Video_DVD-Tips/Special 2: The Arkoff Film Library
Monster, Endzeit und Mutanten
Freunde des B-Movies sollten jetzt aufmerken: In der Kollektion des Altmeisters finden sich gleich sechs Trash-Perlen aus den goldenen 50er Jahren!
08.06.2004
Auch Roger Corman hat einmal klein angefangen - und zwar unter der Führung von B-Movie-König und Drive-in-Zampano Samuel Z. Arkoff, der gemeinsam mit Jim Nicholson 1954 die bei Fans legendäre Produktionsstätte A.I.P. (American International Pictures) gründete. Das deutsche Label Icestorm Entertainment, das bisher Klassiker wie Tarkowskijs "Der Spiegel" oder Eisensteins "Oktober" herausbrachte, nahm sich für den deutschsprachigen Markt der "Samuel Z. Arkoff Library" an und läßt nun die ersten sechs Titel auf die Trash-hungrige Menschheit los. Wer es satt hat, immer auf spätnächtliche Wiederholungen von Klassikern wie "The Spider" im WDR warten zu müssen oder diesen Teil der amerikanischen Filmgeschichte eventuell gar nicht kennt, sollte bei den (übrigens im Nice-Price-Segment angesiedelten) Releases keinesfalls zögern.
"The dreck was my idea."
Arkoffs Erfolgrezept beruhte neben extrem kostengünstiger Produktion auf der Verwendung schlagkräftiger Titel wie "High School Hellcats" oder "The Beast With A Million Eyes" und der Tatsache, daß er das Zielpublikum der Teens wieder in die Kinos lockte, indem er sie zu Protagonisten seiner haarsträubenden Geschichten machte. Natürlich eckte er mit den von ihm behandelten Sujets bald bei besorgten Eltern und Zensoren an. Immerhin waren es ja meist wilde und rebellische junge Leutchen, die in seinen Filmen die Leinwand dominierten (das brave Gegenstück ist dazu Irvin S. Yeaworth Jrs. "The Blob", der sich trotz unbestreitbarer Qualitäten wieder auf saubere junge Amerikaner einschoß).
Thematisch deckte der pfiffige Produzent die ganze Bandbreite ab - von mutierten Riesenmenschen und deliquenten Jugendlichen über Gummimonster aller Art, bis hin zu den späteren Poe-Verfilmungen oder den ersten Gehversuchen Coppolas und Scorseses.
Aber nun genug des historischen Rückblicks! Lassen Sie uns die Augen schließen, die Uhr gut 50 Jahre zurückdrehen und so tun, als wären wir auf dem Weg ins Kino…
Noch ein paar Worte zur Ausstattung:
Alle sechs Titel liegen im englischen Original mit einblendbaren dt. Untertiteln vor und verfügen über folgendes, jeweils identisches Bonusmaterial:
• eine "Collector´s Postcard Series", bestehend aus neun Original-Kinoplakatmotiven,
• den dazupassenden neun Original-Kinotrailern,
• sowie einem wunderbaren 50minütigen Audio-Interview, das der "Guardian" 1991 im Londoner National Film Theatre mit Samuel Z. Arkoff führte. Darin offenbart sich der mittlerweile leider verstorbene Produzent als liebenswerter und witziger Zeitgenosse, der in bester Opa-Manier Geschichten zum besten gibt und den Hörer in seine Philosophie sowie seine Gedanken zur Entwicklung der Filmindustrie einweiht. Selbst heute bringt er einen dabei noch zum Lachen.
PS: In den USA existieren übrigens einige der Arkoff-Monster-Klassiker als durchaus amüsante TV-Remakes auf DVD (auch als GB-Release erhältlich).
Jürgen Fichtinger
Kommentare_