Video_DVD-Tips 1/2007

MacGuffins, Hools und Katastrophen

Johnny Depp als Piratenkarikatur, Sheryl Lee als anbetungswürdige Tote und Hinterwäldler als ewige Bedrohung geben sich diesmal ein Bildschirm-Stelldichein.    23.01.2007

 

Jürgen Fichtinger

Twin Peaks - Season 2, Teil 1


(USA 1990/Region 2/Paramount)

 

Nach drei Jahren Wartezeit veröffentlicht Paramount endlich die zweite Staffel von David Lynchs einzigartiger Mystery-Soap. Zusammen mit Autor Mark Frost sorgte der verschrobene Filmemacher 1990 dafür, daß Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) bereits lange vor Scully und Mulder auf den Pfaden des Paranormalen wandelte.

Viele Abende lang interessierte man sich nicht dafür, ob Lee Harvey Oswald einen Komplizen gehabt, sondern wer dem Holzfällerdorf die schönste Wasserleiche aller Zeiten beschert hatte. Großartige Charaktere (Miguel Ferrers FBI-Agent Albert Rosenberg, Ray Wise als Vater Palmer und die Log-Lady muß man einfach gesehen und gehört haben) und noch bessere Szenen sorgten rasch dafür, daß die stillen und tiefen Wasser der Kleinstadt mehr Rätsel aufgaben als der eigentliche Mord. Seither hat sich das allgemeine US-Serienniveau zwar immens gesteigert - nur auf einen würdigen Nachfolger zu "Twin Peaks" warten wir immer noch.

Obwohl es die erste Box des (zweigeteilten) DVD-Releases von Season 2 in Sachen Special Features in keiner Weise mit der von Artisan liebevoll ausgestatteten Season 1 aufnehmen kann, trösten die glasklare Bildqualität und die längst überfällige Enthüllung des Mörders über dieses Manko hinweg.

Die anläßlich der DVD-Veröffentlichung von Staffel 1 seinerzeit bei VGS neuaufgelegten Bücher "Das geheime Tagebuch der Laura Palmer" und "FBI-Agent Dale B. Cooper. Mein Leben, meine Aufzeichnungen. Eine Autobiographie" sind natürlich längst wieder vergriffen. Dafür stehen die Chancen, den "Twin Peaks"-Film "Fire Walk With Me" in absehbarer Zeit einmal in einer erweiterten Fassung zu sehen, recht gut.

 

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Hooligans S.E.


(GB/USA 2005/Region 2/Ascot Elite)

 

Können Sie sich Frodo Beutlin als Hooligan vorstellen? Wir auch nicht. Die in Mannheim geborene und in Hollywood tätige Filmemacherin Lexi Alexander konnte es schon - und besetzte Elijah Wood als Harvard-Dropout Matt Buckner, der auf der Uni für ein reiches Bürschlein den Kopf hinhielt und deshalb rausgeworfen wurde. Als er seine ältere Schwester und ihre Familie in London besucht, lernt er dort seinen Schwager Pete (Charlie Hunnam) kennen, der ihn sukzessive in die Welt der Hooligans einführt. Statt elitärer Hinterhältigkeit gelten hier Werte wie Freundschaft und Loyalität, und man frönt quer durch die Gesellschaftsschichten in familiären Strukturen der gemeinsamen Fußballeidenschaft. Zwischen Match und Prügeleien entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den jungen Männern, die erst auf die Probe gestellt wird, als ein eifersüchtiger Judas Matt als Journalist outet und die eigene Truppe an den Feind verrät.

Die ehemalige Stunt-Frau und Karate-/Kickbox-Meisterin Alexander serviert mit "Green Street Hooligans" eine spannende Geschichte, die weder mit moralischem Zeigefinger verteufelt noch pathetisch glorifiziert. Sehenswert.

Als Bonusmaterial gibt es unter anderem einen spannenden Regiekommentar, in dem die Regisseurin sowohl von diversen Schwierigkeiten beim Dreh als auch über psychologische Tricks beim Framing erzählt. Sie berichtet auch davon, daß ihr diverse Casting-Agenturen stets einen Haufen Schönlinge als Statisten aufschwatzen wollte und sie sich lieber für echte Hooligans entschied. Auf Disc 2 der Special Edition finden sich darüber hinaus noch der BBC-Streifen "The Firm" (so nennt man organisierte Hool-Truppen, die zu einem Fußball-Club gehören) mit Gary Oldman, diverse Interviews sowie Spiegel-TV-Beiträge zum Thema.

 

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World Trade Center


(USA 2006/Region 2/Paramount)

 

Noch bevor sein schwülstiges Historienspektakel "Alexander" in der mittlerweile dritten Schnittfassung auf den DVD-Markt kommt, kann man sich Oliver Stones auf wahren Begebenheiten basierenden Streifen zum 11. September zulegen. Angesichts der Tatsache, daß der Vietnam-erprobte Regisseur primär für politisch kontroversielle Streifen wie "JFK", "Born On The Fourth Of July" oder "Natural Born Killers" bekannt ist, war die Story zu diesem Film eine überraschende Wahl.

