollten "Aha"-Effekt, der dem Zuschauer eher ein "Ah geh" entlockt, bevor er sich fragt, ob man nicht statt der vielen Leerlaufszenen am Anfang ein bißchen mehr Augenmerk auf die Bauernhoffamilie und ihr dunkles Geheimnis legen hätte sollen. Das Potential dafür hätte jedenfalls existiert.
Um besagten Leerlauf zu kaschieren, versucht Prochaska den Zuseher zumindest visuell bei der Stange zu halten. Mit einer Menge durchwegs in den ersten beiden Filmdritteln angesiedelten Nahaufnahmen, Totalen oder Details gelingt das jedoch bestimmt nicht. Dabei ergeben sich zwar - von der vielen Mitschwenkerei abgesehen - zweifelsohne schöne Bilder, das erzählerische Ziel wird jedoch nicht erreicht.
So schüttelt man also nach fast zwei Stunden enttäuscht den Kopf und malt sich den Film aus, der "In 3 Tagen bist du tot 2" mit den vorgegebenen Parametern hätte werden können. Das Ergebnis ist zwar immer noch besser als ein Großteil dessen, was uns all die "Saw"- und "Hostel"-Derivate aufs Auge drücken wollen - aber gut sieht anders aus. Vielleicht waren die Filmemacher nach dem Erfolg des Originals etwas zu sehr von sich überzeugt; vielleicht hätte man die Fortsetzung um eine Viertelstunde straffen sollen; vielleicht war "In 3 Tagen bist du tot" aber auch nur ein einmaliger Glückstreffer ...
Wir lassen uns in einem dritten Teil gern vom Gegenteil überzeugen. Weil: Die Richtung stimmt, und die heimische Kinolandschaft braucht gutes Genrekino dringender als der ORF einen Lottogewinn.
Jürgen Fichtinger
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