Finsterworld
(Foto: Alamode Filmverleih)
Filmstart: 10. Jänner
Die positive Überraschung zu Beginn des neuen Kinojahrs: ein Film aus Deutschland, so überrumpelnd brillant und erfreulich politisch unkorrekt, wie man es nicht (mehr) für möglich gehalten hätte. Schon das Drehbuch fällt aus dem Rahmen. Es stammt vom (seinerzeit vom "Spiegel" für die Kolonialismus-Satire "Imperium" abstrus attackierten) Buchautor Christian Kracht und entrollt mehrere parallel laufende Handlungsstränge, die auf unerwartete Weise zusammenlaufen (das wäre noch nicht neu) und fast ausnahmslos den schlimmstmöglichen Verlauf nehmen (das schon eher!). Ein Fußpfleger freundet sich mit einer Patientin im Altersheim an, ein Schüler wird von seinen Kameraden gemobbt, ein Polizist hat Beziehungsstreß mit seiner filmenden Freundin. Klingt alles nicht aufregend, doch was Kracht und seine hier erstmals Regie führende Ehefrau Frauke Finsterwalder aus diesem Episodenreigen gemacht haben, ist in subtil stilisiertem Realismus von so brüllend schwarzer Komik, daß man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Wie virtuos hier vorgegangen wurde, zeigt schon der Umstand, daß die Handlung einmal ins Herz der Hölle, in das Innere eines KZ-Verbrennungsofens führt, ohne die sorgsam gewahrte Balance aus Mitleid und Furcht (um es mit Lessing zu sagen) ins Wanken zu bringen. Die Elite deutschsprachiger Schauspielstars - von Johannes Krisch über Corinna Harfouch und Michael Maertens bis zur greisen Fassbinder-Heroine Margit Carstensen - fühlt sich in dieser Finsterworld offenbar ebenso gut aufgehoben wie das hoffentlich zahlreiche Publikum. (HL)
Kommentare_
lieber arthaus als twilight.