Zoolander
ØØØ 1/2
Produktion: USA/AUS/D 2001
Videovertrieb: Paramount Home Entertainment
89 Min., dt. Fassung oder engl. OF
Regie: Ben Stiller
Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell u. a.
Als "Zoolander" am 28. September 2001 im Kino startete, hatte es der Film nicht leicht. Erst zwei Wochen zuvor war das World Trade Center eingestürzt - ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für jeden Filmstart, erst recht einen über ein mordendes männliches Model. Erst auf DVD avancierte Ben Stillers Film zum Kult. 19.06.2012
Als kurze Clip-Persiflage wurde er Mitte der 1990er Jahre geboren: Derek Zoolander (Ben Stiller), das begehrteste männliche Model der Welt. Mit dumpfen Kommentaren und sinnlosen Sätzen über sich und die Welt nahm Stiller für die Preisverleihung des Senders VH1 die Fashion-Szene auf die Schaufel. Die Figur erwies sich dann als derart populär, daß Stiller sie 2001 für einen eigenen Kinofilm weiterentwickelte. Logisch, daß hier die Breitseite noch eine Spur heftiger ausfiel - und bemerkenswert, daß die Szene sich bereitwillig über sich selbst lustig machte.
In Malaysia wird zu Beginn des Films ein neuer Premierminister gewählt, der sogleich der Kinderarbeit den Kampf ansagt. Ein Dilemma für die Modezaren dieser Welt, die deshalb ihren Agent Provocateur Mugatu (Will Ferrell) damit beauftragen, den Premier zu eliminieren. In einer Woche kommt der Staatschef in die USA, und Mugatu muß jemanden finden, der dumm genug ist, als Sündenbock herzuhalten und den Mord zu verüben. Da kommt ihm Zoolander wie gerufen.
Der wiederum steckt in einer Krise, als ihm der Newcomer Hansel (Owen Wilson) den Titel des "Male Model of the Year" abluchst. Die Experten sind sich einig: Hansel sei "so hot right now". Da hilft es auch nichts, daß Zoolander ein Idol ist, das Natalie Portman im Interview als "fast zu gutaussehend" beschreibt. Seine Zeit scheint abgelaufen, was auch ein demaskierender Artikel der "Times"-Autorin Matilda (Christine Taylor) bestätigt.
Als dann auch noch Zoolanders Model-Buddies bei einer Tankstellenexplosion sterben, ruft der wiederum seinen Rücktritt aus. Erst eine Kampagne von Mode-Mogul Mugatu, der ihn stets ignoriert hatte, weckt sein Interesse. Und ehe er sich's versieht, ist Zoolander plötzlich eine zu "Relax" von Frankie Goes to Hollywood getrimmte Martial-arts-Maschine. Nur noch wenige Tage bleiben der Investigativjournalistin Matilda, um Zoolander von Mugatus Mission abzuhalten.
Besonders zu Beginn gerät "Zoolander" zum großen Spaß, wenn er das Publikum direkt mit der Persiflage dieser narzißtischen und selbstgefälligen Welt der Oberflächlichkeit konfrontiert. Das fängt schon mit dem zynischen Opening an, in dem - wenn auch nicht namentlich genannt, aber visuell an ihnen orientiert - Anna Wintour und Giorgio Armani erklären, die Modebranche sei abhängig von Kinderarbeit. Angesichts dessen, daß die meisten unserer Kleider für Hungerlöhne von asiatischen Kindern gefertigt werden, ist dies eine bittere Wahrheit.
Aber auch in der daran anschließenden Preisverleihung zelebriert Stiller genüßlich das Klischee des dumpfen Models. Sei es Fabio, der als bester Schauspieler "slash" Model ausgezeichnet wird oder Lenny Kravitz, der dann zu den "wichtigen" Preisen überleitet. Wenn Zoolander auf die Bühne stolziert und den Preis als Model des Jahres annimmt, obschon ihn Hansel gewonnen hat, nur um dann zu Hause von einem Banner voll grammatikalischer Fehler beglückwünscht zu werden, lacht man herzlich.
Generell steigt der Humorquotient, wenn Zoolander im Zentrum steht, da Hansel und Mugatu zwar ganz nett sind, aber nur wirklich gut, wenn sie mit Zoolander interagieren. Und wie man es von Stiller kennt, nimmt er seine Figuren ernst, wie blödsinnig sie sich auch verhalten mögen. Seien es seine stets ewig gleichen Gesichtsverrenkungen ("They're the same face!" beklagt Mugatu an einer Stelle) oder das Unverständnis, ein Modell richtig zu interpretieren ("What is this? A center for ants?").
Zum Klassiker ist der Walk-off zwischen Zoolander und Hansel geworden, beurteilt von David Bowie höchstpersönlich und mit einem unerwartet schmerzlichen Finale. Ohnehin kommen die etlichen Cameos, seien sie mit Dialogen versehen (u. a. Winona Ryder, Billy Zane) oder nicht (Claudia Schiffer, Stephen Dorff), dem Film geschickt zugute. "Zoolander" porträtiert eine Parallelwelt der Schönen und Begehrenswerten, in der für die Realität kein Platz ist.
Als Zoolander besagte "wirkliche Welt" in einer Szene aufsucht, indem er seinen Vater (Jon Voight) und seine Brüder (u. a. Vince Vaughn) im Bergwerk unterstützen will, wird dies überdeutlich. Es sind jedoch Ausflüge wie diese oder die versuchte Etablierung eines (Kom)Plot(t)s, die "Zoolander" in der zweiten Filmhälfte verstärkt in die Quere kommen. Zwar gibt es herrlich dämlich benannte Figuren wie Katinka Ingabogovinanana (Milla Jovovich) oder grandiose Dialoge wie zwischen Zoolander und David Duchovnys Hand-Model ("Are you serious?"), was dem Film jedoch fehlt, ist eine überzeugende Mischung beider Elemente, wie sie die "Austin Powers"-Reihe beherrschte.
Insofern zieht sich der zweite Akt etwas, ehe Stiller den Film auf der Zielgeraden wieder in humorvollerere Bahnen lenkt. Grundsätzlich wäre aber mehr drin gewesen für "Zoolander", dem es nicht zum Vorteil gereicht, daß Stiller zentrale Rollen mit seiner Frau Christine Taylor und seinem Vater Jerry Stiller ("King of Queens") besetzt hat. Dennoch ist seine Kunstfigur derart überzeugend ausgearbeitet, daß sich der Film, wenn er auch nicht wirklich besonders herausragend ausfällt, seinen Status als "Kult" verdient.
Der erstmalige Blu-ray-Transfer fällt optisch durchaus überzeugend aus, ebenso auf der Audiospur. Enttäuschend ist, daß an jeglichen Extras gespart wurde, sodaß außer dem Film selbst nichts geboten wird - nicht einmal die ursprünglichen VH1-Clips.
Zoolander
ØØØ 1/2
Produktion: USA/AUS/D 2001
Videovertrieb: Paramount Home Entertainment
89 Min., dt. Fassung oder engl. OF
Regie: Ben Stiller
Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell u. a.
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