Abzû
ØØØØ 1/2
(505 Games)
erhältlich für: PS4, PC
Irgendwann verläßt man das heimische Nest und geht eigene Schritte. Manch einer orientiert sich dabei an dem, was er zu Hause gelernt hat - so wie Matt Nava, vormals Art Director des Studios thatgamecompany. Dort beaufsichtigte Nava die Hits "Flower" und "Journey"; nun präsentiert er mit "Abzû" einen spirituellen Nachfolger als erstes eigenes Game. 05.09.2016
Tauchen sei wie Ausrutschen, nur ohne zu fallen, sagte Jean-Marc Barrs Figur eines Apnoe-Tauchers in Luc Bessons Film "Im Rausch der Tiefe" über seine Leidenschaft. Mit "Abzû" brachten die Giant Squid Studios im August quasi die Videogame-Variante zu Bessons Werk heraus. Darin erwacht der Spieler inmitten eines unendlichen Ozeans als Taucher mit einer bestimmten Mission.
In einer Unterwasserbucht werden die wenigen möglichen Spielbewegungen schnell erläutert. Wie man mit den Flossen schlägt, aber auch Saltos und Pirouetten lassen sich bereits üben. Ein Korallenriff weiter ist der Spieler dann schon nicht mehr alleine, sondern mitten in der Fauna des Meeres und umgeben von dessen mannigfaltigen Geschöpfen.
Algen hängen wie Vorhänge an Riffen, vereinzelt tummeln sich Ansammlungen von Fischkolonien, immer wieder unterbrochen von stoisch durchs Wasser schwimmenden Spezies, von Aalen über Schildkröten bis hin zu Seepferdchen. Später, in anderen Höhlen und Buchten, kommen noch Quallen, Delphine, Orcas, Riesenkalmare und Blauwale hinzu.
Die Aufgabenstellung ist dabei recht simpel - es gibt im Grunde keine. Zwar ist der Weg in die nächste Bucht meist mit einem Korallennetzgitter verschlossen, doch ein wirkliches Rätsel ist dessen Überwindung nicht. In jeder Bucht findet sich irgendwo mindestens eine Roboterdrohne, die nach ihrer Aktivierung zum einen als Gesellschaft dient, aber auch die Gitter öffnet.
"Abzû" ist ähnlich wie "Journey" ein Erlebnisspiel, in dem der Weg das Ziel ist. Das Erkunden der Bucht und die Interaktion mit ihren Bewohnern dominieren die Handlung. Wahlweise kann man neben den Meeressäugern und Fischen herschwimmen oder auch mit ihnen gemeinsam. Per Handgriff wird der Taucher zum Gepäck und darf sein "Transportmittel" sogar steuern.
Wer nach einer Geschichte sucht, muß sich diese - wie schon in "Journey" - selbst erschließen. Nach kurzer Zeit entdeckt der Taucher alte Tempelruinen, die es wieder mit Leben zu füllen gilt. Darin finden sich auch Wandmalereien, die von einer Historie zwischen der humanoiden Spezies des Tauchers und der Unterwasserwelt berichten. Geschichten, die Geschichte sein dürften ...
Auch Maschinen finden sich nämlich an manchen Stellen. Sie scheinen von einer fehlgegangenen Symbiose der beiden Welten zu erzählen. Die Aufgabe des Tauchers, so kristallisiert sich heraus, soll es wohl sein, das Meer wieder mit seinen ursprünglichen Bewohnern zu bevölkern, insbesondere den Spezies, die durch die Technisierung ausgestorben sind.
Das wiederum ist jedoch nur Spekulation und nicht im oder vom Spiel verifiziert. "Abzû" läßt, wie gesagt, Interpretationsraum für den Spieler, der sich das große Ganze und die Zusammenhänge selbst erschließen darf. Daß dem Spiel jedoch im Kern eine ökologische Botschaft innewohnt, die Respekt vor dem Meer und seinen Bewohnern einfordert, dürfte unbestritten sein.
Mehr als ein erzählerisches Spiel ist "Abzû" aber ein visuelles. Die Unterwasserwelt ist atemberaubend schön animiert, von Spiegelungen an der Wasseroberfläche bis zu Schattenspielen am Sandboden oder variierenden Lichtverhältnissen. Schon lange gab es kein Videospiel von derart anmutiger Schönheit.
Hier spielt natürlich auch die Farbgebung der Tier- und Pflanzenwelt eine Rolle, die "Abzû" zum Kaleidoskop an Meereseindrücken macht. Kongenial unterstützt wird die Optik vom atmosphärischen Soundtrack des Komponisten Austin Wintory, der bereits für "Journey" die erste Grammy-Nominierung einheimste, die bis dato je einem Videospiel zuteil wurde.
Daß sich "Abzû" und Matt Navas Arbeiten für thatgamecompany ähneln, ist nicht von der Hand zu weisen: hier ein von der Mimik her beschränkter Taucher, dort eine gesichtslose Gestalt, die in eine Burka gekleidet ist. Beide kommunizieren jeweils per Sonar mit ihrer Umgebung - nur daß man in "Abzû" im Gegensatz zu "Journey" keine anderen Spieler trifft.
Zugleich hat das Spiel in seinem Gestaltungsreichtum auch einiges von "Flower". Wo "Journey" aufgrund seiner Wüstenlandschaft nur bedingt zum Erkunden einlud, kann man in den Buchten von "Abzû" problemlos Minuten oder auch Stunden verbringen. Das Setting unter Wasser wiederum erinnert auch an "flOw", den Erstling von thatgamecompany.
Dies sind Vergleiche, denen Navas Spiel allesamt gerecht wird, selbst wenn so mancher Spieler von den Parallelen womöglich enttäuscht sein dürfte. Daß "Abzû" einen ähnlichen Stellenwert wie "Journey" erreichen wird, darf man bezweifeln. Immerhin gehört Letzteres auf Metacritic zu den 25 besten PS3-Spielen aller Zeiten, im Ranking von IGN landete es gar auf Platz 2.
Immersiv ist das Game dennoch, schon aufgrund des ungewöhnlichen und hinreißend umgesetzten Umfelds - hier, tief unten im Meer, wo das Wasser schon nicht mehr blau ist und der Himmel nur noch eine fade Erinnerung, wie es die Figur in Bessons "Im Rausch der Tiefe" beschreibt. Wer einmal in die Welt von "Abzû" eingetaucht ist, braucht schon einen guten Grund, um wieder aus ihr aufzutauchen.
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