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Mehr ohr-der weniger

In Japan feiern sie ihn heute noch als einen der wichtigsten Vertreter von "Krautrock" und deutscher Seventies-Elektronik. Jetzt feiert er endlich selbst - direkt am See.    26.07.2004

Elektronik-Legende Hans Joachim Roedelius begeht diesen Sommer seinen 70. Geburtstag. Der Mann, der schon seit mehr als 30 Jahren zu den wichtigsten Vertretern der alternativen deutschen Musikszene gehört, begann seine Karriere als Mitglied bei Kluster (später Cluster), arbeitete mit Größen wie Brian Eno, Asmus Tietchens oder Holger Czukay zusammen und ist heute genauso produktiv wie anno 1970.

Zu seinem Geburtstag schenkt sich Roedelius ein dreitägiges "Symposion mit Festcharakter", bei dem die Zusammenarbeit "Lunz" mit dem amerikanischen Musiker Tim Story (erschienen auf dem Label von Herbert Grönemeyer) in Österreich an der Quelle seiner Inspiration uraufgeführt werden soll. Das Wort "Lunz" stammt aus dem Slawischen und bedeutet wörtlich "auf der Wiese". Roedelius möchte für drei Tage natürliche, heilende und harmonische Musik für Körper, Geist und Seele als Rückspiegelung der Heilsamkeit und Spiritualität der umgebenden Natur bieten. Gleichgesinnte Künstler, Wissenschaftler, Literaten, Philosophen und Musikschaffende bringen sich mit adäquaten Kunstwerken, Musiken und begleitenden Vorträgen ein.

Zielsetzung des Festivals "more OHR less" ist es, gemeinsam mit der Region, dem Land und Bund und besonders auch mit Hilfe kultur- und kunstfördernder Unternehmen eine jährlich stattfindende "Sommerakademie" jeweils an diesem Juliwochenende ins Leben zu rufen. Zentraler Treffpunkt ist die neue Bühne des Architekten Hans Kupelwieser direkt am Lunzer See. Darüber hinaus sind Aktionen im öffentlichen Raum geplant - sowie Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der Biologischen Station, auf dem Gelände des Sommergästehauses, im Institut für Bienenkunde, in Gasthäusern, auf Bauernhöfen und an anderen geeigneten Orten. Sogar der Ötscherlandexpreß soll einbezogen werden. Zur heurigen Premiere des Festivals kündigte eine beachtliche Riege interessanter Künstler ihre Mitarbeit an: Neben Österreichern wie Bernhard Fleischmann, Dorit Chrysler, Noid oder Wolfgang Kopper werden der oftmalige Roedelius-Kollaborator Fabio Capanni aus Italien genauso zu hören sein wie der amerikanische Komponist Tim Story oder die englische New-Wave-Legende Lene Lovich.

Begleitend zu den Konzerten werden geführte Wanderungen, Kindermusik, Trommel-Workshops, Klanginstallationen sowie auch - nach vorheriger Anmeldung - Kinderbetreuung während des Tages und nach den Konzerten angeboten. Das US-Magazin "Chicago Tribune" urteilte über die Arbeit von Hans Joachim Roedelius vor kurzem: "one of the best-kept secrets of 20th Century music".

Sorgen Sie dafür, daß das nicht so bleibt, und nehmen Sie an diesem öffentlichen Geburtstagsfest teil. Die Tageskarten kosten 15 Euro, und die Landschaft um Lunz ist wunderbar. Welchen Grund haben Sie noch, keinen kleinen Abstecher in das westliche Niederösterreich zu wagen?

Walter Robotka