Video_The Last Stand
"I´m the Sheriff!"
Ein renitenter Kleinstadtpolizist trotzt einem millionenschweren Drogenbaron: Nach zehnjähriger Absenz markiert "The Last Stand" Arnold Schwarzeneggers Rückkehr auf die Bühne Hollywoods. Das Werk zehrt jedoch allein von der Präsenz seiner gealterten Hauptattraktion.
27.05.2013
Bundesagent John Bannister (Forest Whitaker) wirkt irritiert und fassungslos. Verdächtig leicht ist es dem Drogenboß Gabriel Cortez (Eduardo Noriega) gelungen, seinem Gewahrsam zu entfliehen und Bannister um die Früchte seiner Arbeit zu bringen. Mit Agentin Richards (Génesis Rodriguez) als Faustpfand auf dem Beifahrersitz nähert sich Cortez am Steuer seiner hochgezüchteten Super-Corvette rasend schnell der mexikanischen Grenze. Bannister hat somit gleich zwei Probleme am Hals: wahrscheinlich ein Sicherheitsleck innerhalb seiner Mannschaft und mit Sicherheit einen prominenten Drogenhändler, der rasant auf sein Fluchtziel Mexiko zusteuert. Für den Dealer scheint die Fluchtfahrt keine nennenswerten Risiken zu bergen, liegt doch lediglich das verschlafene Kleinstadtnest Sommerton Junction auf seiner Route. Dort, wo die Zeit fast stillsteht, sieht Sheriff Ray Owens (Arnold Schwarzenegger) nach dem Rechten. Zunächst wird er zwar weder von Agent Bannister noch der feuerstarken Vorhut des flüchtigen Verbrechers als ernstzunehmender Gegner betrachtet, doch bald entpuppen sich Owens und seine karnevalesken Deputies wider Erwarten als wehrhafte Opposition.
Verglichen mit den zünftigen Schwarzenegger-Schlachtplatten von anno dazumal entwickelt sich "The Last Stand" über weite Strecken eher gemächlich, was zweifellos dem vorgerückten Alter des Hauptdarstellers geschuldet ist. Doch schöpft Regisseur Jee-woon Kim in seinem US-Debüt kaum aus den Möglichkeiten, die das zurückgenommene Tempo eröffnet. Die Story selbst erklärt sich aus ein paar grob in das Skript gerammten Eckpfeilern - der Cortez-Flucht, dem vorbereitenden Einfall seiner Schergen in Sommerton Junction und der finalen Abwehrschlacht des erfahrenen Gesetzeshüters. Ohne einen echten erzählerischen Fluß zu etablieren, bricht der Film abseits der actionreicheren Segmente ein.
Zwischen Retro-Action, Buddy-Kalauern und Western-Versatzstücken findet Jee-woon Kim keine klare Linie. Vor allem schadet der krampfhaft implantierte Humor mehr, als daß er Arnies Comeback-Vehikel stützt. Statt die Gewaltszenen mit Amüsement kontrastierend abzufedern, nerven des Sheriffs lärmende Sidekicks schon nach kurzer Zeit. Angesichts der arg schablonenhaft ausgefallenen Figurenzeichnungen inklusive überwiegend lausiger Dialogzeilen wundert es zudem wenig, daß auch mit hochdekorierten (Whitaker), Genre-erprobten (Peter Stormare) oder gar denkmalgeschützten (Harry Dean Stanton) Akteuren in "The Last Stand" kein Krieg zu gewinnen ist. Ironischerweise fungiert gerade der ungelernte Schauspieler Schwarzenegger als eine Art Stabilisator, dessen physische Präsenz und eigentümliche teutonische Aura nach wie vor eine beträchtliche Wirkung erzielen. Wie ein altes Schlachtroß stapft Arnie als Ordnungshüter Owens in den Kampf mit einem vermeintlich übermächtigen Gegner, der seinerseits ganz unvorbereitet auf die menschliche Mauer mit Sheriffstern prallt.
Noch ein wenig behäbiger als bisher mutet die schwarzeneggerische Menschmaschine im Jahre 2013 an. Und doch ist die Faszination, dieses sonderbare Ungetüm von einem Mimen in all seiner konsequenten Grobschlächtigkeit zu bestaunen, nicht vollends aufgebraucht. Das Unterfangen, den einstigen Krawallkönig im Windschatten der humorigen Rentner-Actioner jüngerer Vergangenheit ("The Expendables", "R.E.D.") zu neuem Ruhm zu führen, mag mißlungen sein, doch kann sich "The Last Stand" immerhin noch gegen die krudesten Vertreter aus Arnies eigener Filmographie behaupten. Schwarzeneggers letztes filmisches Gefecht mag weiterhin vor ihm liegen, wenngleich die Distanz dahin durch mittelmäßige Inszenierungen wie diese schneller schmelzen könnte, als dem Mittsechziger vielleicht lieb ist.
Dietmar Wohlfart
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