Video_Killer Barbys vs. Dracula
Ruhe sanft, Vampir
Hurra, der Dracula ist da! Jess Francos filmischer Horror-Rock-Crossover entpuppt sich als nicht besonders spannender Mix aus Schülervideo und Kasperltheater.
26.05.2004
Trash-Filme sind schon eine feine Sache. Zumeist geraten sie ein wenig peinlich, ein bißchen pornographisch, und oft schön blutrünstig und pervers. Gut, so muß das sein, schließlich loten wir unsere seelischen Tiefen gern auf unterhaltsame Weise aus, um im Sinne der Katharsis Läuterung zu erfahren. Der Effekt kehrt sich allerdings schnell um, wenn die dramaturgisch höchstzulässige Trash-Dosis überschritten wird. Dann wird´s nämlich langweilig und mitunter kindisch.
Ein Beispiel: Wer erinnert sich nicht gelegentlich an die ganz besonders lustigen Pseudohorrorvideos, die man als Pubertierender mit Papas Kamera aufgenommen hat? Damals fungierten engagierte Schulfreunde als Darsteller, und ein nervöses Zoom-Objektiv sorgte für eine mißglückte unfilmische Dynamik. Eigentlich zeigt man die kreativen Rohrkrepierer der Jugendzeit aus verständlichen Gründen nicht so gern her. Und genau das hätte Jess Franco mit seinem Streifen "Killer Barbys vs. Dracula" auch tun sollen- ihn am besten niemanden zeigen. Blöd ist nur, daß es sich bei dem Streifen nicht um die filmische Erstgeburt eines Gymnasiasten handelt, sondern um das späte Werk eines langgedienten Kinoveteranen.
Erstaunlich bei dem Film ist der Umstand, daß er vor allem eines eindrucksvoll beweist: Mondo-Macher und Nonnenquäler Franco hat im Laufe seiner langjährigen Regie- und Drehbuchkarriere das Handwerk offenbar nicht einmal im Ansatz gelernt. Verwackelte Zoom-Aufnahmen, fade halbtotale Einstellungen, Bildausschnitte, wie sie nicht einmal einem Familienvideo zur Ehre gereichen würden, mehr als miese Darsteller, depperte Dialoge, die keinem halbwegs ernstzunehmenden Autor je einfallen würden, und zu guter Letzt ein Plot, der das Wort Logik in einem ganz neuem Licht erscheinen läßt, prägen den peinlich-skurrilen Abgesang eines Mannes, der es zumindest im Ansatz besser können sollte.
Worum es geht? Nun denn: In einem spanischen Vergnügungspark soll die Originalmumie des Grafen Dracula zur Schau gestellt werden. Just will es das Schicksal, daß zeitgleich die spanische Rock´n´Roll-Band Killerbarbys dort einige Konzerte zum besten gibt. Zwingend logische Konsequenz der bizarren Wurstelprater-Melange: Die romantische Blechkanisterstimme der heißen Lead-Barbie im Leder-Look holt den immergeilen Grafen aus dem vermeintlich ewigen Schlaf, und schon nimmt die peinliche und gar nicht lustige Story um Blut, Sex und Rock´n´Roll ihren sattsam bekannten Lauf. Das Ende der Geschichte kann sich wohl jeder denken oder auch erträumen, weil man mit Sicherheit schon lang vorher eingeschlafen ist...
r. evolver
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