Games_Kingdom under Fire: Heroes

Die Kunst des Krieges

Phantagram lieferte letztes Jahr mit "Kingdom Under Fire" einen Überraschungshit ab. Heuer serviert das kleine Studio den Nachfolger des erfolgreichen Echtzeitstrategie-Titels.    03.11.2005

Korea ist eine Halbinsel in Ostasien, die an die Volksrepublik China und Rußland grenzt und von Japan durch das Ostmeer (Japanisches Meer) getrennt wird.

Kimchi (scharfer Krautsalat), Tae-kwon Do, ein geschenkter Sieg über Italien bei der letzten Fußball-WM und Filme wie "Old Boy" haben dieses Land bekannt gemacht. Vergangenes Jahr kam ein weiterer Exportschlager hinzu, nämlich Phantagram. Diese aus zehn Leuten bestehende koreanische Spieleschmiede, deren Entwickler unter anderem für Titel wie "Double Dragon" und "Forgotten Saga" verantwortlich zeichnen, veröffentlichten 2004 das Echtzeit-Strategical "Kingdom Under Fire: Crusaders".

Nun folgt die Fortsetzung des erfolgreichen Action-RTS-Titels, nämlich "Kingdom Under Fire: Heroes" (im folgenden "KUFH" genannt). Dem derzeitigen modischen Trend folgend, handelt es sich bei diesem Spiel um ein Prequel. Inhaltlich hat sich dementsprechend nicht allzuviel getan. Noch immer herrscht Krieg im Lande Bersia, und noch immer versuchen die Menschen ihrer endgültigen Vernichtung durch das Böse zu entgehen.

Aus der Sicht von insgesamt sieben neuen Charakteren erfährt der Spieler jedoch, wie und warum es zum finalen Krieg kommen konnte. Aufgrund dieser Informationen erhält man einen tieferen Einblick in die politische Landschaft Bersias und ihrer Intrigen, wobei es jedem frei gestellt bleibt, reale Parallelen zu ziehen. Die spannende Geschichte wird entweder mit vertonten Standbildern oder mit Hilfe der In-Game-Graphik erzählt. Leider gab sich Phantagram bei den bewegten Bildern keine Mühe: Die Lippenbewegungen der Protagonisten wollen so gar nicht zur Sprachausgabe passen, was aber auch an der koreanischen Sprache liegen kann. Wie schon der Vorgänger wurde auch "KUFH" ordentlich lokalisiert und bietet solide deutsche Sprecher, die zwar hie und da bei der Betonung mancher Sätze ordentlich daneben hauen, aber ansonsten gute Arbeit leisten - was natürlich sehr zur Spielatmosphäre beiträgt.

 

Spielerisch unterscheidet sich "KUFH" nicht allzu sehr vom Vorgänger. Phantagram liefert wieder die bekannte Mischung aus Hack´n´Slay und Strategie, wobei anfangs der Action-Teil mehr an Bedeutung gewonnen hat. Die ersten Missionen sind dadurch ziemlich monoton ausgefallen, denn der Spieler muß sich nur durch unzählige Gegnerhorden hacken, ohne Rücksicht auf gegnerische Angriffsmuster zu nehmen. (Ein Vorteil für Neulinge, da ihnen alle Zeit der Welt bleibt, sich mit der Steuerung vertraut zu machen.)

Leider ist es den Entwicklern noch immer nicht gelungen, die störrische Kameraführung des Vorgängers zu verbessern. Man kann zwar zwecks Übersichtlichkeit aus dem Kampfgeschehen herauszoomen, doch wird die Kameraposition nach jeder ausgeführten Spezialattacke wieder zurückgesetzt, sodaß man viel Zeit damit verbringt, den Blickwinkel neu zu justieren. Glücklicherweise gewinnt der strategische Teil des Spieles jedoch nach den ersten Missionen deutlich an Gewicht, und "KUFH" kann seine ganze Stärke ausspielen.

Im taktischen Bereich ist das Spiel nämlich über jeden Zweifel erhaben. Noch immer müssen Armeen über teils sehr große Schlachtfelder gesteuert werden, wobei jeder Einheitentyp über ganz besondere Vor- bzw. Nachteile verfügt, die nach dem altbewährten Schere-Stein-Papier-Prinzip gegeneinander ausgespielt werden können. Bodenbeschaffenheit und der Stand der Sonne spielen dabei ebenfalls eine Rolle, da das Programm diese Parameter im Kampf berücksichtigt.

Wer dann nach ungefähr 50 Stunden Spielzeit noch immer nicht genug vom Kriegspielen hat, kann sich im deutlich überarbeiteten Multiplayer-Modus vergnügen oder eigene Kampagnen entwerfen.

Der Xbox-Live-Modus bietet dem interessierten Spieler gleich drei verschiedene Spielmodi: den Vier-Spieler-Truppenkampf, den Sechs-Spieler-Heldenkampf oder den Invasionsmodus. Wer nicht selbst in die Schlacht ziehen will, kann zudem auf den Zuschauermodus zurückgreifen und sich die Gefechte anderer Spieler ansehen, um dort vielleicht die eine oder andere neue Taktik zu erspähen.

Auch die musikalische Untermalung der blutigen Gefechte sollte erwähnt werden, denn hier beschreiten die Entwickler von Phantagram einen außergewöhnlichen Weg. Statt mit dem typischen nervtötenden Gedudel beschallt zu werden, kann sich der Spieler an adrenalinsteigernden Death-Metal-Klängen erfreuen.

Fazit: "KUFH" ist den Griff ins Kaufregal definitiv wert - egal, ob man den Vorgänger schon sein eigen nennt oder erst auf den Geschmack kommen will.

Dragan Andjelkovic

Kingdom Under Fire: Heroes

ØØØØ


(Phantagram/Deep Silver)

Erhältlich für: Xbox

 

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