Kino_Film-Tips 04/09

Draußen ist feindlich

Das "X-Men"-Franchise wird neugestartet, Jason Statham steht noch mehr unter Strom, und in Schweden werden junge Mädchen bissig: die Highlights des Kino-Aprils.    14.04.2009

Christoph Prenner

X-Men Origins: Wolverine

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Nein, es war nicht wirklich schön anzusehen, wie die "X-Men"-Trilogie durch Brett Ratners mißglückten letzten Teil nachträglich vieles ihres ursprünglichen Glanzes einbüßen mußte. Zumindest gibt´s nun die Möglichkeit zur Rehabilitation. Zwar ist es nicht Bryan Singer, der sich in diesem Prequel der Geschichte des wohl charismatischsten Mitglieds der Mutantenriege annimmt, aber immerhin doch einer, dem man ein wenig mehr Gespür fürs Material zutrauen darf: Gavin Hood. Der hat zwar mit "Tsotsi" erst einen nennenswerten Eintrag in seiner Filmographie aufzuweisen - aber dafür wurden dort Anspruch und Außenwirkung so stringent zusammengeführt, daß man sich auch für die "X-Men"-Revitalisierung so einiges erwarten darf. Da ist es eigentlich schon wieder schade, daß viele den Film nur in der zuletzt frühzeitig geleakten Workprint-Version kennenlernen werden. Hier könnte ein Kinobesuch inklusive aller endgültigen Effekte vielleicht wirklich noch den entscheidenden Mehrwert liefern.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 80 %

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Let The Right One In

(Låt den rätte komma in)

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Wenn man einmal darüber hinwegsieht, daß ein Frühsommer-Starttermin für einen Film, der im nordischen Winter spielt, die denkbar schlechteste Wahl ist (in Deutschland startete er als "So finster die Nacht" passenderweise zur Wintersonnenwende) so findet man eigentlich keinen weiteren Grund, warum man sich "Let The Right One In" nicht gleich in der ersten Vorführung ansehen sollte. Obwohl das derzeit wieder akut grassierende Vampirfilm-Fieber auf Schmonzes wie "Twilight" zurückzuführen ist (und hoffentlich auch ein wenig auf Alan Balls neue Serie "True Blood"), müßte nämlich in einer gerechten Welt dennoch Thomas Alfredsons Streifen alle, aber wirklich alle Lorbeeren einheimsen. Die im tristen Stockholmer Sozialbau-Ambiente angesiedelte (Liebes-)Geschichte zweier Vorpubertierender, hinter der sich allerdings ein so poetisches wie grausames Blutsaugerdrama verbirgt (oder umgekehrt), ist ganz einfach zu originell und verstörend, wagemutig und herzzerreißend, um in der Flut der Grusel-Billigproduktionen unterzugehen. "Let The Right One In" ist der beste Genre-Beitrag seit Ewigkeiten. Und ein wenig Angst muß man trotz J. J. Abrams´ Beteiligung doch auch vor dem Hollywood-Remake haben. Also lieber das Original ansehen - auch wenn es draußen 25 Grad hat.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 90 %

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Crank 2: High Voltage

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Das ist kein Film, das ist ein Trip. Das mag jetzt wie eine dieser abgestandenen Marketing-Phrasen klingen, wird einer Umschreibung der "Crank"-Fortsetzung aber noch am ehesten gerecht. Da mag das erste "Jason Statham rennt wie aufgezogen durch die Gegend und macht jeden nur erdenklichen Unfug, um zu überleben"-Abenteuer schon viele Leute, die easily offended sind, ob seiner dreisten No-bullshit-Attitüde vor den Kopf gestoßen haben; verglichen mit DIESER Fortsetzung war das aber gerade einmal die Warm-up-Runde. Und es läßt sich so einfach auch gar nicht auf den Punkt bringen, was hier vor sich geht, außer daß vieles davon so over the top ist, daß man Vergleichbares sicher noch nie im sogenannten Mainstream-Kino gesehen hat. Dann sitzt man nach eh nur 70 Minuten im Kinosessel, reibt sich wohl nicht nur einmal die Augen, fragt sich, ob das alles ein böser, geiler Traum war oder vielleicht die beste Computerspielverfilmung aller Zeiten ist - auch weil es dazu nie ein Game gab.

 

Einschlagswahrscheinlichkeit: 80 %

Links:

Was sonst noch anläuft


Knowing

Letztlich doch nicht wirklich überzeugender Science-Fiction-Thriller von Alex "The Crow" Proyas (wie auch, mit Nicolas Cage in der Hauptrolle?). Da sollte man sich lieber an seinen schon ein wenig vergessenen Genrebeitrag "Dark City" halten.

 

Universalove

Von Naked Lunch vertonte Episoden über das Leben und das Leiden mit und an der Liebe, vom Austro-Regisseur Thomas Woschitz. Bisweilen ganz entzückend (die Rio-Geschichte), dann aber auch wieder ärgerlich klischeebehaftet (die Tokio-Geschichte), ganz allgemein zu vignettenhaft angerissen, um wirklich zu berühren.

 

Palermo Shooting

Ein Wim-Wenders-Film. Mit Campino. Noch Fragen?

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Kommentare_

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