Kino_Film-Tips 2/2008

Die im Blut baden

Daniel Day-Lewis geht für den Erfolg über Leichen, Johnny Depp wird aus Rache zum Halsabschneider, Javier Bardem zieht als irrer Killer durch die texanische Gluthitze - und Rambo bleibt Rambo. Das Februar-Kinoprogramm ist definitiv nichts für Zartbesaitete.    13.02.2008

Christoph Prenner

There Will Be Blood

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Worum geht´s?

Um den Aufstieg (und zumindest moralischen Fall) eines Öl-Tycoons Anfang des 20. Jahrhunderts. Darum, wie er dabei theoretisch und bisweilen auch praktisch über Leichen geht - und seien es die naher Bekannter und Verwandter. Kurzum: das Porträt eines Vorzeigekapitalisten.

 

Was kann man sich erwarten?

Wie hat schon der Kollege J. F. formuliert: "Paul Thomas Anderson ist neben James Cameron der einzige, von dem ich absolute Perfektion erwarte." Und doch ist das Ausmaß an Perfektion, das Hollywoods Wunderkind (mit zwei Meilensteinen vor seinem 30. Geburtstag) mit seinem fünften Streifen erreicht hat, schon absolut beängstigend. Hier stimmt einfach alles (und ja, liebe Nörglergemeinde: auch die Laufzeit ist mit beinahe drei Stunden absolut angemessen): "There Will Be Blood", dieses Monsterepos im mehrfachen Wortsinn, hat es wirklich verdient, dereinst in einer Reihe mit den ganz großen Werken der Kinogeschichte zu stehen. Angefangen mit der völlig - im positiven Sinne - jenseitigen Performance des rechtschaffen wahnsinnigen Daniel Day-Lewis (der von Paul "Little Miss Sunshine" Dano zudem tolles Backup bekommt) über die in allem Übermaß schwelgende und doch immer treffsicher auf den Punkt kommende Inszenierung bis hin zur bitterbösen Auslotung menschlicher Unmoral (etwas, das beim humanistischen "Magnolia" noch ganz anders ausgesehen hat). Hier hat sich ein Filmemacher - vielleicht der beste seiner Zeit - die Latte selbst noch einmal höher gelegt. The sky´s the limit, muß man da offenbar sagen.

 

Wann geht´s los?

14. Februar

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 95 %

Links:

John Rambo

(Rambo)

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Worum geht´s?

Nach Rocky dreht jetzt auch Rambo seine Abschlußrunde. Allerdings nicht - wie vielleicht erwartet - im Irak, Iran oder gar wieder in Afghanistan, sondern in Burma, einem Flecken Erde, der auch nicht gerade für Friede, Freude etc. steht. Eines ist also auch hier sicher: There Will Be Blood.

 

Was kann man sich erwarten?

Einen Film, der nach ca. zehn Arbeitstiteln (darunter Schmankerln wie "Rambo IV: Pearl of the Cobra") nun doch nur "Rambo" heißt - bzw. bei uns wegen der Verwechslungsgefahr mit Teil eins (der in den USA "First Blood" hieß) eben: "John Rambo". Das gemahnt ja auch gleich an "Rocky Balboa", die andere Lebensrolle des Sly Stallone. Genau wie diesem ließ er auch dem ewigen Vietnam-Veteranen ein durchaus passables Ende zukommen, was nach den eher fragwürdigen Episoden zwei und drei ja nicht unbedingt anzunehmen war. Klar, mit Subtiliäten kann auch der vierte "Rambo" nicht aufwarten, und zum Ende hin gibt es auch das erwartete Gemetzel, aber dennoch: Hut ab, Mr. Stallone! Wer hätte sich vor zwei Jahren noch gedacht, daß er beide Franchises noch einmal aus dem Sumpf ziehen würde können - und das gänzlich auf eigene Faust, als Regisseur und Hauptdarsteller? Und jetzt ab in die wirklich verdiente Pension! Hoffentlich nicht als Politiker ...

 

Wann geht´s los?

14. Februar

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 60 %

Links:

Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street

(Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street)

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Worum geht´s?

Es bleibt blutig, selbst in einem Musical - ist aber auch kein Wunder, wenn es eines von und mit Tim Burton und Johnny Depp ist. Der Depp spielt darin einen Barbier mit Rachegelüsten, der die Kundschaft - mit Hilfe seiner Freundin (Helena Bonham Carter) - zu den köstlichsten Fleischpasteten der Stadt verarbeitet.

 

Was kann man sich erwarten?

