Amour Fou
Kinostart: 7. 11.
Weltpremiere in Cannes, Eröffnungsfilm der Viennale, durchwegs Kritikerhymnen - und doch: mich hat "Amour Fou" entsetzlich kalt gelassen. Um nicht mißverstanden zu werden: Ich fand und finde die bisherigen Arbeiten Jessica Hausners alle interessant bis atemberaubend: "Lovely Rita" eine gelungene Fingerübung, "Hotel" ein vieldeutiges österreichisches Horror-Rätsel, und von "Lourdes" hab ich alpgeträumt, und das kommt nach fünf Jahrzehnten bewußten Filmesehens nicht allzu häufig vor. Was diese Filme verband, war die spannende Mischung aus unauffällig-heutigem Alltagsmilieu und strengster formaler Stilisierung. Hier, bei "Amour Fou", wagt sich Hausner unter Beibehaltung ihres Stils ins Kostümierte: Es geht um den Doppelselbstmord Heinrich von Kleists samt leicht skurriler Vorgeschichte. Und das geht sich (für mich) dann nicht mehr aus. Die exzentrische Thematik, die an Kleists Sprache orientierte gespreizte Dialogführung und die bewußt bühnenhaft gestellten Szenen potenzieren einander in ihrer künstlichen Theatralik so sehr, daß das Ganze zu einem sterilen Klumpen versteinert. Der Zufall will es, daß fast gleichzeitig (14. 11.) in Österreich auch Dominik Grafs Friedrich-Schiller-Dreiecks-Lovestory "Die geliebten Schwestern" anläuft - auch kein makelloses Meisterwerk, aber im Vergleich zu "Amour Fou" durchpulst von Leben. (HL)
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