Platten_Unerhörtes/Vol. 2: Pop & Rock

Aufbauende Gitarren

Manchmal gibt es durchaus gute Musik, die von den Plattenfirmen nicht wahrgenommen wird. Ob Bramp, Starter und Supercord sie spielen können? ECORDER prüft nach.    11.07.2004

 

Milan Knezevic

Bramp - Demo

ØØØØ 1/2


Eigenvertrieb

(Ö/2004)

 

Seit zwei Jahren rockt das Quintett Bramp aus Wien das Publikum. Mit seiner Mischung aus Pop-Punk, Alternative-Rock und viel Spaß zwingt es nicht nur live, sondern auch auf CD sein Publikum in den Bann. Wenn die Musiker ihre mehrstimmigen Refrain schmettern und über Probleme oder Mädchen singen, fühlt man sich augenblicklich wie ein Teenager, der noch die Schulbank drücken muß.

Ihr drittes Demo, ganz einfach in eine Pommes-Tüte aus dem nächsten McDonald´s gepackt und mit einem Namens-Sticker versehen, ist eigentlich nur eine kleine Werkschau, in welche Richtung Bramp in Zukunft gehen wollen: weniger Punk und mehr Poprock. Soll sein - solange die packenden Refrains bleiben und aus jedem einzelnen Song noch die Spielfreude herauszuhören ist, die dem Hörer immer wieder gute Laune verpaßt - egal, wie schlecht aufgelegt er sein mag.

 

Links:

Starter - Stern

ØØØ


Eigenvertrieb

(D/2004)

 

Starter hießen zuerst Kafka! - auch wenn ihre Musik alles andere als düster ist. Sie nehmen das Leben leicht und drücken das auch in ihren Liedern aus.

Das erste, professionell eingespielte Demo des Trios aus Augsburg kommt luftig-locker, schön auf Glam und Retro gestylt daher. Die Baß-Schlagzeug-Fraktion auf "Stern" ist oft gehört und darum auch rhythmisch eingängig. Ebenso geht es auf "Stellas Weltraummission" weiter.

Dann ist leider auch schon Schluß, da sich auf der EP nur zwei Songs finden - im Prinzip zu wenig, um sich ein Bild über die Band zu machen, zumal sich die beiden Tracks zu sehr gleichen.

 

Links:

Supercord - *Ich*Welt*

ØØ 1/2


Eigenvertrieb

(Ö/2004)

 

Natürlich gibt es auch deutschsprachige Gitarren-Popbands in Österreich, und zwar nicht nur die alternden Heinz oder ihre Epigonen Jugendstil. Eine davon sind die jungen Supercord, deren Name zwar von einer Hose stammen könnte, sich aber auf einen alten Radioempfänger bezieht. Und Frontman Stefan kann die Vokale beim Singen auch schon ordentlich dehnen, fast wie die bekannteren Kollegen.

Auf seinem Promoalbum "*Ich*Welt*" versammelt das Quartett sieben Songs, die textlich gar nicht so schlecht sind. Die Zeilen "In ein Gesicht das ich nicht bin/in ein Gesicht ohne Sinn" aus dem Lied "Alles wird aus Liebe gebacken" haben schon eine gesunde Portion Existentialismus in sich, und "Ich, Welt?" ist eine wunderschöne Metapher, in der von Bildern, Malerei und Geld die Rede ist statt von der üblichen Innenbeschau. Supercord überzeugen vor allem dann, wenn sie turnschuhausgelatschte Pfade verlassen. "Steh" etwa ist zwar im Geiste eindeutig auf der Höhe Hamburgs zu finden, doch die mitreißende Gitarre versetzt einen musikalisch gleich ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit.

Alles in allem: kein schlechtes Album, vor allem von einer so jungen Band, von der man annehmen darf, daß sie bestimmt an eigenständigem Profil gewinnen wird. Dann klappt´s auch mit den Ohrwürmern. Denn die sind hier leider noch sehr rar.

 

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