Kino_27 Dresses

Heirat, fremde Heirat

"Grey´s Anatomy"-Star Katherine Heigl kämpft sich von einer Hochzeit zur nächsten - bislang aber leider nur als Brautjungfer. Die filmische Suche nach Mr. Right folgt weitgehend brav den Konventionen bekannter romantischer Komödien.    13.02.2008

Wenn zwei Menschen den vermeintlich wichtigsten Tag in ihrem Leben begehen, ist sie nicht mehr als eine hübsche Randnotiz: Jane (Katherine Heigl) ist zwar in der Organisation von Hochzeiten eine Meisterin und auch als Brautjungfer unschlagbar, selbst kann sie vom Gang an den Traualtar aber nur träumen. Dazu fehlt ihr einfach der richtige Mann. Dabei glaubt sie, den Mr. Right eigentlich schon gefunden zu haben. Doch George (Edward Burns), ihr Boß, ahnt nichts von Janes Schwärmereien. Umso härter trifft es sie, daß ausgerechnet ihre jüngere Schwester Tess (Malin Akerman) George unverhohlen anflirtet. Die beiden werden ein Paar und planen verliebt und überglücklich, demnächst zu heiraten. Die Brautjungfer soll ausgerechnet Jane geben ...

Damit "27 Dresses", das sich nahtlos in die Endlosschleife romantischer Hollywood-Komödien einreiht, sein Happy-End findet, bedarf es also noch eines jungen, gutaussehenden und ehrlichen Sunnyboys. Diese Funktion erfüllt in diesem Fall der von James Marsden verkörperte Lokalreporter Kevin. Für seine Kolumne im "New York Journal" kämpft sich Kevin durch New Yorks Society- und Party-Gesellschaft, für die er eigentlich nur zynische Verachtung empfindet. Zufällig lernt er Jane kennen, die sein - anfangs rein berufliches - Interesse entfacht. Er beschließt, ihr seinen nächsten Artikel zu widmen. Die ganze Stadt soll erfahren, wer diese Jane ist: die Frau, die als Brautjungfer in jedes nur erdenkliche Outfit schlüpft und die sich dabei nichts sehnlicher wünscht, als selbst einmal das Brautkleid anziehen zu dürfen.

 

Der Filmverleiher Fox bringt "27 Dresses" pünktlich zum Valentinstag in unsere Kinos. Ein geschickter Schachzug - immerhin dürfte der Film für verliebte Pärchen und solche, die es werden wollen, als charmantes date movie einen gewissen Reiz besitzen. Alle anderen werden angesichts der aus bekannten RomComs zusammenkopierten Story zumindest ab und zu auf die Uhr schauen. Immerhin bereitet die Geschichte der "Der Teufel trägt Prada"-Autorin Aline Brosh McKenna selbst Männern keine allzu großen Schmerzen. Das liegt vor allem an Katherine Heigl und einem auch ansonsten glänzend aufgelegten Ensemble.

Der Star aus der Erfolgsserie "Grey´s Anatomy" und der Judd-Apatow-Komödie "Beim ersten Mal" hat das Zeug, in die Fußstapfen der Berufskolleginnen Julia Roberts und Jennifer Aniston zu treten und sich als feste Größe im romantischen Fach zu etablieren. Sie vereint das Kumpelhafte des All American Girl mit einer zurückhaltenden, beinahe schüchternen Erotik. In der Rolle der ewigen Brautjungfer beweist Heigl erneut, daß sie umwerfend komisch und im nächsten Moment auch verletzlich und hochemotional sein kann. Ihre Szenen mit Filmpartner James Marsden - das vielleicht wichtigste Kriterium für eine RomCom - versprühen Witz und Esprit. Ganz offensichtlich hat da die Chemie zwischen den beiden Nachwuchsstars während des Drehs gestimmt.

 

Filme dieses Genres laufen ja gemeinhin nach einem von zwei Strickmustern ab: Entweder verwandelt sich das häßliche Entlein in eine schöne Prinzessin, die ihrem Traumprinzen begegnet und mit ihm glücklich werden darf, oder die vom Beziehungspech verfolgte Karrierefrau findet die große Liebe, als sie die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben hatte. "27 Dresses" rührt einen Mix aus beidem an, wobei die Vorhersehbarkeit des Ganzen gattungsimmanent und wohl beabsichtigt ist. Ohnehin gilt für eine romantische Komödie fast immer, daß der Weg das Ziel markiert.

Wenn Jane ihrem persönlichen Paparazzo Kevin in einer Modenschau alle ihrer bislang 27 Brautjungferkleider präsentiert, ist das nicht nur der Moment, in dem der Zuschauer die Arbeit von Kostümbildnerin Catherine Marie Thomas ausreichend würdigen kann; er sagt zugleich auch etwas über ihre Person aus und wie sie sich in diesem mitunter reichlich absurden Heiratszirkus fühlen muß. Wer immer nur die zweite Geige spielt, der will zumindest einmal auch das Orchester dirigieren - koste es, was es wolle. Insofern sollten Feministinnen in Janes Ehewunsch und in ihrem verträumten Anschmachten des Chefs nicht gleich einen emanzipatorischen Offenbarungseid sehen. Dafür ist "27 Dresses" letztlich viel zu nett und harmlos.

Marcus Wessel

27 Dresses

ØØØ

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USA 2007

107 Min.

Regie: Anne Fletcher

Darsteller: Katherine Heigl, James Marsden, Malin Akerman u. a.

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