Mando Diao - Bring ´em In
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Capitol/EMI (Schweden 2004)
Sie haben keine Angst, an ihren Vorbildern oder eigenen Vorgaben gemessen zu werden - ein formidables Albumdebüt, das mit Verspätung nun auch bei uns erscheint. 12.03.2004
Mando Diao gründeten sich Ende der 90er im schwedischen Borlänge auf der Rumpfbesetzung einer Band namens Butler. Damals hatten sich die nunmehrigen MD-Sänger Björn Dixgård und Gustaf Norén laut Eigendefinition "sanftem Pop" verschrieben. Auf "Bring ´em In" ist davon freilich nicht mehr viel zu spüren. Balladenhaftes ist zwar eingeschoben, tatsächlich wirken die Songs "Mr. Moon" und "Lauren´s Cathedral" aber ebenso dreckverklebt wie das rasierklingenscharfe „Sheepdog“. Yeah Yeah Yeeaaaaah!! Wie lange mögen das die Stimmbänder aushalten? Steht bei solch energetischer Dauerausreizung die Gefahr des Verlustes der stimmlichen Geschmeidigkeit?
An Verweichlichung krankt es beim Debütalbum der Herren Norén, Dixgård (beide Gitarre/Gesang), Samuel Giers (Drums/Percussion), Carl-Johan Fogelklou (Baß) und Daniel Haglund (Synthesizer/Perkussion) beileibe nicht. Die Musiker stehen den Vokalisten um nichts nach und haben keineswegs an fehlendem Selbstvertrauen zu knabbern. "We honestly believe our record is better than anything by the Who. Or the Kinks, or the Small Faces, for that matter. It is more even than many of the Stones´ or Beatles´ records" tönt es von ihrer Homepage. Überschätzen sie sich selbst? Na ja, vielleicht - ob sie wirklich dieses Niveau erreichen und halten können, müssen sie erst durch längerfristige, konstante Qualitätsarbeit beweisen.
Aufgeblähte Worthülsenspender sind die polarisierenden Musiker trotzdem keine. Wenn Mando Diao sprechen, dann meinen Sie auch, was aus ihnen heraussprudelt: "Stirbt die Band, dann sterben wir. Dann sind wir ganz gewöhnliche Kerle. Wir sind keine Profis, die in tausend verschiedenen Bands gespielt haben. Wenn einer von uns in einer anderen Band spielen will, wäre das so, als ob dir deine Freundin erzählt, daß sie einen andern hat. Da kann man gleich zur Hölle fahren. Vergiß es. Mando Diao haben wir uns als Brandzeichen auf die Brust gesetzt."
Natürlich fühlt sich mancher durch eine derart selbstverordnete radikale Meinungsfreiheit vor den Kopf gestoßen und verkennt die Band als arrogante Kopisten und Mitläufer. Der mit einem Funken Rockgespür gesegnete Rest dagegen verneigt sich ehrerbietig und liebt sie dafür, daß sie sich auf "Bring ´em In" nicht minder freigeistig zeigen. "Wir wollen alles versuchen, einen Song wie 'Like A Hurricane' zu schreiben. Oder einen Song wie 'Don´t Be Cruel' von Elvis. Und sie aufs gleiche Album packen – Einschränkungen gibt´s für uns keine. Wir sind keine White Stripes. Wir sind Bob Dylan, Simon & Garfunkel, Stooges und Sex Pistols in einem. Wir können gar nichts dagegen tun - wir sind eine Rockband mit einer vierten Dimension."
Als solche fühlen sie sich auf nationalem Terrain ziemlich einsam. Lange werden Mando Diao jedoch nicht mehr allein die Rockmusik aufpolieren (oder verschmutzen?) müssen; der nächste Hype wartet schon. Die jüngeren Brüder von Frontmann Gustaf Norén sind nämlich in seine Lederjacken reingewachsen und geben bei Sugarplum Fairy den Ton an.
(Übrigens: Alle Zitate entstammen aus einem Interview, das Christoffer Kittel vom Internet-Magazin "Revolver" 2002 mit Gustaf Norén anläßlich der Veröffentlichung von "Bring em In" in Schweden geführt hat. Daniel Haglund wurde noch vor der überfälligen internationalen Veröffentlichung des Albums der Band untreu und verließ Mando Diao im Vorjahr. Er wurde noch nicht nachbesetzt.)
Mando Diao - Bring ´em In
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Capitol/EMI (Schweden 2004)
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