Kino_Film-Tips Jänner 2015

Volle Kraft voraus!

Die Panzer rollen wieder. Österreichischer Horror setzt sich im Kopf fest. Michael Keaton hat einen Vogel. Und Hundemörder erfahren alttestamentarische Gerechtigkeit. Das neue Kinojahr hat begonnen.    14.01.2015

EVOLVER-Redaktion

Herz aus Stahl

(Fury)

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Kinostart: 1. 1.

 

Die Rehabilitation nach dem Absturz nach dem Aufstieg: Mit dem gemeinhin verschmähten Arnie-Actioner "Sabotage" hatte David Ayer ihn ja schon fast wieder zu Gänze verspielt, den mit seinem real-ruppigen Kieberer-Streifen "End of Watch" zuvor zu Recht hereingespielten Credit. Umso eindrücklicher gerät nun seine Rückkehr zur Form mit "Fury", das bei uns auf gut Landser-Deutsch "Herz aus Stahl" heißen muß und eigentlich nicht viel anderes anstellt als ein halbes dreckiges Dutzend von Ami-Soldaten - u. a. Brad Pitt (dessen Wardaddy dankenswerterweise nur höchst zarte Anflüge seiner Figur aus "Inglourious Basterds" zuläßt), Shia LaBeouf und Jon Bernthal - im Panzer durch die letzten Kriegstage im durchgehitlerten Deutschland zu schicken. Statt dem Tiger steckt hier zuvorderst die Tristesse im Tank, bleibt für Heldentum und -mut kaum Zeit, lauert die Angst in den Knochen wie das titelspendende Gefährt oberschenkeltief im Gatsch. Der Krieg mag längst gewonnen sein, was aber keineswegs bedeutet, daß man dessen Ende auch selbst noch erleben wird. Ein in bemerkenswerter Intensität vor sich hinrollendes Kammerspiel, das seine Stärken besonders in der Stille findet und das auch vom zwischendurch allzu Game-beeinflußten Schußgewechsel nicht aus der Fahrspur geworfen werden kann.  (CP)

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Ich seh Ich seh

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Kinostart: 9. 1.

 

Kunst-Horror aus Österreich, und das sogar ziemlich eindrucksvoll. Zwei elfjährige Zwillingsbuben glauben, in ihrer nach einer Operation vermummt und bandagiert heimkehrenden Mutter einer fremden Frau zu begegnen, was vom (spielfilmdebütierenden) Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala mit allen Mitteln suspensefördernder Filmästhetik illustriert wird. Star-Kameramann Martin Gschlacht faßt das hypermoderne Landhaus, in dem die Handlung spielt, in aseptisch kalte Bilder, und Olga Neuwirths subtil dräuender Soundtrack holt noch aus einem Blick in den Rasierspiegel einen überrumpelnden Schockeffekt heraus. Das alles mag sich den einen oder anderen Ton von Vorbildern wie David Lynch geliehen haben und ist vielleicht phasenweise ein bißchen dick aufgetragen, doch aus dem Kopf bekommt man die Sache nicht so bald. Das Problem des Films stellt sich erst im Rückblick dar und kann hier wegen akuter Spoiler-Gefahr nur angedeutet werden. Im Licht der Pointe dieser Erzählung erscheint vor allem das Verhalten der Frau nicht in jeder Phase des Geschehens gleich plausibel, sondern mitunter ausschließlich für Kamera und Publikum gedacht und gedreht. Aber red ma weiter, wenn Sie den Film gesehen haben.  (HL)

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The Cut

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Kinostart: 9. 1.