Selbst wenn man Musicals - wie jeder vernunftbegabte Mensch eigentlich - verabscheut, wird man um diese fünfte Kollaboration von Depp und Burton nicht herumkommen. Zu wunderbar grauslich die Prämisse, zu interessant der Gedanke, Johnny erstmals im Film singen zu hören - und viel zu erlesen die Nebenrollen-Besetzung von Bonham Carter über Alan Rickman bis hin zu Sasha "Borat" Cohen als kaum wiederzuerkennendem Barbierkonkurrenten. Na denn: Let them eat (meat) pie!

 

Wann geht´s los?

22. Februar

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 80 %

Links:

No Country For Old Men

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Worum geht´s?

Um einen Koffer voll mit Drogengeld, der nach einer Schießerei in der texanischen Einöde liegenbleibt. Um einen Glücksritter, der förmlich darüber stolpert und ihn an sich nimmt. Und um einen komplett irren Killer, der sich ihm mit einer Art Sauerstofflaschen-Schießgewehr bewaffnet an die Fersen heftet.

 

Was kann man sich erwarten?

Grandiose Vorlage? Check (Cormac MacCarthy). Einzigartige Landschaft? Check (texanisch-mexanisches Wüstengrenzgebiet). Herausragender Hauptdarsteller? Check (Javier Bardem, irgendwie nicht ganz von dieser Welt - nicht nur wegen DER Frisur). Warum dabei trotzdem nicht das erhoffte Meisterwerk herausgekommen ist, lesen Sie in der EVOLVER-Viennale-Berichterstattung - siehe Link.

 

Wann geht´s los?

29. Februar

 

Einschlags-Wahrscheinlichkeit: 80 %

Links:

Was sonst noch anläuft


Falco - Verdammt, wir leben noch

So sieht das also aus, wenn Österreicher Biopics von Österreichern anfertigen: visuell gerade noch auf TV-Sonntagabendkrimi-Niveau, inszenatorisch hilflos und über fast zwei Stunden ohne eine auch nur annähernd originelle eigene Idee. Da ist der Mondscheiner noch das überraschenderweise geringste Übel. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Besprechung.

 

I´m Not There

Wenn schon Musikerbiographie, dann doch bitte so: Todd Haynes schafft es mit Hilfe von u. a. Christian Bale, Heath Ledger (R.I.P.) und Cate Blanchett sogar, daß man Bob Dylan interessant findet. Und das will was heißen. Lesen Sie dazu den Text im Zuge der EVOLVER-Viennale-Berichterstattung.

 

My Blueberry Nights

Hongkongs Finest Wong Kar Wai ist auch bei seinem ersten Ausflug in die USA noch in the mood for love. Leider recyclet er hier aber nur seine eigenen Standards - noch dazu mit Kuchengesichtern wie Norah Jones und Jade Law. Muß nicht unbedingt sein. Lesen Sie dazu die ausführliche EVOLVER-Besprechung.

 

Das Waisenhaus

Der ca. 139. Haunted-House-Film der vergangenen zehn Jahre? Kann gut sein. Und dennoch schafft es dieser spanische Beitrag - with a little help from Mr. Del Toro - sein Feld so abzustecken, daß man selbst bei überkritischer Betrachtung nicht viel aussetzen kann an dieser Melange aus Horror und Fantasy. "The Others" trifft "Pans Labyrinth" - sehr gekonnt umgesetzt und mit einem überzeugenden Finale.

 

Saw IV

Gut, es soll halt so sein, daß alle Jahre wieder eine neue Episode des Vorzeige-Franchise in Sachen torture porn in die Kinos geschwemmt wird. Anscheinend gibt es immer noch Bedarf ... Nur: Warum braucht man für den einstigen High-Concept-Straßenfeger mittlerweile eine gut 100seitige Bedienungsanleitung, um halbwegs mitzukriegen, worum es eigentlich geht? Wer will schon ca. zehn (völlig ungenügend ineinander verwobene) Zeitebenen und ein Dutzend Hauptdarsteller, wenn sie ohnehin nur dazu dienen, die mittlerweile überhaupt nicht mehr nervenzerfetzenden, sondern nur noch öden Folterszenen zusammenzuhalten? Wie Platz 1 der Ö-Kinocharts beweist: offensichtlich eine Menge Leute.

 

Der Nebel

Dann schon lieber Old-School-Horror, Trademark Stephen King. Noch dazu, wenn einer der wenigen King-Kenner und -Könner wie Frank Darabont im Regiestuhl sitzt, der sich hier nach "The Shawshank Redemption" und "The Green Mile" erstmals an genuinen Gruselstoff gewagt hat. Das Ergebnis sieht zwar zu Beginn nach mißglücktem Computer-Horror aus, entwickelt aber zum wirklich unguten Ende hin eine beklemmende Qualität, die einen im "positiven" Sinne förmlich erschlägt.

Links:

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