Video_DVD-Tips 4/2009

Urlaub auf der Couch

Unsere aktuellen DVD-Empfehlungen führen Sie von den späten 30ern über die 70er und 80er Jahre wieder zurück in die Gegenwart. Als Reiseleiter fungieren neben Fred Astaire und Ginger Rogers die Herren Van Damme und Vorhees.    29.07.2009

Jürgen Fichtinger

JCVD

ØØØØ

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(Belgien/Luxemburg/F 2008/Region 2/Koch)

 

Es gibt doch immer wieder Überraschungen rund um die damalige Garde des 80er-Jahre-Action-Kinos: Daß Arnie Gouverneur wird, war keine. Daß Sylvester Stallone als Rocky und Rambo erfolgreich zurückkehrt, auch nicht wirklich. Daß jedoch ausgerechnet "The Muscles from Brussels" ein qualitativ hochwertiges und noch dazu witziges filmisches Lebenszeichen von sich gibt, schon. In Mabrouk El Mechris "JCVD" spielt sich Jean-Claude Van Damme mehr oder weniger selbst. Geplagt von Liquiditätsproblemen und einem Sorgerechtsstreit, platzt der gealterte Belgien-Export mitten in einen Banküberfall und wird für Presse und Exekutive prompt zum Hauptverdächtigen. Dabei wollte er eigentlich nur schnell seine Anwaltskosten überweisen und muß stattdessen für einen der Bankräuber Round-House-Kicks vorführen und für die Außenwelt den Anführer geben ...

"JCVD" präsentiert sich als unaufdringlich inszenierte Tragikomödie voll charmanter Figuren und einer gesunden Prise Humor. Van Dammes Entscheidung, die für ihn absolut untypische "Charakterrolle" zu übernehmen und seinen Fans mittels des fiktionalisierten Ebenbilds Einblick in seine Privatsphäre zu gewähren, war ein gelungener Schachzug - doch Stallones Rollenangebot in "The Expendables" abzulehnen, eher nicht.

Die DVD bietet neben einem interessanten Regiekommentar unter anderem gleich zwei ausführliche Dokumentation rund um "JCVD".

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Freitag, der 13.

ØØ

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(USA 2009/Region 2/Paramount)

 

Nach Leatherface und Michael Myers schlüpfte dieses Jahr eine weitere Slasher-Galionsfigur wieder in ihre Kluft: Jason Vorhees, der Mann mit der Hockey-Maske und die Hauptfigur der bis dato Sequel-stärksten Reihe "Friday the 13th". Michael Bay beauftragte den Frankfurter Marcus Nispel mit dem Franchise-Relaunch für eine neue Generation von Teenagern; immerhin hatte der schon "The Texas Chainsaw Massacre" zu einem Erfolg in den Kinos verholfen. Die gute Nachricht: Wenn Sie jetzt meinen, seine Neufassung war als Film und Remake völlig bedeutungslos, dann haben Sie recht. Die schlechte: "Freitag, der 13" ist noch schlimmer und sogar für einen handelsüblichen Vertreter der Saga (die miserablen Teile VIII und IX einmal ausgenommen) im unteren Qualitätsbereich angesiedelt. Die Charaktere sind noch austauschbarer als sonst, die Fleischbeschau noch platter und die Kills schlicht und ergreifend öde. Dafür, daß Jason im gesamten Film keinen einzigen stilgerecht inszenierten Auftritt hat - vergleichbar mit dem Debakel "AvP: Requiem" -, gebührt Nispel eigentlich eine Ohrfeige. (Remember: Jason und Leatherface are not the same.) Und dafür, daß er noch dazu das Drehbuch der beiden Nerds Damian Shannon und Mark Swift akzeptierte, gleich noch eine. Das Duo zeichnete bereits für das hanebüchene Crossover "Freddy vs. Jason" verantwortlich und nähert sich auch Herrn Vorhees ohne einen Hauch von Charme, Ironie oder wenigstens vorhersehbarer Spannung. So fragt man sich nach eineinhalb lähmenden Stunden nur, warum man sich das wieder angetan hat - und weiß natürlich im selben Atemzug, daß man es beim bereits geplanten Sequel genauso machen wird. Bis es soweit ist, freuen wir uns einfach darüber, daß der neue "Nightmare on Elm Street" seit kurzem abgedreht ist und Freddy bald wieder seine Messer wetzen wird.

