Kino_Film-Tips 09-10/08

Die rote Gefahr

Big Red und die Seinen ziehen in den Kampf gegen eine geheimnisvolle Armee, Baader und Meinhof (ebenfalls rot) nehmen es mit der Gesellschaft auf - und die Werber tun das, was sie immer tun: einen zur Weißglut bringen.    18.09.2008

Christoph Prenner

Hellboy 2 - Die goldene Armee

(Hellboy II: The Golden Army)

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Worum geht´s?

 

Guillermo del Toro gestaltet seine Filme optisch derart unverwechselbar aus, daß es kaum noch einen Unterschied macht, ob El Maestro nun Arthouse-Fantasy wie "Pans Labyrinth" oder eben Superhelden-Fantasy wie den zweiten "Hellboy" dreht. Na gut, ein paar Dollar mehr hatte del Toro für den zweiten Leinwandauftritt von Big Red schon zur Verfügung - und die hat er auch klug investiert: in einige atemberaubende Szenerien (Trolls´ Market oder der denkwürdige Innenstadtkampf mit einem "Elemental") und ein großartiges Animations-Intro beispielsweise. Da verkraftet man es auch leichter, daß das Buch oft nicht mit dem optischen Glanz mitkommt - und freut sich schon auf den dritten Teil, der wohl leider erst nach del Toros beiden "Hobbit"-Filmen aktuell werden wird. Lesen Sie dazu in Kürze die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung sowie ein Interview mit Guillermo del Toro.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 85 %

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Tropic Thunder

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Worum geht´s?

 

Wenn etablierte Schauspieler zu Filmemachern werden, geht das selten so beißend ab wie bei Ben Stiller, dessen fiese Modewelt-Farce "Zoolander" bis heute hält. Wenn nun in seinem Regie-Comeback noch dazu Schauspieler "fiktive" Schauspieler verkörpern, die inmitten des Drehs zu einem Anti-Kriegsfilm im Dschungel in echte Gefechte geraten, das aber für einen Teil des Plans halten, dann ist der satirische Kollateralschaden vorprogrammiert. Hier hat der Wahnsinn Methode bzw. Method Acting – wie bei Robert Downeys Oscar-Gewinner, der sich zur Rolleneinfühlung zum Schwarzen umoperieren läßt, oder bei Stiller selbst, der als Action-Held nebenbei nach einem Adoptivkind sucht, aber befürchtet, daß alle "guten" schon weg sind ... Grandios garstig. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Filmbesprechung.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 90 %

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Der Baader Meinhof Komplex

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Worum geht´s?

 

Der Deutsche watet gern im Sumpf seiner Geschichte. Das erklärt nicht nur ca. eintausend Episoden von Guido-Knopp-Dokus à la "Goebbels´ Gärtner", sondern auch den Erfolg von humorlos-herrenmenschherzerweichendem Herumgehitlere wie "Der Untergang".

Der dafür verantwortliche Bernd Eichinger hat sich nun der Geschichte der ersten RAF-Generation, frei nach Stefan Austs Bestseller, angenommen. Mit entsprechendem Budget und D-Superstar-Cast bis in die kleinste Nebenrolle soll das durchaus solide Stück Handwerkskunst dabei aber geflissentlich auch über eine unangenehme Wahrheit hinwegtäuschen: Keine Atempause, Geschichte wird gemacht - und mit ihr auch ein schöner Batzen Geld.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 40 %

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Burn After Reading

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Worum geht´s?

 

Wir beim EVOLVER haben es ja immer noch nicht ganz überwunden, daß es ausgerechnet die Coen-Brüder waren, die "There Will Be Blood" heuer Oscar-mäßig in die unverdiente zweite Reihe verwiesen haben - mit ihrer letztlich nur peripher gelungen zu heißenden Adaption von "No Country For Old Men". Aber zumindest hat dabei noch das Ausgangsmaterial einiges repariert; einen Cormac MacCarthy kriegt nicht einmal der Buben-Humor der Coens kaputt.

Aber wehe, sie krallen sich wieder selber die Kugelschreiber - wie in dieser (no na) Erpressungsgroteske rund um zwei Fitneßcenter-Coaches, die unverhofft an Geheimdienstunterlagen gelangen und sich dadurch die Chance aufs große schnelle Geld erhoffen. Dabei kommt nämlich wieder eine dieser Trial-and-Error-Satiren raus, die manchmal mehr ("Intolerable Cruelty"), manchmal weniger ("The Big Lebowski") nerven, immer aber "Kult" sind in Kiffer-WGs mit einschlägigen Zeitungsabos. Hier also: viel vignettenhaftes Erzählgewirr (Geheimdienste, Seitensprünge, Dildo-Stühle), noch mehr Starauf- (Clooney, Pitt, Malkovich) allerdings auch unterhaltungstechnischer Leerlauf.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 60 %

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39,90

(99 francs)

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Worum geht´s?