 

Nicht allzu weit aus dem Filmbeobachterfenster lehnt man sich mit der Behauptung, daß in diesem Jahrtausend aus deutschen Regiestuben noch wenig Wuchtigeres daherkam als Fatih Akins "Gegen die Wand" aus dem Jahr 2004. Nach dem eventuell etwas zu Iñárritu-esk verschachtelten "Auf der anderen Seite" stellt "The Cut" nun den finalen Teil seiner "Liebe, Tod und Teufel"-Trilogie dar - und zugleich sein bislang ambitioniertestes und kostspieligstes Unterfangen. Das sind allerdings auch schon die einzigen dafür anwendbaren Superlative: Mit dem kontinente- und jahrzehnteumspannenden, sich ungeniert an großen Referenzwerken von Lean bis Leone abarbeitenden Epos, das einen erstummten armenischen Familienvater (Tahar Rahim aus "Ein Prophet") auf der Suche nach seinen Zwillingstöchtern von seiner während des Ersten Weltkriegs vom Genozid der Türken heimgesuchten Heimat über kubanische Umwege schließlich ins amerikanische Hinterland führt, hat sich Akin nämlich doch einigermaßen verhoben. Zu viele Redundanzen bei gleichzeitig zu großzügig bemessenem Pathosgehalt leistet sich der zusammen mit der reaktivierten Drehbuchlegende Mardik Martin ("Raging Bull", "Mean Streets") verfaßte Plot - was letztlich sowohl den emotionalen als auch den thematischen Einschlag etwas bescheiden ausfallen läßt.  (CP)

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Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel

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Kinostart: 22. 1.

 

In den 80er Jahren war das Ouija-Board alias Hexenbrett bei Gothic-Teens äußerst beliebt, was natürlich auch in Horrofilmen seinen Niederschlag fand. Wenn junge Menschlein Party machten, holten sie im Kino das spiritistische Hilfsmittel hervor, just for fun, of course, und warteten darauf, daß bei anzüglichen Fragen irgendjemand den Zeiger auf JA oder NEIN drehte oder mittels Buchstaben ein Wort formulierte. Und dann, zack - war da wirklich ein böser Geist, der den Protagonisten Angst einjagte und sie zu sich ins Jenseits herüberholte. Bei den rechtskonservativen, wiedergeborenen Christen der USA galt das Ouija-Board in Zeiten der "Satanic Panic" als Verführung zur Teufelsanbetung - was den Spielehersteller Parker Brothers nicht daran hinderte, das Patent dafür zu erwerben und das böse Brett als Brettspiel zu verkaufen. Und wie wir seit dem sagenhaften Topfen "Battleship" wissen, werden heutzutage nicht nur Comics, Disneyland-Attraktionen und Action-Figuren, sondern auch Brettspiele einer Hollywood-Bearbeitung unterzogen. "Ouija - Spiel nicht mit dem Teufel" wurde aber immerhin von Blumhouse Productions realisiert, die in jüngerer Vergangenheit mit durchaus gelungenen Low-Budget-Streifen à la "Paranormal Activity" und "Insidious" die Gruselszene belebten. Und so ist auch dieses neue Werk (in dem zwei Ex-Teens ihr altes Brettl und die Geister, die sie einst riefen, wiederentdecken) kein richtiger Einfahrer, sondern bannt den Zuseher trotz der wenig innovativen Handlung mit den handelsüblichen jump scares in den Kinositz. Kann man aber auch fürs Heimkino abwarten.  (ph)

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Boyhood

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Kinostart: 22. 1.

 

Erfahren Sie in unserem Berlinale-Special, was Michael Kienzl über Richard Linklaters Coming-of-Age-Story denkt, und lesen Sie Hans Langsteiners EVOLVER-Review "12 Years a Boy".

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Casanova Variations

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Kinostart: 23. 1.

 

