Video_Skyfall
Kein Absturz
Aller guten Dinge sind drei? Nach dem durchwegs gelungenen "Casino Royale" und dem eher fragwürdigen Sequel "Ein Quantum Trost" liegt nun der dritte Bond-Streifen mit Daniel Craig vor. Martin Compart hat ihn sich angesehen und das neue Abenteuer der britischen Doppelnull anläßlich der DVD-Veröffentlichung unter die Lupe genommen. Eine persönliche Stellungnahme.
05.03.2013
Daß "Skyfall" besser werden mußte als der katastrophale Vorgänger "Ein Quantum Trost", war eine absolute Notwendigkeit. Noch so eine Fehlleistung, und das Franchise-Unternehmen 007 wäre tief in die Krise geraten ...
Die gute Nachricht ist also, daß "Skyfall" besser ist und ein ganz ordentlicher Bond-Film. Er ist aber bei weitem nicht "der beste Bond aller Zeiten", wie einige Kritiker verbreiten. Die besten Sequenzen sind die obligatorische Actionszene am Anfang (in Istanbul) und die Szenen in Shanghai, die die fiebrige LTR-Licht-Atmosphäre des Molochs wunderbar einfangen. Die als Schattenriß inszenierte Kampfszene überzeugt ebenfalls. Und Javier Bardem gibt einen herrlich durchgeknallten Bond-Bösewicht, der problemlos den überforderten MI6 an der Nase herum führt und auch noch lässig in eine Anhörung im streng militärisch abgesicherten Whitehall eindringt. Naiver geht es nicht. Damit haben sich die Drehbuchautoren zu B-Pictures-Schreibern runtergeschmiert.
Regisseur Sam Mendes versucht allen Figuren etwas Tiefe zu geben. Bei Bond bezieht sich das vor allem auf ein paar Selbstzweifel und Anspielungen aufs Älterwerden. Geradezu idiotisch ist, daß Bond bei den Tests versagt und somit nicht mehr fit für den Außendienst sei. Angesichts der Belastungen, die er lässig meistert, müßte man sich fragen, wie fit denn dann erst 006 oder 008 sind. Das Drehbuch hat so einige Lücken - warum etwa läßt Bond vor dem Finish nicht die SAS zu Hilfe kommen, da man ja bewußt den Gegner in eine Falle lockt und dafür genug Zeit hätte? Aber der ganze Krawall des Endkampfs in Schottland ist sowieso zum Gähnen; nicht das große Finale, das man bei Bond erwarten darf.
Geärgert hat mich, wie wenig man aus dem wohl interessantesten Drehort gemacht hat: der verlassenen Industrie-Insel Hashima vor der Küste Japans. Total verschenkt. Die elendslange Hatz durch die Londoner U-Bahn hat man ebenfalls zu oft und besser gesehen. Und was die Nutzung der Überwachungstechnologie angeht, hätte sich Bonds MI6 besser von "Spooks MI5" beraten lassen sollen.
Fazit: Ein recht ordentlicher, zu langer Bond-Film mit guten Momenten und einigen dummen Schwächen, der aber ganz unterhaltsam ist. An "Casino Royale" reicht er nicht heran. Ich schließe mich dem britischen Filmkritiker Oliver Lyttelton an, der gesagt hat, Sam Mendes habe trotz allem mehr richtig als falsch gemacht. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger. Aber ein Martin Campbell macht eben alles richtig.
Martin Compart
Kommentare_
hin oder her: die titelsequenz war eine der schwächsten seit langer zeit - und thomas newmann ist kein david arnold.