Video_Kill Bill, Vol. 1
Eine Frage des Geschmacks
Während man gespannt auf Tarantinos für Jahresende angekündigten Bill-töten-Recut wartet, gibt es den ersten Teil seit kurzem als DVD.
21.05.2004
An Quentin Tarantino und seinen Filmen scheiden sich seit jeher die Geister. Sein letzter filmischer Erguß (bzw. die erste Hälfte desselben) trieb die Diskussionen allerdings auf die Spitze. Denn in "Kill Bill" findet man Handlung und Charaktere auf das Allernötigste reduziert. Stattdessen gibt es ein Destillat aus Klischees und Genre-Momenten, bei dem man sich als Zuseher unweigerlich vor die Entscheidung gestellt sieht: Verteufelt man die Revenge-Story rund um Uma "The Bride" Thurman als plumpe (und natürlich nonlineare) Aneinanderreihung kindischer Szenen oder läßt man sich bei ausgeschaltenem Gehirn auf die stilsichere Tour de Force ein, in der mit beiden Händen aus dem Action-Fundus geschöpft wird? Hält man Dialogstellen wie " My name´s Buck, and I´m here to fuck" oder Michael Madsens "That woman deserves her revenge. And we deserve to die" (besonders pathetisch und wirksam dank Bernard Gérards musikalischer Untermalung im "Bootleg Trailer") für ausgemachten Schwachsinn oder wunderbar unterhaltsam?
Der Autor dieser Zeilen entscheidet sich jedenfalls in beiden Fragen für die zweite Option und erfreut sich daran, wie Daryl Hannah als Elle Driver in einer De-Palma-Reminiszenz mit passender Bernard-Herrmann-Nummer ("Twisted Nerve" aus dem gleichnamigen Sixties-Flick) durchs Krankenhaus schreitet, Thurman und Green sich einen fast traditionellen Chop-Socky-Kampf liefern (Yuen Woo Ping macht´s möglich) oder Gogo Yubari (Kuriyama Chiaki, die durchaus aus einem Miike-Streifen stammen könnte, in Wirklichkeit aber in Nagasakis "Shokiku" und Fukasakus "Battle Royale" mitgespielt hat) der Braut die Leviten liest .
Die Bildqualität der deutschen DVD ist ihren ausländischen Pendants im übrigen überlegen, die beigefügten Extras allerdings identisch. Beim Ansehen von "Making of", zwei Musikvideos mit den Mädels von 5,6,7,8´s und drei verschiedenen Trailern schielt man neidisch nach Japan (wo neben dem sowieso exklusiven Japan-Cut ein Limited-Edition-Box-Set existiert) und wartet, was der nächste hiesige DVD-Release von "Vol 1." zu bieten haben wird. Glaubt man diversen Meldungen, soll das "Kill Bill"-Universum nämlich noch einige DVD-Releases erleben, ganz abgesehen von der für Ende des Jahres angekündigten neuen Schnittfassung. Bis es soweit ist, kann man jedoch bedenkenlos zugreifen - und hoffen, daß das nicht realisierte Kapitel über Gogos verrückte Schwester doch noch irgendwie seinen Weg auf die Leinwand finden wird.
Jürgen Fichtinger
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