Video_Die Eisprinzen
Ice, Ice Ferrell
Wenn Anchorman Ron Burgundy und Vorzeige-Nerd Napoleon Dynamite als illustres Pärchen ihr Glück auf dem Eis versuchen, sind Blödeleien und herzhaftes Gelächter garantiert - sofern man ihre Darsteller zu schätzen weiß, versteht sich.
05.10.2007
Machen wir uns nichts vor, Will Ferrell ist großartig - und der wichtigste US-Komiker des 21. Jahrhunderts.
Gut, das ist gelogen, aber verdammt witzig ist er trotzdem, wie er in den letzten Jahren immer wieder unter vollem Körpereinsatz vorführte. Ob als spartanischer Cheerleader für Schachspieler innerhalb seines "Saturday Night Live"-Repertoires, als dümmlicher Disco-Anhänger in "A Night at the Roxbury" oder als Gefängnisinsasse in "Starsky & Hutch" - ganz zu schweigen von seinem Auftritt als durchgeknallter Nazi im überraschend gelungenen "The Producers"-Remake.
Für das MTV-Movie "Blades of Glory" paarte man ihn erstmals mit "Napoleon Dynamite"-Darsteller Jon Heder und steckte beide in hautenge Spandex-Anzüge. Selbige haben sie auch bitter nötig, denn nur so kann das Blödelduo in die Fußstapfen Katharina Witts treten und als Eiskunstläufer einige höllisch komische Figuren machen. Dabei sind die beiden eigentlich Erzrivalen: Jimmy MacElroy (Heder), ein verwöhnter Milliardärszögling (den Adoptivpapa gibt der immer wieder gerngesehene William Fichtner), ganz Technik und Perfektion - Chazz Michaels (Ferrell), als ledergewandeter Testosteronbomber das genaue Gegenteil. Als beide bei einem Wettbewerb Gold einheimsen und sich das Siegespodest teilen müssen, kommt es zum Eklat und man sperrt die Eisflitzer auf Lebenszeit.
MacElroy wird daraufhin von seinem Adoptivvater fallengelassen und verdingt sich fortan als Verkäufer in einem Sportgeschäft, Michaels gibt als Zauberer den Kasperl bei einer Kindershow und verfällt zusehends dem Suff.
Der Traum vom großen Ruhm scheint ausgeträumt, bis ein psychopathischer Fan den entscheidenen Paragraphen in den Eiskunstlaufstatuten entdeckt. Die Streithähne sind nur als Einzelkämpfer disqualifiziert; das Schlupfloch: sie dürfen im Doppel antreten. Und weil es sonst niemand qualitativ mit ihnen aufnehmen kann, müssen sie sich als erstes männliches Paar zusammenraufen. Was folgt, sind ein psychopathisches Geschwisterpaar als verschlagene Gegenspieler, die bezaubernde Jenna Fischer als love interest und jede Menge Schenkelklopfer. Nach "Dodge Ball" hat Mitproduzent Ben Stiller somit wieder eine der unpopulärsten Sportarten aus der Schublade geholt und dank des Drehbuchdebüts der Gebrüder Jeff und Craig Cox in eine gelungene Sketch-Ansammlung verwandelt. Dem hyperaktiven Ferrell den körpersprachlich eher zurückhaltenden Heder an die Seite zu stellen, erwies sich naturgemäß als richtige Entscheidung - nach Chris Kattan und Cheri Oteri wieder ein Sidekick, den man gern öfters als Ferrell-Anhängsel sehen würde.
Im Gegensatz zu "Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby" präsentiert sich "Blades of Glory" als weitaus homogeneres Unterfangen. Das hat man zwar alles schon mal irgendwo gesehen, doch es ist trotzdem immer wieder ein Vergnügen, Ferrell bei der Arbeit zu bewundern. (Natürlich gibt es auch hier einen kurzen Gastauftritt eines Frat-Packers: Luke Wilson mimt den Diskusionsleiter beim Treffen der anoymen Sexsüchtigen.)
Ferrell hat übrigens mit "Semi-Pro" bereits eine Basketballkomödie mit Woody Harrelson abgedreht und steht derzeit mit John C. Reilly in "Step Brothers" vor der Kamera. Genau so gehört sich das auch, denn: Hollywood needs more cowbell!
Jürgen Fichtinger
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