Platten_Wagon Christ - Sorry I Make You Lush

Feine Katzenmusik aus Cornwall

Er hatte mindestens schon so viele Decknamen wie Liz Taylor Ehemänner. Und nun kredenzt er seine neueste "Big Soup". Prost Mahlzeit!    15.07.2004

Willkommen zum neuesten Streich von Luke Vibert alias Plug alias Ace Of Clubs alias Kerrier District alias Butler Keiv alias Ace of Clubs alias Wagon Christ! Schizophrenetischen Beifall, bitte!

Seit 1994 sprudelt die kreative Quelle des 31jährigen, heute in London lebenden Vibert beinahe unaufhörlich. Herausgekommen sind bisher 46 LPs und EPs voll bemerkenswerter elektronischer Musik - oft minutiös bis dilettantisch arr- bis zerrangiert, stets aber von schelmischen Untertönen durchzogen. Hierin liegt auch Viberts größter Verdienst: Er schleuste den Humor in die vielerorts lachentwöhnte Drum´n´Bass-, Hip- und TripHop-, Techno- und House-Gemeinde ein. Und zwar durch die Vordertür.

Mit einer Entschuldigung meldet sich der Meister nun zurück: "Sorry To Make You Lush". Nach einem stark polarisierenden letzen Album ("Yoseph", Oktober 2003, eine fast geniale Scheibe voller Acid Tweaks und Rave-Reminiszenzen) kommen die Tracks auf dem neuen Werk im gewohnten Wagon-Christ/Plug-Aufzug daher.

Volltreffer landet Vibert immer dann, wenn er tut, was er am besten kann. "Saddic Gladdic" versprüht schon beinahe Old-School-HipHop Charme, "The Funnies" klingt nach Wurstelprater, "Kwikwidetrax" ist wie die Referenzkarte für den urtypischen Wagon-Christ-Sound. Ganz stolz erklärt Vibert auf Track zwei "I´m Singing". Und er tut es tatsächlich! Die weibliche Singstimme (die Herkunft der Samples ist wie immer rätselhaft) in "Shadows" wiederum erinnert an Sandy Denny.

In der Mitte des Albums läßt Herr Vibert dann zwei seiner Songs in uninspirierte Beliebigkeit abdriften. Menschen, die ihn noch nicht kennen, sollten sich womöglich mit einigen älteren Werken des Meisters ("Drum´n´Bass for Papa", "Throbbing Pouch", "Yoseph" oder "Kerrier District") anfreunden und dann sehen, ob ihnen der Schuh paßt. Doch auch wenn keine neuen Meilensteine daherrollen - als "Auffrischungsimpfung" für Fans ist die CD jeden Cent wert.

David Meixner