Games_Codename: Panzers - Phase One

Adios, C &C!

PC-Games und der 2. Weltkrieg - eine endlose Geschichte mit meist mittelprächtigen und ein paar gelungenen Vertretern. Dieser hier bläst einen förmlich vom Schreibtischsessel ...    04.08.2004

1995. Ein ganz besonderes Datum für die Videospiel-Branche. Denn in diesem Jahr erschien ein Spiel. Nicht irgendeines, sondern ein ganz besonderes. Es sollte Geschichte schreiben, indem es ein in den Kinderschuhen steckendes Genre über Nacht salonfähig machte und (ohne zu übertreiben) eine neue Ära der Spielegeschichte einleitete. Die Rede ist natürlich von "Command & Conquer". Fast ein Jahrzehnt später hält der mittlerweile fünfte Klon der Serie die ganze Echtzeitstrategie-Szene in seinem Bann. Die ganze? Nein, eine kleine Spieleschmiede wagt den Aufstand. Und schon ihr zweites Werk wird die Welt der Echtzeitstrategen ordentlich erschüttern ...

Doch genug der Schwafelei. Um´s kurz zu machen: Kaum installiert, läßt einen "Codename: Panzers" nicht mehr los. Die drei wählbaren Kampagnen spielen auf Seiten Deutschlands, der Roten Armee und der alliierten Streitkräfte (bei denen merkwürdigerweise nur die Amis zum Zuge kommen, von den Briten oder den Mounties ist weit und breit nix zu sehen). In jedem dieser Feldzüge verfolgt man die Karriere eines Kommandanten und muß in 30 Missionen allerlei Aufgaben bewältigen. Vom Fallschirmabsprung hinter feindlichen Linien über die Gefangennahme eines hochrangigen Offiziers bis hin zu wilden Gefechten in Städten ist hier alles mit von der Partie. Und natürlich darf auch in diesem Zweiter-Weltkriegs-Game der "D-Day" nicht fehlen.

Wer jetzt "Nicht schon wieder der 2. Weltkrieg ..." stöhnt, soll sich eines Besseren belehren lassen, die Demos aus dem Netz saugen und dann den Mund halten. Denn das hier ist kein 08/15-Strategiespiel. Wer es aber gleich ausprobiert, wird bald unter Schlafentzug leiden, so sehr zieht einen "Panzers" in seinen Bann. Das Stein-Schere-Papier-Prinzip ist over the top - besser geht´s nimmer. Am besten zeigt sich dies im dichten Städtekampf. Ein paar gut plazierte, in Häusern verschanzte Soldaten mit Raketenwerfern, und schon kann man sich von seinen liebgewonnenen Panzern verabschieden. Das ist umso tragischer, da man während der Missionen mit den vorgegebenen Einheiten auskommen muß. Allerdings darf man Überlebende in die nachfolgenden Feldzüge mitnehmen. So sammeln diese nach und nach Erfahrung und werden schließlich von Grünschnäbeln zu knallharten Veteranen. Je nachdem, wie gut man die Haupt- und Sekundärziele (und manchmal auch geheime Ziele) erfüllt. bekommt man Punkte, mit denen man zwischen den Missionen neue Soldaten und Gerätschaften erwerben kann.

Grandios gelungen ist den Entwicklern auch die Optik. Die zugrundeliegende Engine stammt von deren Erstlingswerk "S.W.I.N.E." und wurde für "Panzers" noch einmal um einiges aufgebohrt. Damit läßt sich das Geschehen frei drehen und zoomen. Und erst bei nahem Heranziehen erkennt man, mit welch Liebe zum Detail die Entwickler zu Werke gegangen sind. Über die kleinen Probleme mit der Wegfindungs-Routine kann man locker hinwegsehen, da man das Game erstens jederzeit pausieren kann - und zweitens aus taktischen Gründen sowieso an jede Einheit separat Befehle vergeben sollte.

Wo der Einzelspielerpart einen schon für Nächte wach hält, sorgt der Multiplayer-Teil für Adrenalin pur auf LANs oder im Internetz. Die drei vorhandenen Modi sind ein Hochgenuß für alle Möchtegern-Feldwebel. Neben dem obligatorischen Deathmatch, bei dem man sich (wahlweise in vorher festgelegten Teams) ordentlich eins auf die Mütze gibt, sorgen vor allem der Assault- und der Domination-Modus für Abwechslung im sonstigen Multiplayer-Einheitsbrei. Wie der Name schon vermuten läßt, dreht sich bei "Assault" alles um Angriff und Verteidigung. Ein Team muß für einen gewissen Zeitraum strategische Punkte halten, während der Gegner mit allen Mitteln versucht, diese zu erobern oder zu zerstören. Und bei "Domination" kommen all jene auf ihre Kosten, die auf Basenbau nicht verzichten wollen. Denn hier gilt es, Fabriken (für Fahrzeuge), Feldlager (für Soldaten) und Radarstationen (für diverse Luftangriffe) zu erobern und zu halten. Nur wer sie lange genug verteidigt, bekommt mit der Zeit Nachschub und kann so den Gegner in die Knie zwingen.

Alles in allem hinterläßt "Codename: Panzers" einfach in allen Bereichen einen besseren Eindruck als "C&C Generals" - und wer hier sein Geld nicht investiert, dem ist nicht mehr zu helfen. Gratulation an Stormregion: Eine Ära geht zu Ende, eine neue hat hiermit begonnen!

Christian Krenn