Musik_The Hives - Tyrannosaurus Hives

The Hypes

Kaum ein Musikblatt wird es sich in den kommenden Monaten leisten, das schwedische Quintett nicht auf dem Cover abzubilden. Jetzt sind sie wirklich "Your New Favourite Band".    26.07.2004

"Tyrannosaurus Hives" verlangt nach Aufmerksamkeit, auch abseits der Printmedien. Papier ist geduldig, Howlin´ Pelle Almquist & Co. scheinen es aber nicht zu sein - und jubeln diese Unruhe gleich ihren Hörern unter. Wem der Opener "Abra Cadaver" nicht sofort in die Glieder fährt, um sich bis zum Hüftschwung vorzuzappeln, der hat definitiv etwas falsch gemacht.

Einen Hives-Tonträger als Begleitmusik wozu auch immer einlegen? Vergiß das lieber wieder - das einzige, worauf man sich neben dem kurzgebündelten Rock konzentrieren kann, ist Atemholen. Vielleicht. Aber das war´s dann auch schon, denn mit "Two-Timing Touch and Broken Bones" geht es rasant zur Single "Walk Idiot Walk" bis hin zum abschließenden "Antidote" weiter, zumeist in sehr knapper Form.

Gute Songs müssen halt nicht lang sein, um zu überzeugen. Das beweisen die Hives in der Umsetzung des Liedmaterials des ominösen Randy Fitzpatrick immer wieder. Meist sagen sie alles in gerade einmal zwei Minuten. Im Vergleich zu den vorhergehenden Alben hat sich jedoch der Blickwinkel verschoben. Gab sich Pelle zuvor wortreich davon überzeugt, recht zu haben, reduziert sich die Gesamtaussage von "Tyrannosaurus Hives" darauf, daß der andere mit seiner Meinung eben falsch liegt. Weniger anmaßend ausgedrückt: Die zwölf Songs handeln von der falschen Person am falschen Ort, an dem sie natürlich ausgerechnet zum falschen Zeitpunkt erscheint.

Konnte man die Band aus dem Provinzstädtchen Fagersta vormals relativ einfach in die angepunkte Retro-Ecke stecken, in der es vor Liebesbezeugungen an die 60er Jahre wimmelt, so spannt sich der musikalische Bogen nun weiter. Soul und New-Wave-haftes strahlen in die Musik der fünf Schweden ein, weil diese Sounds während der früheren langen Touren den nötigen Ausgleich zum eigenen Stil in seiner damaligen Form gebracht haben. Mittlerweile führen ihre Konzertreisen nicht mehr von einer kleinen Szene ohne Akustik zur nächsten technisch übel ausgestatteten Bühne. Und damit die Melodie eines Songs nach vorne dringen kann, muß sie nicht mehr von allen Instrumenten gleichzeitig gestützt werden. Aus diesem Grunde sind eine größere Variation im Klang und eine Abspaltung von der geraden Linie möglich, die sogar Streicherarrangements für den Hintergrund von "Diabolic Scheme" passend zuschneidet.

Die Hives machen auf ihrem neuen Album eigentlich alles richtig. Es bleibt zu hoffen, daß sich auch nach dem - zwar verdienten - Hype nichts an der Originalität der Band ändern wird und die Jungs nicht in ihren schicken Anzügen erstarren.

Bernadette Karner

The Hives - Tyrannosaurus Hives

ØØØØØ


Universal (Schweden 2004)

 

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