Video_DVD-Tips 5/2006

Sequels, Dreck und Kreaturen

Ob unsichtbarer Attentäter, fettleibiger Racheengel oder namenloser Fremder - in der von Christophe Gans abgefilmten Geisterstadt würde ihnen allen das Lachen vergehen.    13.12.2006

Jürgen Fichtinger

Eulogy - Letzte Worte


(USA 2004/Region 2/e-m-s)

 

Als Großvater Collins (Rip Torn) das Zeitliche segnet, trifft sich seine Familie, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Dummerweise scheinen die Blutsbande auch schon das einzige zu sein, was den neurotischen Haufen verbindet. Angereist sind Sohn Danny (Hank Azaria), ein hoffnungsloser Schauspieler, der seinen größten Moment als Kind bei einer TV-Werbung erlebt hat und heimlich Gras raucht; sein sexistischer Bruder Skip - "You don´t throw a lemon at me in front of a lesbian!" - inklusive zweier mißratener Sprößlinge; die erzkonservative Alice sowie die lesbische Schwester Lucy, die mitsamt ihrer Lebensgefährtin Judy (Famke Janssen) daherkommt. Nicht zu vergessen natürlich Dannys Töchterlein Kate (Zooey Deschanel), die die Grabrede halten soll, sowie Oma Collins, die angesichts der Tatsache, daß ihre Sippschaft so gar nicht miteinander auskommen will, von einem Selbstmordversuch in den nächsten hechtet. Zu allem Überfluß war es Großvaters letzter Wunsch, in bester Winkingermanier eine Feuerbestattung auf See zu bekommen. Und er hat noch eine unliebsame Überraschung für seine Familie in petto ...

Das Regiedebüt Michael Clancys offenbart sich als wunderbar liebenswerte schwarze Komödie, die beim Aufdecken der üblichen Familiengeheimnisse auf skurrilen Humor statt platte Slapstick-Einlagen setzt. Paßt gleich neben Adam Rapps "Winter Passing" (ebenfalls mit Zooey Deschanel) in den DVD-Schrank.

 

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Silent Hill


(USA 2005/Region 2/Concorde)

 

Herrlich verstörend ist die alptraumhafte Umsetzung des Konami-Spielehits "Silent Hill" durch Regisseur Christophe Gans. Wenn sich Rose (Radha Mitchell) aufmacht, um ihre Tochter in der gleichnamigen Stadt zu suchen, die Straßen im Nebel versinken und Asche vom Himmel regnet ... (Lesen Sie dazu unsere Kinobesprechung.)

"Silent Hill" ist eine großartige Game-Adaption, die trotz fehlender Spannung niemals langweilig wird. Diese Stadt, diese Kreaturen, diese Höllenszenarien - mit Sicherheit einer der wenigen Orte, an denen sich sogar Clive Barkers Pinhead gefürchtet hätte, und den man keine Sekunde lang aus den Augen lassen darf. Leider mangelt es dem DVD-Release auch in der Blechschachtel-Special-Edition an erwähnenswerten Extras ...

 

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The Da Vinci Code


(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Verschwörungstheorien und Geheimgesellschaften sind immer gut - vor allem, wenn man sie mit christlicher Mythologie verbindet und dabei ein wenig in der blutbefleckten Kirchenvergangenheit gräbt. Thriller-Autor Dan Brown hat das genau zum richtigen Zeitpunkt erkannt und in seinem "Sakrileg" die Theorien des Autorentrios Henry Lincoln, Michael Baigent und Richard Leigh in eine spannende Geschichte verpackt. (Das alte Computerspiel "Gabriel Knight 3: Blood of the Sacred, Blood of the Damned" war damit wohl noch etwas zu früh dran ...) An der Verfilmung des Romans durch "Beautiful Mind"-Regisseur Ron Howard gibt es in der "Extended Version" nichts auszusetzen - wer jedoch weder das Buch gelesen hat noch mit der Materie rund um die heilige Blutlinie vertraut ist, könnte leicht den Anschluß verlieren.

 

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College Animals


(USA 2003/Region 2/Sunfilm)

 

Selbst Hardcore-Fans von Teenie-Komödien werden diesen Streifen nach spätestens 15 Minuten in den Restmüll schmeißen. National Lampoons "College Animals" ist so schlecht, daß selbst "American Pie 4" als Highlight des Genres durchgeht (was die Produzenten jedoch nicht von einem Sequel abhalten konnte). Kaum zu glauben, daß die für diese Farce verantwortlichen Herrschaften einst für Amüsement wie "Animal House" von John Landis oder die herrlichen "Vacation"-Abenteuer der Familie Griswold verantworlich zeichneten.

