Video_Luther - Staffel 1 & 2
Spannend recycelt
Krimifans wissen natürlich: Mit "Luther" ist nicht der Kirchenmann gemeint, sondern ein Ermittler. Dessen Temperament macht seinem Namenspatron alle Ehre; mit diversen Geboten nimmt er es allerdings weniger genau.
31.03.2012
Vorab: Das Krimigenre definiert die BBC-Serie "Luther", deren erste beiden Staffeln in diesen Tagen auf DVD erscheinen, ganz sicher nicht neu. Tatsächlich beschleicht den aufmerksamen Zuschauer immer wieder das Gefühl, alles irgendwie schon einmal gesehen zu haben: die Serienkiller, die die sattsam bekannte Grausamkeit anderer Mörder noch einmal zu übertreffen versuchen und deshalb dem titelgebenden Cop, DCI John Luther, das Leben zur Hölle machen.
Als hätte er sonst nicht schon genug Ärger.
Denn seine Ehe zu Gattin Zoe ist zerrüttet, weil sie mit den Widrigkeiten seiner Arbeit nicht zurechtkommt. Und weil sie seit kurzem einen Liebhaber hat, ausgerechnet einen zartbesaiteten der Sorte Künstler; das genaue Gegenteil zum großgewachsenen, muskulösen, lärmenden Luther - was ziemlich an dessen Ego kratzt.
Damit nicht genug, macht ihm auch noch die Dienstaufsicht zu schaffen, seit er einen Kindermörder in den Tod stürzen ließ, ohne ihm die rettende Hand zu reichen.
Entnervt von der Gattin, getrieben von den eigenen Kollegen, poltert Luther also wütend, cholerisch und meist eigenmächtig durch die Gassen Londons, was ihn freilich nicht daran hindert, wie weiland Tony Hill psychologisch einwandfreie Täterprofile zu entwerfen. Hilfe dabei findet er ausgerechnet bei Alice, einer jungen, hochintelligenten Frau, der er einst den Mord an ihren Eltern nicht nachweisen konnte.
Anfangs treibt dieses Biest ihren Schabernack mit Luther, doch je verzweifelter dessen Lage wird, umso mehr weicht ihrem bösen Spiel ein vertrautes Band, das Alice - eine Art weiblicher Ausgabe von Hannibal Lecter - zu Luther knüpft, bis der Zuschauer sich schließlich fragt: Küssen sie sich endlich oder küssen sie sich nicht?
Die Antwort bleibt am Ende von Staffel 2 offen, was verdrießlich ist, denn längst fiebert man - trotz aller Krimiversatzstücke, die die Serienmacher recyclen - durchaus mit Luther mit. Was im wesentlichen der Verdienst von Hauptdarsteller Idris Elba ist. Der machte sich bereits in der Fernsehserie "The Wire" - nach dem True Crime-Klassiker Homicide von David Simon - einen Namen. Und so wie einst in dieser TV-Reihe als Drogenboß, entwickelt Elba auch als Luther eine bildschirmfüllende Präsenz, die den Zuschauer nicht nur für den Polizistenrüpel einnimmt, sondern auch die Geschichten temporeich vorantreibt.
Sicher, bei näherem Hinsehen entdeckt man das eine oder andere Logikloch, aber was soll's ... "Luther" ist derart flott und spannend erzählt, daß kaum Zeit zum Atemholen bleibt. Was will man mehr?
Marcel Feige
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