8 Blickwinkel
ØØ
(Vantage Point)
USA 2008
OF und dt. Fassung
90 Min.
Regie: Pete Travis
Darsteller: Dennis Quaid, William Hurt, Sigourney Weaver u. a.
Starttermin: 28. 2. 2008
Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich dieser mit Dennis Quaid, Forest Whitaker und William Hurt hochkarätig besetzte Action-Thriller einem folgenschweren Terroranschlag. Was spannend klingt, entpuppt sich jedoch als pathetischer, unglaubwürdiger und manipulativer Nonsens. 21.02.2008
Der mächtigste Mann der Welt ist zugleich auch derjenige, der aus Angst vor Attentaten und Terroranschlägen am besten bewacht wird. Bei einem öffentlichen Auftritt im spanischen Salamanca passiert dann doch, was eigentlich nicht passieren darf: Der amerikanische Präsident wird von zwei Kugeln getroffen und dabei lebensgefährlich verletzt. Auch der erfahrene Secret-Service-Agent Thomas Barnes (Dennis Quaid) kann das Attentat nicht verhindern. Als die Menschen in Panik vor den Schüssen fliehen, kommt es zur Katastrophe. Die Terroristen zünden einen zuvor unter dem Podium deponierten Sprengsatz - mit verheerenden Folgen.
Die Struktur der Geschichte weckt Erinnerungen an einen echten Kinoklassiker. "8 Blickwinkel" mit seinen - wer hätt´s gedacht? - acht unterschiedlichen Perspektiven auf ein und dasselbe Ereignis zitiert Akira Kurosawas Geniestreich "Rashomon". Am Ende, wenn zum wiederholten Mal eine gewaltige Explosion die Leinwand erschüttert, soll sich beim Zuschauer ein Aha-Effekt einstellen. Doch selbst wenn sich die Einzelteile des Puzzles zu einem halbwegs plausiblen Bild zusammensetzen ließen, dürfte dieses weniger Erstaunen als vielmehr Kopfschütteln und Unverständnis hervorrufen. Regisseur Pete Travis und sein Autor Barry Levy spulen ihre "Böse arabische Terroristen sind hinter unserem Präsidenten her"-Story nämlich derart bierernst und voller Pathos ab, daß man kaum umhinkann, als sich in Hohn und Spott zu flüchten.
Während der ersten Minuten, die den Anschlag aus dem Blickwinkel der Journalistin Rex Brooks (Sigourney Weaver) und ihres Nachrichten-Teams zeigen, zieht das Drehbuch zunächst mächtig gegen den scheidenden US-Präsidenten George W. Bush und dessen umstrittene Außenpolitik vom Leder. Überraschend ist das nicht, schließlich gilt Hollywood als liberale Hochburg, die für den schießwütigen Cowboy aus Texas noch nie wirkliche Sympathie aufbringen konnte. Film-Präsident Ashton (William Hurt) verkörpert folglich so etwas wie den verträumten Gegenentwurf. Sogar in höchster Not reagiert er besonnen und umsichtig. Mahatma Gandhi wäre stolz auf ihn. Statt den Anschlag im nachhinein für eigene Machtinteressen zu mißbrauchen, predigt Hurts weiser Staatschef Ruhe und Zurückhaltung, um die ihm und den USA entgegengebrachte Solidarität nicht zu enttäuschen.
Möchte man den Film in eine Schublade stecken, so ließe er sich am ehesten als Tom-Clancy-Thriller mit "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Einschlag beschreiben. Die Geduld des Zuschauers wird dabei anfangs auf eine ziemlich harte Probe gestellt, beginnt jeder Durchlauf doch mit dem exakt gleichen Countdown. Was folgt, ist ein Wechsel der Perspektive, verbunden mit der ewig gleichen Dramaturgie: Während die Zeit Sekunde für Sekunde heruntertickt, bringen sich die Protagonisten in Stellung. Schüsse ertönen, Panik bricht aus, ehe die Uhr erneut zurück auf Null gestellt wird.
