Video_Der Mieter
Die Hölle, das sind die anderen
Das mit den eigenen vier Wänden ist so eine Sache - wie auch Roman Polanski als armer Trelkovsky feststellen muß, als er in eine teuflische Hausgemeinschaft einzieht.
13.02.2004
Beim Namen Roman Polanski fallen den meisten Menschen Filme wie "Rosemaries Baby", "Chinatown", "Tanz der Vampire" oder neuerdings auch "Der Pianist" ein. Doch eines der gelungensten Werke des polnischen Regisseurs mit der Vorliebe für (mehr oder weniger) Minderjähriges ist "Der Mieter", die Verfilmung des gleichnamigen Romans des großen Roland Topor, der unter anderem Mitstreiter der "panischen Bewegung" - neben Fernando Arrabal und Alejandro Jodorowsky - war. Der Film war bis dato nur selten zu sehen, doch dies hat sich nun dank des kürzlich erfolgten und längst überfälligen DVD-Releases geändert.
Erzählt wird die Geschichte Trelkovskys, der die Wohnung von Simone Chule übernimmt - einer jungen Dame, die per gewolltem Fenstersturz im Koma gelandet ist. Er besucht sie im Krankenhaus, setzt sich mit ihrer Person auseinander und findet nach ihrem Tod diverse Habseligkeiten in der Wohnung, darunter auch einen ausgebrochenen Zahn. Langsam beginnt sich der labile Trelkovsky mit der Vormieterin zu identifizieren, ihre Kleider zu tragen und seine eigene Identität Stück für Stück abzulegen. Hinzu kommen die zwielichtigen Hausbewohner, von denen er sich nicht nur belauscht, sondern auch verfolgt und in Simones Rolle gedrängt fühlt. Nach und nach spinnt sich um den Mieter ein dichtes Netz aus außergewöhnlichen Halluzinationen und Paranoia, das ihn schließlich schnurstracks Richtung Wahnsinn treibt.
Mit seiner Literaturverfilmung "Der Mieter" ist Polanski, der auch die Hauptrolle spielt, ein wahres Gustostückerl des subtilen Horrors gelungen, das bis heute seinesgleichen sucht. Reminiszenzen daran finden sich lediglich in Alex de la Iglesias rabenschwarzer Komödie "La Comunidad". Unbedingt ansehen - danach betrachten Sie Ihre Nachbarn garantiert mit anderen Augen!
Die deutsche DVD bietet wie ihre auswärtigen Pendants neben dem Trailer leider keinerlei Extras.
Jürgen Fichtinger
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