Video_DVD-Tips 6/2005

A man´s gotta do ...

Wilde Cowboys und geheimnisvolle Aborigines, Charles Mansons letztes Interview und jede Menge Serienkost. Kurzum: sinnvolle Anregungen zum Geldausgeben.    04.11.2005

 

Jürgen Fichtinger

Warlock

(USA 1959/Region 2/Koch Media)


Lange bevor Nicolas Cage auf John Woos Geheiß in "Face/Off" mit ewig leidendem Dackelblick und zwei goldenen Pistolen den großen Bösewicht markieren durfte, baumelten die edlen Schußwaffen bereits an Henry Fondas Hüften. Das kleine Städtchen Warlock wird nämlich von gemeinen Hallodris heimgesucht, deren Anführer sich wie Gott in Frankreich aufführt. Die Dorfgemeinschaft entschließt sich kurzerhand, ihre Finanzen zusammenzulegen und den für seine Schießkünste berüchtigten Marshall Blaisdell zu engagieren (ganz recht, Henry Fonda mit seinen in Stein gemeißelten Gesichtszügen).

Blaisdell übernimmt den Job und reitet wie ein stoischer Messias in die Stadt, um die Halunken Mores zu lehren. Mit dabei hat er Sidekick Morgan (Anthony Quinn), unter den Rowdies ist Captain Kirks Medikus DeForest Kelley zu finden. Während Blaisdell souverän seinen Job erledigt, bleibt Morgans Figur im Zwielicht. Auf der anderen Seite steht Ex-Taugenichts Johnny Gannon (Richard Widmark), der glaubt, das Gesetz vertreten zu müssen, und sich daher zum Sheriff machen läßt. Am Schluß kommt es zur Konfrontation zwischen dem gekauften Vollstrecker und dem Mann mit dem Silberstern.

Dazwischen: jede Menge Intrigen, falsche Freunde, Feigheit à la "High Noon" und zwei weibliche Archetypen: die madonnenhafte Unschuld an der Seite Blaisdells und die rachsüchtige Exgeliebte, die ihren Weg zu Gannon findet und mit Morgan noch eine Rechnung zu begleichen hätte.

In dem von Edward Dmytryk (auf dessen Konto auch die Chandler-Verfilmung " Murder, My Sweet" geht) inszenierten "Warlock" offenbart sich eine komplexe Handlung im Westerngewande, in der Fonda längst nicht mehr den strahlenden Helden gibt, sondern vielmehr den erkalteten Schützen, der für kurze Zeit glaubt, seinem Schicksal entfliehen zu können. Lange Zeit unterschätztes Genre-Juwel.

 

Links:

Die letzte Flut

(Australien 1977/Region 2/Kinowelt)


Nic Roeg schickte Jenny Agutter auf "Walkabout", sein Regiebruder im Geiste - Peter Weir - läßt Richard Chamberlain stattdessen als Anwalt für fünf Aborigines eintreten. Diese sollen nämlich einen Mord begangen haben, versuchen aber in Wirklichkeit, den Kontinent vor einer anstehenden Sintflut zu retten. Stichwort: Armageddon. Aber wer schenkt schon den Ausführungen "primitiver" Kulturen Glauben? Schließlich ist man ja zivilisiert und weiß alles besser. Was inhaltlich reißerisch klingen mag, entfaltet sich in der für Weir typisch elegischen Erzählweise und wurde wie schon bei "Picknick am Valentinstag" von Russell Boyd photographiert. An Extras hat die deutsche Veröffentlichung zwar nur einen Trailer zu bieten, ihr US-Pendant aus der "Criterion Collection" kann aber auch nur mit einem zusätzlichen Interview mit dem Regisseur aufwarten.

