Kino_Film-Tips Oktober 2013

Hey, hey, Niki!

Niki Lauda saust dahin. Liberace schwuchelt herum. Nestlé stiehlt uns das Wasser. Und George Clooney ist im All gestrandet - ausgerechnet mit Sandra Bullock, wenn er dort doch genausogut Harrison Ford hätte treffen können. Die Filmwelt überrascht uns auch im Oktober immer wieder.    30.09.2013

EVOLVER-Redaktion

Rush

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Filmstart: 3. Oktober 2013

 

Niki Laudas zähes Rennduell mit seinem ewigen Widersacher James Hunt - das scheint ein Fall für Fans und Spezialisten zu sein. Doch der Schein trügt: Hollywood-Allzweckwaffe Ron Howard hat die diversen Formel-1-Rennen so abwechslungsreich und spannend inszeniert, daß sich auch Anti-Rennsportler dem Sog dieser (unglaublichen, aber wahren) Geschichte kaum werden entziehen können. Peter Morgans Drehbuch spitzt die Rivalität der - in Wahrheit fast befreundeten - Renn-Stars zu zwei denkbar konträren Männerporträts zu: hier der blendend aussehende blonde Wonneproppen James Hunt (Chris "Thor" Hemsworth), der sogar noch die Stewardeß im Flugzeug auf die enge Toilette abschleppt, dort der stets verkniffene, schmallippige Lauda, dem kein einziger lockerer Schmäh entschlüpft und der nichts als Schrauben und Sekunden im Kopf zu haben scheint. Daß der reale Lauda diesem Drehbuch, das ihn reichlich unsympathisch zeichnet, zugestimmt hat, spricht schon wieder für ihn. Daniel Brühl liefert ein optisch wie stimmlich so überrumpelnd authentisches Porträt ab, daß man aus dem bewundernden Staunen kaum herauskommt. John Frankenheimers Klassiker "Grand Prix" hat einen würdigen Nachfolger gefunden. (HL)

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Gravity

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Filmstart: 4. Oktober 2013

 

Wir vom EVOLVER freuen uns ja praktisch auf jeden Science-Fiction-Film - aber wollen wir wirklich ausgerechnet mit George Clooney und Sandra Bullock hinaus ins All? Und das in einer Kinonszenierung von Alfonso Cuarón, der schon in "Children of Men" zur Genüge zeigen durfte, wie sehr ihm die Kleinfamilie und deren ewige Kinderkriegerei am Herzen liegen? Na gut, das soll ja manchen Leuten auch so gehen, also dürfte das geneigte Publikum wohl auch die schön abphotographierte Mär vom alternden Space-Shuttle-Piloten und seiner auch nicht mehr ganz jungen Begleiterin, die bei einem Routineflug zum Hubble-Teleskop durch den Abschuß eines Satelliten (schuld ist der Russe, wer sonst?) im Weltenraum stranden, zu schätzen wissen. Nur durch ein dünnes Kabel verbunden, machen sich Sandra und George auf den mühevollen Weg zur ISS. Und wir können uns alle jetzt schon ausrechnen, daß dabei nicht nur allerlei Multiplex-Philosophien, sondern auch romantische Gefühle zum Ausdruck kommen werden. Da sehnt man sich doch nach den Zeiten zurück, als einen im All noch niemand schreien (oder reden) hörte. (ph)

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Liberace (Behind the Candelabra)

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Filmstart: 18. Oktober 2013

 

Für ihn hätte der Begriff "camp", gäbe es ihn nicht bereits, eigens erfunden werden müssen: Im weißen Hermelin, mit jeder Menge Ringen an den Fingern machte der Amerikaner Wladziu Valentino Liberace Karriere als exzentrischer Star-Pianist, bevor er 1987 in Kalifornien an den Folgen von AIDS starb. Daß der Schwarm älterer Damen in Wahrheit stockschwul war, drang erst nach seinem Tod an eine breitere Öffentlichkeit. Jetzt, ein Vierteljahrhundert später, scheint dieser Umstand erfreulicherweise so wenig sensationell, daß er in Steven Soderberghs Biopic als selbstverständlicher Hintergrund einer Love-Story dienen kann, für die das verbrauchte Wort "berührend" noch einmal  zum Einsatz kommen muß. Dabei läßt Soderbergh kein drastisches Detail aus - von der Kokainsucht des jungen Lovers bis zum physischen Verfall des Stars. Raffende Schnitte und ironisch konterkarierende Musikeinsätze bewahren das Melodram vor dem Absturz in die Sentimentalität, und die Schauspieler stürzen sich mit so viel Animo in ihre Rollen, daß sich Anteilnahme mit Vergnügen mischt - schon weil Michael Douglas die ganze Selbstironie mit einbringt, über die der historische Liberace verfügt haben muß. Wobei Matt Damon als alternder jugendlicher Liebhaber fast noch besser (und die eigentliche Überraschung des Films) ist als Douglas in der Titelrolle. Daß so ein wunderbarer Stoff in den USA nur noch fürs Fernsehen realisiert werden konnte, stimmt fast ebenso nachdenklich wie die Meldung, daß sich Soderbergh jetzt vom Filmgeschäft zurückziehen will. Wenn´s wirklich ein Abschied war, dann ein glanzvoller. (HL)