 

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Ab durch die Hecke


(USA 2005/Region 2/Paramount)

 

Tierisch geht es weiter: "Over The Hedge" unterhält als niedliches Animationsspektakel aus dem Hause Dreamworks rund um einen draufgängerischen Waschbären (Bruce Willis), der alle Hebel in Bewegung setzen muß, um der Rache eines bösen Bären (Nick Nolte) zu entgehen. Zu diesem Zweck bedient er sich der Hilfe einer harmonischen Patchwork-Family und klaut in der benachbarten Menschensiedlung, was das Zeug hält. Weil die mit Aromastoffen versetzte Menschenkost so lecker ist, liegen ihm bald alle zu Füßen, anstatt wie bisher auf ihren vorsichtigen Anführer, die Schildkröte, zu hören. Harmloser Spaß für Kinder.

 

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Shadow Man - Kurier des Todes


(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Braucht die Welt wirklich noch einen neuen Steven-Seagal-Streifen? Wir glauben nicht. Diesmal spielt der schwarzhaarige Aikido-Meister erneut einen Ex-Agenten, verliert wieder einmal ein Familienmitglied und ist bei seinem Rachefeldzug immer noch mindestens zehn Kilo zu fett. So wie auch sein selbstverliebter Action-B-Liga-Kollege Jean-Claude Van Damme kann Seagal nur noch davon träumen, es noch einmal auf die große Leinwand zu schaffen. Statt dessen gibt es jedes Jahr eine neue Direct-to-DVD-Produktion, die selbst Fans der Kampfwurst einstige Knochenbrecher-Glanzmomente aus den Achtzigern und frühen Neunzigern schmerzlich vermissen lassen.

 

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Hollow Man 2


(USA 2006/Region 2/Sony)

 

Beim Einlegen dieses Sequels erwartet man ebenfalls das Schlimmste - schließlich war schon das Original alles andere als berühmt und einwandfrei der schwächste Beitrag in Paul Verhoevens cinematographischen Œuvre. Die Tatsache, daß diesmal der abgehalfterte Christian Slater - als unsichtbarer Killer fürs Vaterland - den Bösewicht gibt, steigert die Erwartungshaltung keineswegs. Trotzdem kann man sich während der folgenden 90 Minuten entspannt zurücklehnen und bei ausgeschaltetem Gehirn zuschauen. Nachdem Maestro Verhoeven mittlerweile sein "Blackbook" abgedreht hat, soll demnächst übrigens "Starship Troopers 3" unter der Regie Ed Neumeiers über die Bühne gehen. Fragt sich nur, wann man uns endlich eine Fortsetzung zu "Showgirls" liefern wird ...

 

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Dust Devil

Import-Tip: USA


(GB/Südafrika 1992/Region 1/Subversive Cinema)

 

Der viele Jahre lang sowohl auf VHS als auch auf DVD vergriffene Film von Richard Stanley sorgt nun als längst überfällige Neuveröffentlichung für erhöhten Blutdruck bei Liebhabern. Erzählt wird die Geschichte Wendys (Chelsea Field), die zwecks femininer Selbstfindung Reißaus aus der zu eng gewordenen Beziehung nimmt und dabei einem namenlosen Fremden über den Weg läuft (Robert Burke in seiner Paraderolle als übernatürlicher Mörder). Ebenfalls mit dabei: Zakes Mokae und Marianne Sägebrecht. Der mit afrikanischen Mystizismen aufgeladene Serial-Thriller ist nach wie vor - und leider - Stanleys einziger Spielfilm neben "Hardware/M.A.R.K. 13" (ihm scheint ein ähnliches Schicksal beschieden zu sein wie seinem australischen Kollegen John Hillcoat).

Die vorliegende Special Edition bietet nicht nur den legendären Staubteufel in zwei verschiedenen Fassungen (Director´s Cut und Extended Version) und mit zahlreichen Featurettes sowie einem Regiekommentar ausgestattet; auf den vier DVDs umfassenden Release wurden auch noch sämtliche Dokumentationen des Regisseurs draufgepackt. So findet man unter anderem sowohl "The Secret Glory" - über den Nazi-Gralforscher Otto Rahn - als auch die für BBC abgedrehte Voodoo-Doku "The White Darkness". Und falls das noch nicht reicht, gibt es zu jeder Doku ebenfalls Featurettes und Audiokommentare sowie Simon Boswells Score zu "Dust Devil". Was will man mehr?

 

PS: Das britische Pendant kann es in Sachen Bonusmaterial mit dem US-Release leider nicht aufnehmen, hat dafür jedoch einen alternativen Audiokommentar.

 

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