Get Smart
ØØØ
USA 2008
110 Min.
Regie: Peter Segal
Darsteller: Steve Carell, Anne Hathaway, Alan Arkin u. a.
Sein Name ist Smart, Maxwell Smart. Und er muß die Welt retten. Vor finsteren Terroristen und geldgierigen Schurken. Ob Comedy-Meister Steve Carell dieser Aufgabe gewachsen ist? 11.07.2008
Agenten-Parodien sind mitunter ein heikles Unterfangen, Parodien auf Agentenfilme auch. Das mußte bereits Englands Star-Komiker Rowan Atkinson erfahren. Seine infantile James-Bond-Klamotte "Johnny English" wurde zu Recht in die Niederungen des filmischen Komödien-Oeuvres verbannt. Als bekannt wurde, daß die von Mel Brooks und Buck Henry entwickelte, von manchen beinahe kultisch verehrte TV-Serie "Mini-Max" ein Revival in Spielfilmlänge erhalten sollte, schien eine Portion Skepsis nicht ganz unangebracht. Doch mit jedem Detail, das über die Produktion an die Öffentlichkeit drang, verfestigte sich der Eindruck, daß diese Hommage an die Welt der Super-Spione und ihre cineastischen Pendants positiv überraschen könnte.
Immerhin nahm mit Peter Segal ein ausgewiesener Comedy-Fachmann auf dem Regiestuhl Platz. Der Mann hat nicht nur bereits "Die nackte Kanone 33 1/3", sondern auch den überaus sympathischen "Murmeltier"-Rip-Off "50 erste Dates" mit Adam Sandler und Drew Barrymore inszeniert. Zugegeben, auf Segals Konto gingen auch Fehlgriffe wie "Der verrückte Professor II" und die reichlich dröge Sport-Comedy "Spiel ohne Regeln" (ebenfalls mit Adam Sandler). Aber als notorischer Optimist blendet man diesen Umstand gerne aus, zumal niemand geringerer als Steve Carell die Rolle des Super-Agenten Maxwell Smart übernahm.
Die Story ist eigentlich Nebensache, dient sie ohnehin nur als Vorwand für Carells einmal mehr zwerchfellerschütternde Performance. Nach einem verheerenden Angriff auf das Hauptquartier der amerikanischen Geheimdienstorganisation CONTROL weiß das Verbrechersyndikat KAOS um die wahre Identität sämtlicher Geheimagenten. Deren Chef (Alan Arkin) bleibt in dieser Situation nichts anderes übrig, als seinen ehrgeizigen Analytiker Maxwell Smart zu befördern. Smart, der schon lange davon träumt, den langweiligen Innendienst endlich hinter sich zu lassen, wird mit der attraktiven Agentin 99 (grrr: Anne Hathaway) auf eine gefährliche Mission geschickt. In Rußland (wo sonst?) sollen beide die Hintermänner der KAOS-Organisation ausfindig machen, ehe diese ihre tödlichen Terrorpläne in die Tat umsetzen können. Das ist leichter gesagt als getan, aber dank Smarts unerschütterlichen Optimismus letztlich doch kein allzu großes Problem.
In seinem Humorverständnis rückt "Get Smart" zuweilen Klassikern wie den Nonsens-Komödien der Zucker-Abrahams-Zucker-Schmiede ganz dicht auf die Fersen. Subtilität hat im Universum des Maxwell Smart keinen Platz. Stattdessen darf ausgiebig herumgealbert und schmerzfreier Slapstick aufgeführt werden. Etwa wenn Max und seine Begleiterin auf der Flucht gegen eine Hauswand donnern oder sich im rasanten Finale gewisse Teile von Max´ Hose unbemerkt abnutzen. "Get Smart" wartet – man ahnt es – sodann mit Carells entblößtem Hinterteil auf, wobei selbst soviel Körpereinsatz nicht überspielen kann, daß Segals hübsch bebilderte Agentensause nur selten wirkliche Eier in der Hose hat. So traut sich der Film nicht, auch den letzten Schritt in Richtung Anarcho-Klamotte zu vollziehen, vermutlich aus Rücksicht auf Carells treue Fans, die ihren Star eher aus Satire-Formaten wie "The Office" und den Slacker-Komödien eines Judd Apatow ("Jungfrau (40), männlich, sucht ...") kennen.
Über weite Strecken begnügt sich Segal damit, die bekannten Vorbilder des Genres zu zitieren und liebevoll zu persiflieren. 007, dessen Missionen dem Film gewissermaßen als Handlungsgerüst dienen, Catherine Zeta-Jones´ Laser-Akrobatik aus "Verlockende Falle" oder der 80er-Jahre-Kracher "Stirb langsam": als kleine Zitatensammlung dürften vor allem Freunde des Agenten-Genres Gefallen an "Get Smart" finden. Zuweilen, aber leider viel zu selten, offenbart der Film sogar satirische Qualitäten, für die auch die Serie berühmt war. So stattet James Caans Präsident ausgerechnet in dem Moment größter Bedrohung einem Kindergarten einen Besuch ab, wo er sich vor den Kleinsten zum Affen machen darf ... Eine ernst zu nehmende politische Agenda, einen kritischen Subtext sucht man trotz solcher Spitzen allerdings vergebens.
Daß der Film nichtsdestotrotz ohne große Längen unterhält, ist vor allem das Verdienst von Steve Carell. Der in TV und Kino anzutreffende Vollblut-Komiker wertet selbst biedere 08/15-Romanzen wie "Dan – Mitten im Leben" auf. In seiner grandiosen Selbstüberschätzung ähnelt Maxwell Smart, so wie Carell ihn darstellt, an den jungen Frank Drebin. Aber Carell läßt sich im Gegensatz zu Leslie Nielsen nicht auf die Karikatur eines wandelnden Slapstick-Panoptikums reduzieren. Immer schwingt bei ihm auch ein liebenswerter Unterton für die Rolle mit, die er gerade verkörpert. Carell schafft es, selbst einen 40-Jährigen, der Spielfiguren sammelt und verklemmt über harmlose Sexwitzchen kichert, nicht als nerdigen Vollidioten erscheinen zu lassen.
Damit qualifiziert er sich zugleich für die Rolle des leicht trotteligen Geheimagenten. Auch Maxwell Smart hat bei allem Klamauk etwas Tragikomisches an sich. In der Szene, als sein Chef ihm die freudige Nachricht überbringt, daß er fortan als Agent im Außendienst tätig sein wird, sucht sich die Freude und Erleichterung über die lang ersehnte Beförderung ein Ventil. In dem Glauben, seine Kollegen würden nichts mitbekommen, schreit sich Max den über die Jahre angestauten Frust von der Seele. Daß dem nicht so ist, umschreibt ohne viele Worte das Drama seines Lebens. Er ist gekommen, um zu leiden. Und alle sollen es sehen.
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