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Ender's Game

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Filmstart: 24. Oktober 2013

 

Bevor Harrison Ford im nächsten "Star Wars"-Teil eventuell noch einmal in die Rolle des alten, ewig jungen Han Solo schlüpft, zieht er hier als Offizier in den Weltraumkrieg. Das heißt: Mit mehr als 70 Jahren tut er das natürlich nicht mehr selbst, sondern bildet stattdessen den jungen Ender in Space-Taktik, Kampf in der Schwerelosigkeit und ähnlichen Kunststückchen aus, mit denen die Erde eine weitere Invasionsarmee der Alien-Rasse Formics (alias "Buggers", weil sie insektoid sind) abwehren will. Die Romanvorlage von Orson Scott Card aus dem Jahre 1985 erregte damals den Zorn liberaler Kritiker - nicht etwa, weil die Abenteuer des jungen Ender (im Film gespielt vom britischen Jungdarsteller Asa Butterfield, bekannt als "Son of Rambow" und "Hugo") auf der futuristischen Militärakademie so langweilig berechenbar sind, sondern weil der Autor in seinem Buch die böse-böse Gewalt rechtfertigt. Doch für Hollywood ist das in Zeiten des überbordenden US-Imperialismus garantiert kein Problem mehr. Also: Zieht in die Schlacht, ihr Kindersoldaten, ob gegen Terroristen oder Insekten!

Blöd nur, daß Card sich in der Vergangenheit auch vehement gegen die Schwulen-Ehe eingesetzt hat - dafür darf er sich jetzt permanent entschuldigen, um dem Film nicht zu schaden. Die Welt ist wirklich dümmer geworden, als die Science Fiction es sich je ausdenken konnte ... (ph)

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Insidious: Chapter 2

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Filmstart: 18. Oktober 2013

 

Damit es nicht so aussieht, als wären wir diesmal gegen alles, wo "Genre" draufsteht: Die Fortsetzung des Grusel-Spukhaus-Thrillers "Insidious" erfüllt uns durchaus mit Freude. Und überzieht uns noch dazu mit Gänsehaut. Zum einen, weil damit das "Saw"-Team James Wan (Regie) und Leigh Whannell (Drehbuch) ein weiteres Mal beweisen darf, daß es weit mehr und subtileren Horror drauf hat als seine vielen Torture-Porn-Imitatoren; zum anderen aber auch, weil es sich beim "zweiten Kapitel" um ein echtes Sequel handelt, das die Geschichte der Protagonisten aus Teil eins (Patrick Wilson & Rose Byrne) weitererzählt. Die beiden wollen halt wissen, warum sie eine so enge Verbindung zur Welt der Geister haben - und das ganz ohne Reality-TV-Wackelkamera, aber dafür mit wirklich beunruhigenden Bildern, einem schleichend gemeinen Soundtrack und überzeugenden schauspielerischen Leistungen. In der Nacht danach darf das Licht eingeschaltet bleiben. (ph)

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Bottled Life: Die Wahrheit über Nestlés Geschäfte mit dem Wasser

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Filmstart: 25. Oktober 2013

 

Daß der Lebensmittelkonzern Nestlé alles Wasser dieser Welt privatisieren und um teures Geld verkaufen will, das ist nichts Neues, sondern wurde von einem repitilienartigen Firmenboß (hallo, David Icke!) bereits vor Jahren ungeniert geäußert. Für Dokumentarfilmer ist diese Tatsache jedoch immer noch ein Grund zur Empörung, wie der Schweizer Journalist Res Gehriger in "Bottled Life" demonstriert. Weil Nestlé doch tatsächlich Trinkwasser biligst einkauft, es in Flaschen abfüllt und dann um viel Geld an die Kundschaft verscherbelt. Das tun zwar alle möglichen anderen Getränkefirmen auch, aber es ist doch immer gut, wenn man auf einen prominenten alten Feind wie den Schweizer Multi hinhauen kann. Schließlich hat Nestlé sich bereits früher (siehe Milchpulverskandal) nicht als besonders menschenfreundlich hervorgetan und lehnt auch in diesem Fall arrogant jeden Kommentar ab, weil es dem Film "an Objektivität fehlt". Damit hat der Konzern - wenn auch aus den falschen Gründen - allerdings nicht unrecht. Wenn man bedenkt, wie sehr NGOs, Grüne und andere Gutmenschen der Industrie in die Hände spielen, indem sie auch in wasserreichen Ländern wie Österreich und Deutschland ihre Spar/Verzichts-Ideologie in die Köpfe des Volkes hämmern, braucht man sich nicht zu wundern, daß Nestlé und Co. schon einmal vorsorglich ein paar Millionen Hektoliter speichern. (ph)

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