Erzählt wird die Geschichte der beiden New Yorker Cops John McLoughlin (Nic Cage) und William Jimeno (Michael Pena), die bei dem Versuch, einen der Towers zu evakuieren, verschüttet werden. Knapp zwei Stunden lang verfolgen wir die persönlichen Schicksale der Verunglückten, ohne die handelsübiichen Action-Effekte oder pathetischen Bombast. "World Trade Center" ist alles andere als ein "großer Film", und das ist gut so.

Neben zahlreichen erweiterten und zusätzlichen Szenen gibt es auf der DVD neben einem exzellenten Regiekommentar noch eine zweite Kommentarspur, auf der der echte Will Jimeno und drei seiner Retter ihre Erlebnisse schildern.

 

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Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2


(USA 2006/Region 2/Buena Vista)

 

Ging der erste Teil rund um die karibischen Freibeuter noch als effektgeladene Gaudi durch, so offenbart sich Teil zwei der gleichzeitig gedrehten Sequels als zweieinhalbstündige Übung in Fadesse, die zwar ihre witzigen Momente hat und zu unterhalten weiß, faktisch jedoch wenig erzählerischen Zusammenhalt bietet; stattdessen läuft ständig irgendjemand irgendwas nach. Sowas kommt scheinbar heraus, wenn zwei junge Drehbuchautoren die Erzählmechanismen der klassischen Drei-Akt-Struktur ignorieren und lieber, wie es in ihrem Audiokommentar zu hören ist, mit einer "Mosaikform" experimentieren wollen.

Daß Johnny Depp seine wunderbare Figur des Captain Jack Sparrow maßlos überspielt, macht die Sache auch nicht besser. Die DVD ist dafür über jeden Zweifel erhaben und bietet tonnenweise Dokus sowie ein kommentiertes Phototagebuch von Überproduzent Jerry Bruckheimer. Schade, daß man den guten Mann nicht für einen Audiokommentar gewinnen konnte - wer sich an seine Ausführungen in der Criterion-Edition von "Armageddon" erinnert, weiß, daß er einiges zu erzählen hat.

 

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The Saw is Family

Import-Tip: USA


The Texas Chainsaw Massace - Ultimate Edition

(USA 1974/Region 1/Dark Sky Films)

The Texas Chainsaw Massace 2 - The Gruesome Edition

(USA 1986/Region 1/MGM)

 

Statt sich von den Weichspüler-Remakes für die MTV-Generation die Zeit stehlen zu lassen, sollte man die immer noch unerreichten Originale gesehen haben. Mittlerweile liegen sowohl Teil 1 als auch Teil 2 (mit Dennis Hopper) als Special Editions vor und bieten neben mehreren Audiokommentaren auch Dokumentationen in Spielfilmlänge. Endlich kann man diverse alte holländische VHS-Tapes in den Müll werfen und zum ersten Mal auch all die wunderbaren Ausstattungsdetails bewundern, die uns auf den verwaschenen Videoversionen vorenthalten wurden.

 

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Kobra, übernehmen sie! Season 1


(USA 1966/Region 2/Paramount)

 

Mit "Casino Royale" und dem neuen Bond-Darsteller Daniel Craig gelang dem Produzentenduo Michael G. Wilson und Cubby-Broccoli-Tochter Barbara der Clou: Die legendäre Doppelnull wurde einem Rundumservice unterzogen und wagt sich plötzlich in finstere Bereiche vor, die zuvor maximal Timothy Dalton in seinen beiden Auftritten als Geheimagent im Dienste ihrer Majestät erforscht hatte. Doch die literarische Schöpfung Ian Flemings war nicht die einzige, die in den Sechzigern für Furore beim Publikum sorgte.

Dank diverser TV-Kreationen aus dem Königreich lehrten unter anderem Emma Peel oder der Mann mit dem Koffer fremde Mächte und Möchtegern-Weltbeherrscher das Fürchten. Doch auch die USA hatten neben "The Man From U.N.C.L.E." ein As im Ärmel: die Serie "Mission Impossible" - zu deutsch: "Kobra, übernehmen sie!" -, deren erste Staffel jetzt auf DVD vorliegt. Verantwortlich für die Kreation der für seinerzeitige Verhältnisse schnittechnisch höchst rasanten Serie war Bruce Geller, der sich beim Tempo der Serie an Werbespots orientierte. In "Mission Impossible" war keine Zeit für süffisantes Gequatsche oder sinnierende Dialoge, stattdessen mußten die verschiedenen Regisseure stets die Action voranpeitschen.

Das ist ihnen auch gelungen: Wenn sich das Team rund um Daniel Briggs (Peter Graves stieß erst später hinzu) in einen Fall verbiß, mußten sich böse Buben in acht nehmen. Schließlich verstand sich niemand (schon gar nicht Tom Cruise) besser auf List und Tücke als die "Mission Impossible"-Crew.

Diese Seite wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören. Und wir leugnen natürlich, Sie zu kennen ...

 

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