Halo 2
ØØØØ 1/2
(Bungie/Microsoft)
erhältlich für Xbox
Eines der ersten Spiele für die Xbox wird fortgesetzt - und tritt mit keinem geringeren Anspruch an, als den eigenen Vorgänger vom Thron der Ego-Shooter zu stoßen. 16.11.2004
Wieder einmal gibt´s Ärger mit den bösen Nachbarn, den Covenant - auch Allianz genannt. Doch diesmal haben es die außerirdischen Widerlinge auf die Erde selbst abgesehen. Das sehen die Erdenmenschen natürlich gar nicht gern und schicken erneut ihren Mann fürs Grobe in die Schlacht: den Master Chief. Und diesmal ist er noch härter, noch schneller und noch besser bewaffnet als je zuvor. Aber das war ja zu erwarten - Nachfolger funktionieren fast immer nach dem "Größer, schöner, schneller"-Prinzip ...
Die Entwickler von Bungie ließen sich nicht lumpen und bewiesen mehr Mut zur Innovation, als zu erwarten war (Vorsicht, Spoiler!): So spielt man diesmal nicht nur für die Menschen (in Form des Master Chief), sondern auch auf Seiten der "bösen" Aliens, die dann im Lauf der Story doch nicht mehr so böse erscheinen wie angenommen; der Grund dafür ist eine Revolution innerhalb der fremden Rasse. Zwar kämpft man nicht Seite an Seite mit dem Master Chief, doch die Wege der zwei Helden kreuzen sich doch hin und wieder - und im Laufe der Geschichte lernen beide, daß sie eigentlich für ein und dieselbe Sache einstehen. Mehr soll hier nicht verraten werden.
Nach einer kurzen Einführungssequenz und einer herrlichen Cutscene entbrennt der Krieg jedenfalls aufs Neue. Die Programmierer haben den Fokus diesmal noch stärker auf Kämpfe ausgerichtet und diese noch dynamischer gestaltet. So gibt es weniger geskriptete Events, und die Parteien agieren sehr selbstständig, was ein erneutes Durchspielen durchaus reizvoll macht. Neue Waffen auf beiden Seiten (sowie die Möglichkeit, zwei auf einmal zu benutzen) sind ebenso mit von der Partie wie eine Handvoll neuer Gegner beziehungsweise Mitstreiter. Die Levels (15 an der Zahl) sind größtenteils sehr kurzweilig, aber dazu später mehr.
Wirklich eindrucksvoll gelungen ist die Graphik. Ein schöneres Spiel hat man auf der Xbox noch nicht gesehen (und wird man wohl auch nicht mehr). Hier paßt wirklich (fast) alles. Die Modelle sowie Fahr- und Flugzeuge haben einen deutlichen Zuwachs an Polygonen erfahren und wurden mit sehenswerten Texturen überzogen. Licht bricht durch das dichte Unterholz, das Gras weht durch den Wind, und Raketen ziehen wunderschöne Rauchschwaden hinter sich her. Nicht zu vergessen: die kinoreifen Zwischensequenzen. Ja, da lacht das Herz des Graphikfetischisten.
Über die (nennen wir es schmeichelhaft) dünne Storyline kann man hinwegsehen, da sie weder zu dick aufgetragen ist noch störend wirkt. Man kann sie als nettes Beiwerk und quasi das Bindemittel bezeichnen, das die Kämpfe gekonnt miteinander verbindet. Daß man - wie bereits erwähnt - auch die Steuerung eines Helden der Aliens übernimmt, gibt dem Ganzen die nötige Würze. Das Game schafft es erneut, das Flair des ersten Teils einzufangen. Der Spaß, mit dem Warthog (Buggy) samt computergesteuerten Kollegen über einen Strand zu rasen und dabei auf Alien-Jagd zu gehen, führt zu einem unbeschreiblichen Kick.
Daß andererseits nach zwei Nachmittagen Spielzeit - oder anders gesagt, etwa acht Stunden - bereits der Abspann über den Bildschirm flimmert, ist weniger beeindruckend. Zudem ist das Ende äußerst enttäuschend, hinterläßt einen schalen Beigeschmack und garantiert keinen vor Staunen offenstehenden Mund sondern eher eine gerunzelte Stirn. Das ist zwar tragisch, aber in Kombination mit dem nächsten Problem noch deutlich schlimmer: Das kooperative Spielen der Kampagne ist diesmal - im Gegensatz zum Vorgänger - nur über Splitscreen (sprich geteiltem Bildschirm) und nicht über System-Link (also das Verbinden zweier Xboxes, um so jedem Spieler einen ganzen Bildschirm zu garantieren) möglich. Dieser Tiefschlag reduziert den Wiederspielwert mit Freunden auf ein Minimum. Es ist unverständlich, wie dies geschehen konnte, wenn die Entwickler beim zweiten Teil ihr Hauptaugenmerk doch angeblich auf den Multiplayer-Modus gelegt haben.
Nervend macht sich auch bemerktbar, daß nicht nur das unvergleichliche "Halo"-Feeling, sondern auch die Fehler aus Teil eins übernommen wurden. So gilt erneut das Motto "Außen hui, innen pfui": Die Außen-Levels, vom Kampf in engen Gassen über das Warthog-Fahren am Strand bis hin zum Kampf in luftigen Höhen mit Luftgleitern der Allianz, sind ein Hochgenuß und ein Grund, dem Spiel die Höchstnote zu geben. Sobald es aber ins Innere diverser Gebäude und Raumschiffe geht, ist man geneigt, seine Xbox zu öffnen und sich zu vergewissern, daß man nicht versehentlich den ersten Teil eingelegt hat. Die Texturen sind verwaschen und gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Der Orientierungssinn spielt einem immer wieder Streiche, und zu wissen, wo man hin muß und wo man schon gewesen ist, ist wahrhaftig ein Kunststück. Das beschert insgesamt auch der Motivationskurve eine ständige Wellenlinie. Unter freiem Himmel vergeht die Zeit wiederum wie im Nu, innen ist man froh, wenn das Ganze endlich ein Ende findet.
Der Multiplayer-Modus entschädigt dafür aber weitestgehend. Ob über System-Link oder "Xbox Live" - deftige Schlachten sind definitiv garantiert. Die Karten sind durchgehend schön gestaltet und perfekt ausbalanciert, um keinem Team einen unfairen Vorteil zu bieten. Eine Menge Modi stehen zur Verfügung und reichen von Klassikern wie "(Team-)Deathmatch" oder "Capture the Flag" bis zu exotischen Variationen wie "Oddball" oder "Moloch". Was dies genau ist, sollte jeder selbst ausprobieren.
Lohnt sich also alles in allem der Kauf von "Halo 2"? Definitiv ja! Ob man den ersten Teil gespielt hat oder nicht - wenn man auch nur irgendein Interesse an Ego-Shootern hat und dazu noch über einen "Xbox Live"-Zugang verfügt, kommt man an diesem Titel keinesfalls vorbei. Weihnachten ist zwar erst am 24. Dezember, für "Halo"-Fans weihnachtet es dank dem Master Chief aber schon jetzt!
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ØØØØ 1/2
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erhältlich für Xbox
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