Video_DVD-Tips 2/2008

Wir sehen tote Menschen

Edward Norton zaubert, Koji Yakusho gärtnert, Alan Tudyk steht unter Drogen, Elisha Cuthbert schreit wie am Spieß. Und wem das nicht gefällt, der darf mit Frau Jovovich den Jakobsweg beschreiten.    26.02.2008

Jürgen Fichtinger

Undead - and loving it

ØØØ

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Resident Evil: Extinction

(USA 2007/Region 2/Highlight Entertainment)

 

28 Weeks Later

(GB/Spanien 2007/Region 2/20th Century Fox)

 

Mit den filmischen Ausgeburten des "Resident Evil"-Franchises ist das so eine Sache: Wirklich gelungen ist keine davon, aber je öfter man sie sieht, desto lieber gewinnt man sie. Ob dies auch auf Russell Mulcahys Abschluß der Trilogie, Resident Evil: Extinction zutrifft, darf ab sofort via DVD nachgeprüft werden. Diesmal muß lovely Milla gegen die untoten Nebenwirkungen der "Umbrella Corporation"-Pharmazeutika in der Wüste antreten und ihnen bei vollem Tageslicht in die nekrotischen Ärsche treten. Das Ergebnis ihrer Bemühungen pendelt irgendwo zwischen postapokalyptischer "Mad Max"-Romantik und den üblichen beauty shots. Gleichzeitig offenbart sich das Sequel als bösester wie auch langatmigster Eintrag der Serie. Für Genre-Freunde gilt trotzdem: anschauen!

Ein ganz anderes Kaliber ist Juan Carlos Fresnadillos 28 Weeks Later, die Fortsetzung des Brit-Zombie-Pics von Danny Boyle und Alex Garland. Der junge spanische Regisseur läßt darin die Straßen Londons neu besiedeln, nur um den frischgebackenen Einwohnern danach wieder die Hölle heißzumachen. Was folgt, sind eineinhalb Stunden rasanter Action: Da wird Blut und Gatsch gespuckt, ein Hubschrauber fungiert kurzfristig als überdimensionaler Mixer, und die Verluste sind auf beiden Seiten hoch. Kurzum: ein echtes Vergnügen, inklusive anständiger DVD-Ausstattung (falls Sie den Streifen nicht ohnehin seit Monaten als GB-Import im Schrank haben.)

PS: Nicht allzu rosig sieht es hingegen für Steve Miners - angeblich hundsmiserables - "Day of the Dead"-Remake aus, das auf die Direct-to-DVD-Hölle wartet, während ein erster Script-Review von J. Michael Straczynskis Drehbuch zu "World War Z" Euphorie verströmt. Wir sind gespannt - und freuen uns schon vorab auf das japanische CGI-Feature "Resident Evil: Degeneration".

Links:

Sterben für Anfänger

ØØØØ

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(USA/GB/D/NL 2007/Region 2/Concorde Home Entertainment)

 

Kein tragisches Ereignis eignet sich besser als Stoff für eine schwarze Komödie als der Tod eines Verwandten. Das muß sich auch Regisseur (und Yoda-Stimme) Frank Oz gedacht haben, als er sich zur Verfilmung des britischen Skripts "Death at a Funeral" entschied. In Dean Craigs zweitem Drehbuch dreht sich alles um den gestreßten Daniel (Matthew MacFadyen): Der arme Tropf hat nicht nur mit dem Ableben seines Vaters und dessen Beerdigung zu tun, sondern muß sich auch noch mit einem vertauschten Leichnam und einer Menge lästiger Gäste, einem mißratenen Bruder, einer diktatorischen Cousine und deren versehentlich unter Drogen gesetztem Ehemann (komisch wie immer: "Firefly"-Steuermann und "Dodgeball"-Pirat Alan Tudyk) herumschlagen. Als dann plötzlich auch noch ein mysteriöser Liliputaner auftauscht und behauptet, eine heiße Affäre mit dem verstorbenen Papa gehabt zu haben, gerät die Sache völlig außer Kontrolle.

Für Daniels Freunde und Verwandte bricht beim Versuch, die Lage zu beruhigen, die Hölle los - und für den Zuseher ein Freudenfest: So herzhaft auf Kosten anderer lachen durfte man schon lange nicht mehr. Die Briten wissen halt, wie´s geht.

Links:

The Illusionist

ØØØØ

Import-Tip: USA/GB

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(USA/Tschechien 2006/Region 1 oder 2/20th Century Fox oder Momentum Pictures)

 

Erinnern Sie sich noch an Chris Nolans "The Prestige", die kleine Zauber-Show mit Batman, Wolverine und dem großen Michael Caine? Zugegeben, ein netter Film, nur: Hat man den Trick einmal durchschaut, besucht man die Vorführung kein zweites Mal - es sei denn, um sich an den schauspielerischen Darbietungen der drei Herrschaften und dem Gastauftritt David Bowies zu erfreuen.