 

Die Nation mit dem Ex-Supermöbel als First Lady hatte neben einem halben Dutzend Houellebecq-Büchern noch einen weiteren Skandalroman zu verbuchen. "39,90" hieß der (zumindest in der deutschen Fassung) und versammelte die Beichten eines Textchefs bei einer der größten Werbeagenturen Frankreichs (Werber! Koksen!! Wer hätte das gedacht?) und machte selbigen, Frédéric Beigbeder, für zumindest eine Saison zum "Schriftsteller".

Ein bißchen gar spät gibt es nun auch den Film zum Buch, angerichtet ausgerechnet vom holländischen Regierabauken Jan Kounen, der zuletzt "Blueberry" ordentlich durch den Halluzinogen-Wolf drehte. Und wäre da nicht dieses üble Ende, das auch einem Weingartner-Film entsprungen sein könnte, dann könnte man diesen schneidig-schrillen Rausch der Bilder fast für einen Kinobesuch weiterempfehlen. So tut es wohl auch die DVD vom Film zum Buch.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 60 %

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Was sonst noch anläuft


Max Payne

Computerspielverfilmungen sind die neuen Comicverfilmungen. Hier kommt zum Glück wieder einmal eine ohne Uwe-Boll-Beteiligung - mit Mark Wahlberg als next Jason Bourne.

 

Der Love Guru

Mike Myers endlich wieder im Austin-Powers-Modus - nur leider mit den nicht ganz so zündenden Gags im Gepäck.

 

Mirrors

Kiefer Sutherland schon wieder im Jack-Bauer-Modus - nur leider mit den nicht ganz so aufreibenden Thrills, wie man sie von Horror-Shootingstar Alexandre Aja zuletzt ("The Hills Have Eyes", "Haute Tension") gewöhnt war.

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Kommentare_

Harald L. - 22.09.2008 : 15.25
Jetzt würd mich aber brennend interessieren, welche "einschlägigen Zeitungsabos" hat man in "Kiffer-WGs" laufen hat. Ich abonniere alles mögliche und will nicht unbedingt ins Visier eines übereifrigen Rasterfahnders geraten ...

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Viennale 2012/Journal III

Me vs. The Mob

Im finalen Teil der EVOLVER-Festival-Berichterstattung müssen sowohl Woody Harrelson als auch Mads Mikkelsen mit einem ihnen feindlich gesinnten Umfeld fertig werden - freilich aus ganz unterschiedlichen Gründen. Hereinspaziert in "Rampart" und "Jagten".  

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Viennale 2012/Journal II

Sehen und Raunen

Alte Helden, neue Helden: Takeshi Kitano findet in "Autoreiji: Biyondo" langsam wieder zu seiner Form zurück, verheddert sich aber letztlich zu sehr in der Handlung. Dafür darf Ben Wheatley nach "Sightseers" endgültig in die Riege der erstaunlichsten europäischen Regisseure aufgenommen werden.  

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Viennale 2012/Journal I

Perspektiven-Rausch

Bleibende Eindrücke der ersten Viennale-Tage: Die akribische Doku "Room 237" zerlegt "The Shining" in alle Einzelbilder, die große Matthew-McConaughey-Schau "Killer Joe" dafür Hendln in mundgerechte Portionen.  

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Das Bourne Vermächtnis / Interview Jeremy Renner

Der zweite Mann

Plötzlich A-List: Spätestens seit seinen Auftritten im "Avengers"-Film und im vierten "Mission: Impossible"-Teil gilt Jeremy Renner als Hollywoods kommender Superstar, auch wenn er darin eher nur in der zweiten Reihe stand. Im aktuellen "Bourne"-Sidequel spielt er nun auch erstmals in einem Blockbuster die Hauptrolle - zumindest so lange, bis Matt Damon wieder zurückkehrt. Der EVOLVER hat den 41jährigen zum Interview getroffen.  

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/slashfilmfestival 2012

Sieben /slash-Schönheiten

Daß das /slashfilmfestival im Wiener Filmcasino eine gar nicht genug zu lobende Bereicherung der heimischen Kinolandschaft darstellt, hat sich längst herumgesprochen. Der EVOLVER stellt ausgewählte Glanzlichter des dritten Durchgangs vor.  

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Viennale 2011/Journal III

Sturm und Zwang

Das dritte und letzte Kapitel unserer Viennale-Berichterstattung steht im Zeichen der Unruhe vor dem Sturm - und damit der beeindruckendsten Arbeit des Festivals: "Take Shelter".