Das Urteil - Jeder ist käuflich
ØØØ 1/2
(Runaway Jury)
USA 2003
127 Min.
dt. Fassung und engl. OF
Regie: Gary Fleder
Darsteller: John Cusack, Gene Hackman, Dustin Hoffman u. a.
Der Preis der Wahrheit: Gerichtsverfahren können durch die Auswahl der Geschworenen manipuliert werden - behauptet zumindest diese starbesetzte Grisham-Verfilmung. 29.04.2004
Gerichtsverfahren sind zu wichtig, um sie von Geschworenen entscheiden zu lassen. Das meint Rankin Fitch (Gene Hackman), ein mehr als skrupelloser Geschworenenberater, der von einer Waffenfirma engagiert wird und versucht, ein gegen diese gerichtetes Verfahren durch geschickte Manipulation der zwölf Rechtssprecher aus dem Volke abzubiegen - mit allen Mitteln. Doch er hat die Rechnung ohne den Geschworenen Nick Easter (John Cusack) gemacht; der hat nämlich gemeinsam mit seiner Freundin Marlee (beeindruckend: Rachel Weisz) eigene und ganz andere Pläne mit der Jury.
Die in politischer Machtverteilung und Stimmung der USA eindeutig demokratisch eingefärbten Neunziger waren zugleich auch die beste Zeit John Grishams, jenes ultraedlen, liberalen Paradedemokraten unter den US-Thrillerautoren. "Die Akte", "Die Firma", "Gingerbread Man" und wie sie alle hießen: Da dampfte der Gerichtssaal ehrwürdig und nobel, der Weltenunbill und -ungerechtigkeit trotzend, wenn der Exanwalt seinen Federkiel und danach Kapazunder wie Robert Altman oder Sydney Pollack das Regiezepter schwangen. Eine längere Zeit lang hatten dergestaltige Wertvorstellungen dann Sendepause, sowohl auf der Leinwand als auch (und vor allem) im richtigen Leben. Ob "Das Urteil - Jeder ist käuflich", die erste Grisham-Verfilmung seit fünf Jahren, als Zeichen für einen Umschwung verstanden werden kann, darf berechtigterweise bezweifelt werden. Erstaunlich ist aber dennoch, daß die Schwarze-Peter-Rolle (übrigens in Abweichung von der Vorlage) rund um auch in Wirklichkeit versuchte Geschworenenmanipulationen von der Tabak- an die Waffen-Lobby weitergereicht wurde.
Ansonsten ist hier aber Gerechtigkeits-Busineß as usual angesagt: flache Charaktere, elegante Plot-Twists und ein stetig hochgehaltener Suspense-Level. Dazu kommt, auch wie üblich, ein hochkarätiger Darstellerreigen, angefangen vom wie immer superben John Cusack als smartem All-American-Boy bis hin zu den Alltime-Giganten Dustin Hoffman (als Anwalt der Anklage) und Gene Hackman, noch dazu in deren erstem Filmtreffen ever. Fazit: Gary Fleder, zuletzt mit seiner Philip-K.-Dick-Verfilmung "Impostor" gestrauchelt, glückte mit "Das Urteil" eine durchaus respektable und souverän produzierte, wenngleich auch auf mehr oder weniger altbekanntem Terrain agierende Variation des Dauerbrenners Court-Room-Thriller. Und eine Portion moralischen Mehrwert gibt´s kostenlos dazu.
Das Urteil - Jeder ist käuflich
ØØØ 1/2
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