Zur gleichen Zeit fabrizierte Hollywood jedoch noch einen zweiten Streifen rund um Magie und Zauberei, der bis heute hierzulande weder in den Kinos lief noch auf DVD erschienen ist: Neil Burgers "The Illusionist" erzählt die Geschichte des Illusionisten Eisenheim (Edward Norton), der im Wien der Jahrhundertwende beeindruckende Vorführungen gibt. Sein Ruf verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Monarchie, und schließlich besucht Kronprinz Leopold (Rufus Sewell) höchstpersönlich eine Vorstellung. Der Blaublütler ist nicht nur ein eitler Geck, der den Magier bloßstellen will und Frauen gern eine Kopfnuß verpaßt; er soll auch in Bälde Eisenheims Jugendliebe Sophie (Jessica Biel) ehelichen. Doch die Wiedersehensfreude des einst entzweiten Paars ist groß. Krankhaft eifersüchtig und in seinem Stolz gekränkt, hetzt Leopold dem Zauberer bald seinen Haus- und Hofbullen, Inspektor Uhl (Paul Giamatti), auf den Hals ...

Wo Nolan stets mit Kalkül erzählt, spinnt Burger - Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion - ein feines thaumaturgisches Netz, das gegen Ende zwar ebenfalls mit einem kleinen Twist daherkommt, ihn aber im Gegensatz zu "The Prestige" gar nicht nötig hätte.

Sehenswert.

 

PS: Weil es sich die Wiener schon lange mit Hollywood verscherzt haben, fanden die Dreharbeiten naturgemäß in Ungarn statt.

Links:

Fast Forward


Captivity

(USA 2007/Region 2/Sony)

 

Was sich Larry Cohen beim Schreiben dieser Belanglosigkeit gedacht hat, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben: Elisha Cuthbert spielt ein Supermodel, das von einem notorischen Psychopathen im Keller eingesperrt und mit allerlei Gadgets fröhlich gequält wird. Alles zu ihrem Besten, versteht sich, schließlich will man nur ihren Geist von antrainierten Verhaltensmechanismen befreien. Zu diesem Zweck gibt es unter anderem einen per Trichter verabreichten, aus diversen menschlichen Nebenprodukten bestehenden Multivitamin-Drink sowie einen mysteriösen Zellennachbarn. Fans der "Saw"-Reihe könnten daran Gefallen finden, der Rest versäumt nichts.

(Der reguläre deutsche DVD-Release basiert übrigens auf der US-Unrated-Fassung und bietet unter anderem gleich zwei alternative Enden; die sogenannte "Alternative Version" ist dafür stark gekürzt)

 

Charisma

(Japan 1999/Region 2/Asian Film Network)

 

Spät, aber doch auch bei uns auf DVD: Kiyoshi Kurosawas wunderbarer Film rund um einen Baum, mit Koji Yakusho in der Hauptrolle und einem Geiselnehmer, der die wahre Ordnung der Dinge wiederhergestellt haben möchte. Heute noch genauso sehenswert wie damals. Lesen Sie dazu unser ausführliches Kurosawa-Porträt aus dem Jahr 2001.

 

El Camino - Der Jakobsweg

(D/Ungarn 2005/Region 2/Kinowelt)

 

Hier ist zur Abwechslung der Weg fast schon das Ziel. Wer den Jakobsweg beschreitet, wandert zur Kathedrale von Santiago de Compostela in Nordspanien, um dort das Grab des Apostels Jakobus aufzusuchen. Millionen von Menschen spazierten bereits über die 1000 Jahre alte Strecke. Wem der religiöse Background nichts gibt, den interessieren vielleicht die Landschaften, die zahlreichen spannenden Bauwerke - oder die Selbstfindung. Der rumänische Regisseur Ferenc Tolvaly hat den beschwerlichen Weg beschritten und sich selbst dabei filmisch begleitet. Herausgekommen ist eine elegische Dokumentation, an der potentielle Pilger ihre Freude haben werden.

 

Whisper

(USA 2007/Region 2/Concorde Home Entertainment)

 

Daß sich des Teufels Brut gerne auf Erden aufhält, ist spätestens seit Richard Donners "Das Omen" nichts Neues. Seither wandelten unter anderem Julian Sands als diabolisches Blondchen oder Adam Sandler als naiver Sprößling umher; derzeit geht sogar in der US-Serie "Reaper" ein junger Mann für Mephisto (herrlich: Ray Wise) auf Seelenfang. Gegen hundsgemeine Kinderdarstellungen müssen sie jedoch allesamt einpacken.

Apropos Damien: Im Gegensatz zum völlig unnötigen "The Omen"-Remake bietet Stewart Hendlers Low-Budget-Produktion einen amüsanten Twist: Eine Bande Kidnapper (darunter Michael Rooker sowie Josh Holloway) entführt zwecks Lösegeldforderung den jungen David. Und der ist gar kein Netter ...

Was folgt, kennt man zwar großteils schon aus anderem Teufelswerk, Genre-Freunde dürfen trotzdem einen Blick riskieren.

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