Death Race
ØØ 1/2
USA 2008
105 Min.
Regie: Paul W. S. Anderson
Darsteller: Jason Statham, Joan Allen, Tyrese Gibson u. a.
Die Gladiatoren sind zurückgekehrt! In nicht allzuferner Zukunft finden hinter hohen Gefängnismauern erbarmungslose Rennen statt, aus denen nur der Sieger lebend hervorgeht. Action-Spezialist Paul W. S. Anderson forciert (wieder einmal) die Konvergenz von Film und Videospiel. 10.11.2008
Die Zukunft ist ein Videospiel - jedenfalls, wenn es nach Regisseur Paul W. S. Anderson geht. Der kreative Kopf hinter Game-Adaptionen wie "Mortal Kombat" und "Resident Evil" dreht Filme, die sich zuallererst durch ihre beängstigende Berechenbarkeit "auszeichnen". Bei ihm weiß man als Zuschauer immer, was man für sein Geld bekommt, wobei das selbstredend nicht allen gefallen mag. Auch Andersons neue Arbeit trägt ihre gesamte Agenda bereits im Titel. In "Death Race" dreht sich alles um futuristische Rennen in benzingetränkter Atmosphäre, um Testosteron, jede Menge Schweiß und blutige Duelle auf Leben und Tod. Dabei hat der Film mit dem gleichnamigen, von Roger Corman produzierten 70er-Jahre-B-Movie-Trash ("Death Race 2000") kaum etwas gemein. Lediglich die Namen der Fahrer haben den Zeitsprung ins neue Jahrtausend überlebt.
Bereits die Ausgangslage ist von einem düsteren Kulturpessimismus durchzogen. In relativ naher Zukunft treten verurteilte Kriminelle in die Fußstapfen antiker Gladiatoren. Mittels mörderischer Ausscheidungsrennen kämpfen sie um die eigene Freiheit, während ihnen eine wachsende Fangemeinde dabei live via Internet zusieht. Zu den Stars im Starterfeld gehören der unbarmherzige Machine Gun Joe (Tyrese Gibson) sowie der maskierte Frank(enstein). Als letzterer bei einem Rennen tödlich verunglückt, beschließt die skrupellose Gefängnisleiterin (Joan Allen), schnellstmöglich einen Ersatzmann zu rekrutieren, der Franks Rolle übernehmen soll. Bei dem zu Unrecht für den Mord an seiner Frau verurteilten Ex-Rennprofi Jensen Ames (Jason Statham) wird sie umgehend fündig. Jensen scheint alle Fähigkeiten mitzubringen, um den vorgegebenen Part zu ihrer Zufriedenheit auszufüllen.
Und auch den Zuschauern scheint es zu gefallen. Die Nutzerzahlen der Seite schießen förmlich durch die Decke; schließlich sind spektakuläre Unfälle in Nahaufnahme bei jedem Start garantiert. Dafür sorgen nicht zuletzt in den Boden der Rennstrecke eingelassene Sensoren, die wahlweise zur tödlichen Falle werden können oder für die Fahrer ein nützliches Goodie (bessere Panzerung, bessere Bewaffnung) bereithalten. Das klingt ganz nach einem typischen Konsolenspiel - und tatsächlich scheint "Death Race" gerade in den Action-Passagen mehr Spiel als Film zu sein. Daß die einzelnen Rennen "Stages" genannt werden und mit einer Präsentation der Strecke und Teilnehmer beginnen, paßt in das hier praktizierte Konzept der Cross-Promotion. Immerhin soll der Film vor allem Teenager und junge Männer ansprechen, die Hauptzielgruppe der Videospielindustrie.
Anderson hält sich nicht lange mit der Vorgeschichte auf. In knapp zehn Minuten wird Jensens Schicksal abgehandelt und er uns als die unumstrittene Identifikationsfigur vorgesetzt. Zusammen mit einem Team sympathischer Knastis, darunter Ian McShane als väterlicher Freund und Mentor, mischt er das Starterfeld gehörig auf. Am Ende kommt es zum erwarteten Zweikampf gegen Machine Gun Joe, der (so erfahren wir in einer Szene) eine besondere Vorliebe für harte Kerle hat. Bis es allerdings soweit ist, spult der Film gnadenlos sein immer gleiches Programm ab. Auf einige klischeehafte Knast-Impressionen folgt das eigentliche Rennen, bei dem die Kontrahenten in ihren gepanzerten Lieblingen durch den engen Gefängnisparcours jagen. Dabei kommt es Anderson erkennbar auf ein effektvolles, sprich blutiges Ableben der Streithähne an.
Zu den farblosen, staubigen Aufnahmen hämmert unablässig ein harter Metal-Soundtrack auf den Zuschauer ein. Das alles ist Machokultur in ihrer reinsten Form. Frauen sind in diesem Testosteron-Biotop entweder hinterlistige Schlampen oder willige Sexobjekte, an denen sich die Kamera in jeder Einstellung delektieren kann. Joan Allens Gefängnisdirektorin gehört sicherlich in die erste Kategorie. Eiskalt dirigiert sie ihre Gladiatoren nach der von ihr bestimmten Dramaturgie ins Nirwana. Daß eine gestandene Schauspielerin wie Allen, die immerhin schon in Ang Lees "Der Eissturm" und Oliver Stones "Nixon" zu sehen war, sich für eine solche Rolle hergibt, ist schon erstaunlich. Weniger erstaunlich ist dagegen die Besetzung des nach außen stets harten, innerlich aber äußerst empfindsamen Einzelkämpfers Jensen mit Jason Statham. Der Brite zeigt genau das, was sich Fans seit "Transporter"-Zeiten von ihm erwarten.
Selbst passionierte PS-Liebhaber werden diesen Mix aus "The Fast and the Furious" und "Mad Max" jedoch zuweilen ermüdend finden. Die optische Rasanz ist irgendwann aufgebraucht, worauf das hektisch geschnittene Renngeschehen seine Redundanz nicht länger verleugnen kann. Auch ist der Versuch, dem Geschehen noch schnell eine holprige Gesellschaftskritik unterzujubeln, letztlich zum Scheitern verurteilt. Man nimmt Anderson einfach nicht ab, daß es ihm ehrlich darum ging, der menschlichen Sensationslust einen Spiegel vorzuhalten. Dafür verwendet sein Film einfach viel zu viel Zeit auf explizite Gewaltdarstellungen, die eben jenes Bedürfnis bedienen. "Death Race" bleibt zumindest für Fans des Genres ein halbwegs passabler Action-Reißer, ein Zwitter zwischen Exploitation-Kino und Videospiel. Nicht mehr und nicht weniger.
Death Race
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