Okay, das klingt jetzt mehr nach einer Sache für Spezialisten: Die Verfilmung einer 2001 im Ronacher uraufgeführten Bühnenproduktion ("The Giacomo Variations"), die ihrerseits schon mehrere Ebenen ineinanderschob: das Leben Casanovas, die Mozart-Opern zum Thema "Verführung" und die (Bühnen-)Präsenz des Hollywoodstars John Malkovich. Der Film, den Michael Sturminger nach seiner eigenen Inszenierung gedreht hat, fügt diesen Ebenen noch eine weitere sowie eine zusätzliche Frauenfigur (Veronika Ferres) hinzu, sodaß man da schon mitunter den Überblick verlieren darf. Doch Skeptikern sei versichert: Es tut gar nicht weh, im Gegenteil! Der Mix aus Kostümfilm, dokumentierter Opernaufführung und Quasi-Making-of (auch das gescriptet und inszeniert!) bleibt (fast) immer kurzweilig und anregend, und ehe man sich´s zwischen den Stilen dieses Metafilms allzu gemütlich eingerichtet hat, ist er auch schon zu Ende. Gut, es schadet nicht, wenn man Opern-, genauer gesagt Mozartopern-Fan ist, und John Malkovich sollte man auch zumindest irgendwie faszinierend finden, aber dann steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Frau Ferres, die auch sehr fad rüberkommen kann, ist hier in einer ironisch gebrochenen Studie überhaupt die Überraschung des Films, und Malkovich pariert selbst Fragen wie die, ob er nun schwul sei oder nicht, mit herrlich lässiger Eleganz. Ein Film für Neugierige.  (HL)

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Birdman

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Kinostart: 30. 1.

 

Wie werden die heutigen Marvel- und DC-Superhelden-Darsteller in Zukunft dastehen, wenn die Welle der Comics-Verfilmungen (endlich) einmal abgeebbt ist? Vielleicht so wie Riggan Thomson (Michael Keaton), der einst als "Birdman" ein Star war und für den sich heute kein Mensch mehr interessiert. Deshalb hat der Ex-Batman auch ein großes Comeback-Projekt: er will am Broadway als ernsthafter Schauspieler und Regisseur reüssieren. Dabei stehen ihm natürlich allerlei Hindernisse im Weg: sein Hauptdarsteller, der Method-Acting-Schmock Mike Shiner (Edward Norton), der glaubt, auf der Bühne echten Sex mit Kollegin Lesley (Naomi Watts) haben zu müssen; aber auch seine Tochter Sam (Emma Stone), die gerade einen Drogenentzug hinter sich hat. Und dann taucht noch der echte Birdman auf ...

Wie man an der Besetzung sieht, handelt es sich bei "Birdman" - trotz des schwer überschätzten Comedy-Sidekicks Zach Galifianakis in einer Rolle als bester Freund des Hauptdarstellers - um mehr als die übliche (Romantik-)Komödie aus den USA. Das garantiert schon der Regisseur dieser gelungenen Parodie auf das amerikanische Showbiz: Alejandro González Iñárritu, der nach "Amores Perros", "21 Gramm" und "Babel" wieder einmal zeigt, daß man in Mexiko doch einen etwas anderen, schwärzeren Blick auf die USA hat. Und das ist - wie sein neuer Film - gut so.  (ph)

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John Wick

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Kinostart: 30. 1.

 

Who the fuck is John Wick?! Wer diese Frage nur mit dem heute handelsüblichen "Keine Ahnung" beantwortet (interessant, daß sich mittlerweile so viele Menschen ganz offen als tatsächlich ahnungslos deklarieren ...), macht den gleichen Fehler wie der Russenmafia-Bub, der im ersten großen Actionstreifen des Jahres 2015 nicht weiß, wer dieser Wick ist. Obwohl der ruhige Vorstadtbewohner nämlich aussieht wie Keanu Reeves, ist er nicht wirklich blöd, sondern ein Auftragskiller in Frühpension. Er hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, um seine todkranke Frau zu pflegen - und die hat ihm nur einen Hund hinterlassen. Als besagter Mafianachwuchs in Johns Haus einbricht, das Tier umbringt und noch dazu das Auto stiehlt, gibt´s nur mehr eines: RACHE. Und die wurde von David Leitch und Chad Stahelski, die seit seligen "Matrix"-Zeiten Keanus Vorliebe für Martial Arts und extravagante Action teilen, ganz hervorragend und beeindruckend inszeniert. Das und die bis in kleinste Rollen fähige Besetzung (Michael Nyqvist, Bridget Moynahan, Willem Dafoe, John Leguizamo u. a.) machen "John Wick" sehenswert. Zumindest, wenn man Action-Fan ist ...  (ph)

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