PS: Die deutsche DVD enthält die ungekürzte Kinofassung. Sollten Sie überlegen, zum US-Killer-Cut zu greifen - sparen Sie sich die Mühe und besorgen sich lieber das umfangreich ausgestattete "From Crystal Lake to Manhattan"-Box-Set.

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Electra Glide in Blue

ØØØ 1/2

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(USA 1972/Region 2/Pierrot le Fou)

 

Auf der einen Seite Hippies, auf der anderen Seite Polizisten mit "Go ahead, make my day"-Attitüde. Und in der Mitte der zu klein geratene Motorrad-Cop John Wintergreen (Robert Blake). Er träumt von einer Karriere als Detective, erhält dank des Mordes an einem einsamen alten Mann eine Chance und scheitert letztlich am Festhalten an den eigenen Prinzipien und Idealen. "Electra Glide in Blue" alias" Harley Davidson 344" stellt die einzige Regiearbeit des Musikers James William Guercio dar und ist pures 70er-Jahre-Kino (eingefangen von Conrad Hall).  Eine zehnminütige Einführung des Regisseurs und ein Audiokommentar machen die vorliegende Veröffentlichung zum Pflichtkauf für Kenner; der Rest sollte dieses Kleinod zumindest einmal gesehen haben.

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Fast Forward


Das verschwundene Zimmer - The Lost Room

ØØØ 1/2

(USA 2006/Region 2/FilmConfect)

 

Spät, aber doch erscheint die US-Miniserie "The Lost Room" jetzt auch bei uns. Die Geschichte rund um einen Schlüssel, der jede Türe öffnet und seinem Besitzer dahinter stets denselben mysteriösen Motel-Raum als Rückzugsort offeriert, weckt Erinnerungen an die wunderbare "Twighlight Zone". Ein Vergnügen für Mystery-Freunde.

 

Die Bande des Captain Clegg

ØØØ

(GB 1962/Region 2/Koch)

 

Während Hammer-Kollege Christopher Lee immer noch unter den Lebenden weilt und wohl bald das Alter seines transsylvanischen Leinwandkonterfeis erreichen wird, liegt Peter Cushing längst unter der Erde (wenigstens blieb Grand Moff Tarkin so der Anblick Count Dookus im Zweikampf mit Yoda erspart). Jetzt kann man den hageren Haudegen dank der "Koch Media Hammer Edition" als waschechten Expiraten erleben. Statt Hammer, Pflock und Knoblauch trägt er als Dorfvikar in "Die Bande des Captain Clegg" lieber das Wort Gottes an seine Gemeinde heran. Als eines Tages Captain Collier mit seiner Truppe im Hafendorf landet, um den ansässigen Schmugglern auf die Schliche zu kommen, weist er seinen Schäfchen den rechten Weg nicht nur von der Kanzel aus. Unterstützung erhält er dabei übrigens von Oliver Reed (ebenfalls sehenswert in: "Der Fluch von Siniestro") und einem Haufen Moorgeistern.

Für eingefleischte Hammer-Freunde außerdem nicht uninteressant: "Der Satan mit den langen Wimpern" von Freddie Francis - ebenfalls seit kurzem auf DVD erhältlich.


Swing Time

ØØØ

(USA 1936/Region 2/Kinowelt)

 

Was Fred Astaire mit der derzeitigen "Licht für die Welt"-Werbekampagne genau zu tun hat, wissen wohl nicht einmal die Götter, fest steht jedoch: Der Herr hatte Manieren sowie Stil und wußte das Tanzbein zu schwingen. (Lesen Sie dazu unsere ausführliche Würdigung.) In "Swing Time" verkörpert er den Varieté-Künstler Lucky Garnett, der fast so gut spielt, wie er tanzt. Bevor er in New York sein Glück versucht, verspricht er dummerweise seiner Braut, zurückzukehren, sobald er eine bestimmte Summe sein eigen nennt. Dann lernt er Ginger Rogers kennen - und den Rest kann man sich denken. Charming, as usual.

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