Kino_Film-Tips 12/08

Gutes von oben, Böses im Hinterland

Advent im Kino? Das heißt vor allem: Remakes, Sequels, Bombast-Epen. Und eine Städtetour mit Woody Allen.    04.12.2008

Christoph Prenner

Der Tag, an dem die Erde stillstand

(The Day the Earth Stood Still)

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Worum geht´s?

Draußen ist feindlich. Deshalb müssen Aliens meistens auch böse sein. Zumindest dann, wenn sie beim Kinopublikum Anklang und/oder Widerhall finden wollen. Zwar gibt es durchaus auch das eine oder andere Gegenbeispiel für diese Hypothese (you name them ...), die Mehrzahl der außerirdischen Invasoren will unsereins aber doch eher ans Krawattl als nur nach Hause telefonieren. Nicht bloß aus diesem Grund mutet es ein wenig merkwürdig an, daß 20th Century Fox nun aus eben jenem Jahrhundert einen (absoluten) SF-Klassiker neu auflegt, dessen Held ein netter Alien, ein "Freund der Erde", ist. Richtig: Klaatu ist wieder da, nunmehr in der Gestalt von Keanu Reeves. Den Mann mit dem einen Gesichtszug mit der Rolle zu besetzen, ist aber nicht die einzige Seltsamkeit an diesem Remake. Warum beispielsweise sitzt wieder einmal bloß ein im besten Falle unauffälliger Handwerker wie Scott Derrickson im Regiestuhl und keiner, der diesem Unterfangen zumindest ein wenig mehr Potential abverlangen könnte als bloß das zum Kasse-klingeln-lassen? Vom abhandengekommenen politischen Subtext ganz zu schweigen - am Ende jenes Jahres, in dem der Kapitalismus endgültig abgedankt hat, einen Film wiederaufzulegen, der einst als Parabel auf die Angst vor dem Kommunismus diente: Ob das wirklich so klug ist?

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 60 %

Links:

Vicky Cristina Barcelona

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Worum geht´s?

Eine neue Stadt, ein neuer Aufbruch. Entgegen der bislang gern geäußerten Vermutung, daß Scarlett Johansson der hauptsächliche Ansporn für Woody Allens 17. Frühling namens "Match Point" gewesen sein mag, muß man sein Urteil nun vielleicht doch revidieren. Eventuell war es ja die Londoner Luft, die den Stadtneurotiker zu seinem bislang letzten Höhenflug verleitete. Gut, das kreative Pulver, das ihm die Themse-Metropole lieferte, war rasch verschossen - besonders toll waren die danach entstandenen "Scoop" und "Cassandras Traum" nun ja nicht -, aber zumindest war es kurz wieder vorrätig.

Und nun das: Barcelona - und der 18. Frühling namens "Vicky Cristina Barcelona". Zwar ist auch hier wieder Scarlett mit von der Partie; der wird allerdings sichtlich die Schau gestohlen von den beiden Natives Javier Bardem und Penelope Cruz (oh là là), den traumhaften Kulissen und der so tiefgehenden wie leichtgewichtig präsentierten Reflexion über die meist schwierige Natur der Liebe. Ein wieder einmal unvorhergesehenes Allensches Glanzstück also, das eigentlich nur einen Makel aufweist: Das penetrante Voice-over raubt dem Film unnötigerweise einiges an Flair.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 80 %

Links:

In 3 Tagen bist du tot 2

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Worum geht´s?

Kunststück Nummer eins: in Österreich einen Slasher-Film zu produzieren, der nicht nur nicht peinlich ist (siehe als unrühmliches Gegenbeispiel: das eher schreckliche, eben auf DVD erschienene "Auf bösem Boden"), sondern sogar internationalen Maßstäben Genüge zu tun weiß. Siehe "In 3 Tagen bist du tot". Kunststück Nummer zwei: diesen Erfolg beim so zwangsläufigen wie fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilten Sequel ganz beiläufig zu wiederholen oder gar zu übertreffen. Siehe "In 3 Tagen bist du tot 2". Insofern ist Andreas Prochaska wohl einer der wenigen tatsächlichen Künstler unter Österreichs Filmschaffenden. Dazu kommt, daß Hauptdarstellerin Sabrina Reiter eine Scream-Queen ist, wie man sie sich besser kaum wünschen könnte. Fragt sich nur, wie lange es die beiden noch in diesem Lande hält - vor allem jetzt, wo der marode ORF seinen Filmförderungsgeldhahn zuzudrehen droht?

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 75 %

Links:

Was sonst noch anläuft


Screwball Comedy

Das Österreichische Filmmuseum wird für seine Spezialprogramme zu Recht geschätzt. Den gesamten Dezember (und auch ein paar Tage im Januar) wird das Lichtspielhaus in der Albertina mit Meisterwerken eines der pfiffigsten Genres der Filmgeschichte bespielt: der Screwball-Comedy. Auf dem Programm stehen u. a. "Die Nacht vor der Hochzeit", "Leoparden küßt man nicht" oder "Mr. und Mrs. Smith" (the real one). Mehr dazu lesen Sie in Kürze im EVOLVER.

 

The Women

Das Remake zu "The Day The Earth Stood Still" mag unnötig sein, dieses hier ist schlicht eine Frechheit. Das ganz amüsante Dreißiger-Jahre-Lustspiel mit u. a. Joan Crawford als Quasi-Masturbationsphantasie für konsumgeile Schnallen wiederauferstehen zu lassen, als "Sex and the City" für geistig noch Ärmere, dazu gehört schon viel Dreistigkeit. Apropos konsumgeile Schnallen: Die Premiere dieses "Kultfilms" wird präsentiert von "WOMAN". Blöder Zufall aber auch ...

 

Australia

Weihnachtsepos, international: Wir warten, wie uns Kitschkönig Baz Luhrmann erklären will, daß seine Hauptdarstellerin in den 40er Jahren geliftet herumläuft. Außerdem warten wir, was Herrn Jackman betrifft, doch lieber auf "Wolverine". Auf den teuersten australischen Film aller Zeiten warten wir eher weniger.

 

Buddenbrooks

Weihnachtsepos, deutsch: Da warten wir doch lieber auf das Buch zum Film.

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