 

Links:

Ein Fest für Couch-Potatoes


Scrubs - Season 2

(USA 2002/Region 2/Buena Vista)

Farscape - Season 3

(USA/Australien 2000/Region 2/Koch Media)

The 4400 - Season 1

(USA 2004/Region 2/Paramount)

Malcolm mittendrin - 1. Staffel

(USA 2000/Region 2/Kinowelt)

 

 

Während Malcolm in the Middle endlich via Serienformat offenbart, wie es in modernen Familien wirklich zugeht, wird uns via Scrubs die perfekte Anleitung zum Erwachsenwerden offeriert. Hier finden sich all die Problemchen und Entscheidungen, mit denen man nach Auszug aus dem Hotel Mama konfrontiert wird, eingebettet in den wunderbar skurrilen Alltag eines US-Krankenhauses. Mit dabei: der sadistische Hausmeister, der zum Niederknien zynische Mentor und die wohl charmanteste Reinkarnation des Bösen seit langer, langer Zeit. Mittlerweile liegt Staffel zwei auf DVD vor. (Auch Malcolm & Co. wird es in Kürze für den Hausgebrauch geben.)

Für E. T. John Crichton öffnen sich in Farscape - Season 3 bereits zum dritten Mal die Vorhänge der Galaxienbühne und damit auch die kreative Spielwiese für deren Macher: Noch düsterer als in den Vorgängerepisoden wird das große Sterben eingeleitet - es heißt Abschied nehmen von einigen liebgewonnenen Gesichtern. Gleichzeitig gelingt den Autoren mittels geschickter Trickserei ein Coup, da sie doch gleich mehrere Tabus der heiligen Seriengesetze brechen: Der Held bekommt die Prinzessin und der Held stirbt. Aber nicht so, wie Sie vielleicht glauben.

Last but not least: ein Freudenfest für Mystery-Buffs. Die erfolgreiche Serie The 4400 gibt´s jetzt auch in unseren Breitengraden. Worum es geht? In den vergangenen 50 Jahren sind überall auf der Welt Menschen spurlos verschwunden. Jetzt tauchen sie alle wieder auf - und zwar gleichzeitig, am selben Fleck. Das gibt nicht nur den Agenten der Homeland-Security-Agency ganz schön zu denken. Sollte man alles gesehen haben.

 

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Somewhere over the rainbow ...

Importe


Import-Tip:GB

 

Russ Meyer´s Vixens Trilogy

(USA 1968-79/Region 2/Arrow Films)

The Exorcist DVD Collection

(USA 1973-2004/Region 2/Warner)

 

Import-Tip: USA

 

Manson Family Movies

(USA 1984/Region 1/Cult Epics)

Land of the Dead - Unrated Edition

(USA 2004/Region 1/Universal)

 

 

Nachdem die deutsche Russ-Meyer-Box aufgrund fehlender Originalfassungen und Extras als völlig inakzeptabel bewertet werden muß, empfehlen wir den Griff zu den britischen Pendants, die neben Featurettes sogar Audiokommentare des Meisters bieten. Besonders empfehlenswert: Das Vixens-Trilogy-Box-Set. Auch Freunde des wohl berühmtesten Mörders aller Zeiten - Charlie Manson - bekommen jetzt wieder was zu sehen: Auf Manson Family Movies gibt es neben den an Originalschauplätzen nachgedrehten Home-Movies der Manson-Family ein halbstündiges Interview mit dem Herrn sowie von Regisseur John Aes-Nihil kommentierte Tatortphotos.

Falls jemand Sehnsucht nach lebenden Toten hat: Der Unrated-Release von George Romeros neuem Zombie-Spektakel Land of the Dead bietet neben einer längeren Fassung zahlreiche Featurettes sowie einen Regiekommentar. Wozu also auf den hiesigen Release warten, die deutsche Synchronisation war ohnehin miserabel ...?

Und bevor mit "The Exorcism of Emily Rose" demnächst wieder im Kino schleimig-fröhlich aufs Christentum gespuckt wird, punktet die britische The Exorcist DVD Collection nicht nur durch die ersten drei Teile, sondern sowohl mit Renny Harlins mißlungenem "The Beginning" als auch mit Paul Schraders Original-Prequel "Dominion" (Teil eins natürlich in der Original-Kinofassung und nicht als sogenannter Director´s Cut).

 

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