The Vatican Tapes
Filmstart: 30. Juli
Seit dem legendären (und in seinem Subgenre immer noch unschlagbaren) Film "Der Exorzist" haben wir uns nicht nur damit abgefunden, daß es kirchlich beamtete Teufelstreiber nach wie vor gibt - sondern nach und nach schleicht sich auch in immer breiteren (und dümmeren) Bevölkerungskreisen wieder die Meinung ein, daß deren Wirken legitim ist. Manchmal geht es halt nicht anders, manchmal ist jemand wirklich vom Satan oder dessen Dämonen besessen, manchmal muß man eben einen Exorzisten zu Hilfe holen. Die katholische und vom Vatikan abgesegnete Methode, Menschen von ihrem abweichenden Verhalten zu befreien, ist zwar etwa so fragwürdig wie die Psychoanalyse, die Elektrokrampftherapie (so sagt man heute zu den guten alten Elektroschocks) oder das "Niederpulverln" in heutigen Nervenheilanstalten - aber fürs Kino doch um einiges spektakulärer und daher besser geeignet.
Merke also: Die Opfer der Besessenheit sind manchmal Kinder, manchmal auch junge Erwachsene, aber fast durchwegs weiblich. Das dürfte ebenfalls dem wirklichen Leben entnommen sein; satanische Buben setzen sich wesentlich leichter durch und erlangen wie in "Das Omen" oder den USA die Weltherrschaft. Das Böse manifestiert sich in allerlei Formen, vom ordinären Reden in den unterschiedlichsten, gern auch toten Sprachen (harmlos) über Kopfrotieren und grünen Schleim (obskur, unhygienisch) bis zum Herbeiführen tödlicher Unfälle in der näheren Umgebung. Da spritzt das Blut, da kommt der Kameramann, da freut sich das Publikum der Exorzistenfilme immer wieder gern.
Der neue Genrebeitrag "The Vatican Tapes" ist eindeutig ein B-Movie - aber das muß ja nichts Schlechtes sein, wie wir wissen. Leider erhielt Regisseur Mark Neveldine aber aus der Produktionsetage den Auftrag, einen jugendfreien Streifen ("PG-13" im Land der Freiheit) abzuliefern, und das ist einem Horrorfilm, von dem man mit Fug und Recht Blut & Beuschel, Schocks und nackte Haut erwarten darf, nicht unbedingt zuträglich. Die Geschichte um die junge Blondine Angela (Olivia Dudley), die nach diversen seltsamen Phänomenen ins Koma fällt, nach Abschaltung der medizinischen Geräte plötzlich wieder zum Leben erwacht und dann noch seltsamer und bedrohlicher für ihre Umwelt wird, ist in der ersten Hälfte zu langsam erzählt, wenn auch recht gut gespielt. Erst als endlich der Pfarrer die beiden Austreibungsspezialisten aus Rom aktiviert hat und sie ihrem Gegenspieler aus der Hölle - einer "nie dagewesenen satanischen Bedrohung", jaja, eh klar - gegenüberstehen, nimmt die Sache Fahrt auf. Aber da sehnt man sich schon nach dem Original-"Exorzisten" und seinen Fortsetzungen. Somit ist "The Vatican Tapes" eher etwas für die bildungsfernen, ahnungslosen Generationen, die sich Filme aus dem vorigen Jahrtausend prinzipiell nicht anschauen ... Oida. (ph)
Kommentare_
vatican tapes ist im gegensatz zu deliver us from evil eine entäuschung. schade.