Die Krays
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(GB 1990/Region 2/Koch Media)
Bis über beide Ohren zu grinsen, ist im Normalfall ein gutes Zeichen - es sei denn, man bewegte sich während der 60er Jahre in den zwielichtigen Kreisen rund um die Gebrüder Kray. Dann hätte es sich dabei nämlich nicht um einen Ausdruck der Freude, sondern um den sogenannten chelsea smile gehandelt. Um den zu bewerkstelligen, muß jemand mit einem scharfen Gegenstand nachhelfen und das Lächeln künstlich erweitern. In Kino und TV durfte man diese Rasiermesserspiele zuletzt in Guillermo del Toros "Pans Labyrinth" und der zweiten "Nip/Tuck"-Staffel bewundern; im richtigen Leben galt sie als Markenzeichen der Zwillinge Ronnie und Reggie Kray.
Die Kray Twins wuchsen im berüchtigten Londoner East End auf und übernahmen in den Fünfzigern ihr erstes Lokal, nachdem sie sich zuvor in Boxkämpfen und Gang-Auseinandersetzungen Bekanntheit erprügelt hatten. Danach schlitzten und mordeten sich die beiden ohne Rücksicht auf Verluste an die Spitze des organisierten Verbrechens ihrer Heimatstadt. Lediglich ihre geliebte Mutter hatte nichts von ihnen zu fürchten.
Die familiäre Bindung steht auch im Mittelpunkt von Peter Medaks exzellentem True-Crime-Streifen "Die Krays". Statt die übliche bleihaltige Gangster-Ballade abzuliefern, konzentrierte sich der Regisseur lieber auf die Frauenfiguren im Leben der Brüder und deren Beziehung zueinander. Die Darsteller Gary und Martin Kemp (ja, genau: Spandau Ballet) verliehen den Figuren zusätzliches Charisma, sodaß man zumindest den Leinwand-Krays nicht wirklich böse sein kann, wenn sie gelegentlich von Gentleman-Gaunern zu durchgedrehten Psychopathen mutieren.
Die DVD bietet neben einem gelungenen Audiokommentar von Regisseur und Hauptdarstellern eine einstündige Fernsehdokumentation über die echten Krays. Beide landeten 1968 hinter Gittern und verbrachten dort den Großteil ihres Lebens, bevor sie 1995 (Ronnie) und 2000 (Reggie) eines natürlichen Todes starben.
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