Spannung sollen indes die offenen, als Cliffhanger konzipierten Enden der einzelnen Episoden erzeugen, was ihnen aber nur sehr eingeschränkt gelingt, da jederzeit das übermächtige Drehbuchkonstrukt wie ein Damoklesschwert erkennbar über den Akteuren schwebt. Es fällt nicht leicht, Barnes und die anderen als echte Menschen aus Fleisch und Blut zu akzeptieren, wenn sie von Levy bestenfalls wie Figuren auf einem Schachbrett behandelt werden. Das in Zeitlupe und mit einem klebrigen Bombast-Score zugekleisterte Finale stellt jedenfalls sogar Paul Haggis´ "L. A. Crash" in Sachen manipulativer Dramatik in den Schatten. Daß der Film zu diesem Zeitpunkt längst nur noch aus einem unglaubwürdigen Action-Plot besteht, bei dem sich Secret-Service-Agent Barnes als harter Hund und seine Widersacher als skrupellose, fanatische Irre beweisen dürfen, läßt das leicht durchschaubare Spiel mit den Emotionen des Publikums besonders lächerlich erscheinen. Apropos lächerlich: Auch der Präsident entdeckt in höchster Not ganz neue Kämpferqualitäten. Mit einer umfunktionierten Eisenstange tritt er an, den Bösewichtern den Garaus zu machen.
Und selbst das, was Levy und Travis während der ersten, vergleichsweise gesetzten Dreiviertelstunde über die Gefahr des fundamentalistischen Terrors zu erzählen haben, paßt getrost auf einen Bierdeckel. Letztlich ist jedes politische Statement ohnehin nur vorgeschoben und Mittel zum Zweck. Da "8 Blickwinkel" mit spöttischen Bemerkungen zur (angeblich nicht vorhandenen) politischen Kultur in den USA nur so um sich wirft, kann Regisseur Travis ja sein berechenbares Programm aus Agenten-Thriller-Impressionen und melodramatischen Einschüben ablaufen lassen, das abgesehen von seiner besonderen Erzählperspektive jedoch über keinen echten Erinnerungswert verfügt. Selbst um großartige Schauspieler wie William Hurt und Forest Whitaker tut es einem da nicht wirklich leid. Immerhin ist anzunehmen, daß sie das Drehbuch kannten und gewußt haben, worauf sie sich einließen.
8 Blickwinkel
ØØ
(Vantage Point)
USA 2008
OF und dt. Fassung
90 Min.
Regie: Pete Travis
Darsteller: Dennis Quaid, William Hurt, Sigourney Weaver u. a.
Starttermin: 28. 2. 2008
In der süditalienischen Provinz begegnet Christian Ulmens verweichlichter Bräutigam mediterraner Gastfreundschaft und einer Familie im permanenten Ausnahmezustand. Die Verfilmung von Jan Weilers Bestseller ist leichtes Sommerkino und Culture-Clash-Komödie zugleich.
Wer zuletzt die öde Beziehungskomödie "Love Vegas" durchlitten hat, mag kaum glauben, daß ein Filmriß in der Glücksspielmetropole auch eine ungemein unterhaltsame Sache ergeben kann. Hier werden selbst hartgesottene Skeptiker eines Besseren belehrt.
Obwohl das derzeitige Wetter eher zu "Singin´ in the Rain" animiert, steht der Hochsommer vor der Terrassentür. Marcus Wessel verrät, ob es im kommenden Monat eine sinnvolle Alternative zum Strandbesuch gibt. Eines vorab: Der Zauberlehrling ist´s bestimmt nicht.
Jim Jarmusch gilt als einer der letzten großen Independent-Filmer des amerikanischen Kinos. Doch dieser Status ist jetzt in Gefahr. Mit seinem neuen, kryptischen Road-Movie-Thriller liefert der Wahl-New-Yorker enttäuschendes Kunstkino zum Abgewöhnen.
Nach seinem zumindest kommerziell überaus erfolgreichen ersten Kinoausflug in "Der Da Vinci Code" darf der von Tom Hanks verkörperte Experte für religiöse Symbolik erneut einen sakralen Hindernis-Parcours bewältigen. Ron Howards Film liefert mit maximalem Aufwand minimale Unterhaltung.
Hugh Jackman schlüpft ein viertes Mal in die Rolle, die ihm seinerzeit den internationalen Durchbruch einbrachte. Das vom Südafrikaner Gavin Hood ("Tsotsi") inszenierte Mutanten-Spektakel erkundet den Ursprung des Wolverine-Mythos. Doch nach einem forschen Auftakt wird´s leider bald zu einer zähen Geisterfahrt.
Kommentare_