Groovequake 2004
ØØØØ
Freitag, 2. Juli 2004, Festivalgelände Wiesen
Letzten Freitag begann in Wiesen die diesjährige Festival-Saison. Den Auftakt dazu bildete ein hochkarätig besetztes "Groovequake", allerdings begleitet von Regen und Kälte. 07.07.2004
Kurz nach offiziellem Sommerbeginn stürzten die Temperaturen in Österreich kurzfristig von 30 Grad auf unter die Hälfte - klassische Bedingungen also für eine Fahrt nach Wiesen, inklusive Schlammtreten auf dem Parkplatz und Frösteln auf dem Festival-Gelände. Dabei sind die Veranstaltungen durch die Bank großartig organisiert, die Band-Abläufe fast nie verzögert und auch wichtige Namen immer vertreten. Lediglich der Wettergott meint es nicht immer gut mit dem kleinen burgenländischen Örtchen nahe Wiener Neustadt, und so durfte man auch diesmal bei Temperaturen von etwa 10 Grad um die Wette frieren.
Äußerst heiß war hingegen das Programm des diesjährigen Festivals: am Nachmittag Kinky, Stammgast Louie Austen und die britischen U.N.K.L.E. mit einem eher enttäuschenden DJ-Set, am frühen Abend dann Adam Freeland mit einem Big-Beat-Vollgas-Auftritt einschließlich MC und Videoleinwand. Doch irgendwie wirken diese DJ-Sets in Wiesen immer ein wenig befremdlich. Der Tag ist hell, die Bühne riesig, und darauf stehen kleine Männchen, die mit lautstarken "Oo-oh"s Stimmung machen. Es ist fraglich, ob man dabei unbedingt "Fight for Your Right (to Party)" hören will, obwohl nicht das Geringste gegen die Beastie Boys einzuwenden ist. Aber es kommt doch immer ein bißchen Pseudo-Ibiza-Stimmung auf, wenn schon früh am Tag die "greatest party-hits" der letzten Dekaden aus den Boxen dröhnen und batikgewandete Damen und Herren das Tanzbein schwingen.
Gegen 20 Uhr betraten dann die sechs Herrschaften von Bauchklang die Bühne und hatten das Publikum ab der ersten Minute zu 100 Prozent auf ihrer Seite. Wenn man diese Band noch nie live gesehen hat, kann man sich gar nicht vorstellen, was für eine irrwitzige Virtuosität da geboten wird, sobald die jungen Männer HipHop, Drum & Bass und Soul einzig und allein mit Hilfe ihrer Stimmen zum besten geben. Dabei sind sie seit der letzten Festival-Saison noch um eine Ecke spannender und abwechslungsreicher geworden, und das Publikum honorierte diese Tatsache auch mit tobendem Applaus. Bauchklang scheinen trotz immenser internationaler Konkurrenz auf allen Festivals, die sie besuchen, zu den geheimen Headlinern zu gehören. Auch in Wiesen kühlte die Stimmung danach für eine Weile merklich ab.
Goldfrapp waren ein weiterer guter Grund, das "Groovequake" heuer nicht auszulassen. Seit ihrem Flex-Gig in Wien vor einigen Jahren hat sich ihr Sound allerdings drastisch verändert: Von frühen melancholischen Melodien, die fast schon Bond-Soundtracks hätten sein können, mutierte die Band zu einem Uptempo-Act aus der Electro-Ecke. Wie erwartet, gab es anfangs auch eine Mischung beider Stile live zu hören. Frau Goldfrapp zeigt ja in Videos und auf Covers immer gerne Bein, überraschte aber dennoch mit ihrem Outfit aus T-Shirt, schwarzem Spitzenhöschen und oberschenkelhohen Lackstiefeln. Ihre Laune schien dagegen wesentlich gedämpfter. Es gab kaum Kontakt zum Publikum, giftige Blicke in Richtung Mischpult und ein kleines Theremin, das die gnädige Dame kurz zum Spielen benutzt hatte, flog danach in hohem Bogen wieder auf die Bühne. Ein äußerst zweischneidiger Auftritt - in seiner Konsequenz interessant, musikalisch nicht übel, wenn auch trotz richtiger Liveband sehr nahe am CD-Sound, und überraschend kurz. Aber offensichtlich hielt sich der Spaß onstage ja sowieso in Grenzen.
Massive Attack hingegen schienen ihr Österreich-Gastspiel zu genießen. Unterstützt von einer sensationellen Lichtwand im Achtziger-Retro-Design sah man eine Unmenge Musiker und Sänger auf der Bühne, die alle ihr Bestes taten, um eine gute Show abzuliefern. Der Sound ist schwer zu beschreiben; zu unterschiedlich waren die Nummern, die man in Wiesen hören konnte. Vom unterschätzten aktuellen Album "100th Window" wurde auffallend wenig gespielt, dafür umso mehr von ihrem Meisterwerk "Mezzanine". So konnte man "Teardrop", "Inertia Creeps" und "Risingson" in sensationellen Versionen genießen und Hits wie "Karmacoma", "Unfinished Sympathy" oder "Safe from Harm" ohnehin. Überraschenderweise hörte man auch einige unbekanntere Tracks, die dem ganzen Liveset einen verbindenden Bogen zu geben schienen. So gab es wirklich ein paar fast hypnotische Momente, in denen man ganz tief in die Klangwelten von Massive Attack eintauchen durfte.
Fazit: ein durchwegs gelungener Auftakt der diesjährigen Festival-Saison und hoffentlich kein Indikator für zukünftige Wetterverhältnisse. Denn vor Iggy & The Stooges muß der diesmalige Schnupfen erst gründlich auskuriert werden.
Groovequake 2004
ØØØØ
Freitag, 2. Juli 2004, Festivalgelände Wiesen
Die Düsseldorfer Elektroniklegenden haben offensichtlich von den vielen Raubpressungen die Nase voll und bringen endlich ein offizielles Live-Album auf den Markt.
Eine wiederauferstandene deutsche Kultband zeigt den Jungspunden, wo der Bartel den Most herholt. Diesmal nicht nur auf Kassette.
Wie ein Berserker bastelt Steve Stapleton an seinem Klanguniversum - und schiebt drei neue Werke nach.
Zwei Damen liefern ein wunderbares Beispiel dafür ab, was man an klassischer Avantgarde alles hassen kann.
Die Edition Phantasia legt mit "Esswood House" eine seltene Novelle des renommierten Horror-Autors erstmals in ungekürzter Form auf.
Ambient, die x-te: ein weiteres angenehmes Album voller wabernder Elektronik-Sounds reiht sich nahtlos in eine lange Liste ein.
Kommentare_