Musik_Beans - Now Soon Someday EP

Deconstruction Time Again

Existence has become a composition in void: Der "Fashion Renegade" mit dem schnellen Zungen- liefert trocken bouncenden Nachschlag zum letztjährigen Vorstoß.    05.03.2004

Zurück in der Zukunft. Ein ganzes Jahr ist nun schon seit Beans´ "Tomorrow Right Now" verstrichen - und doch strahlt das Album immer noch heller als 95 Prozent des ihm seither hinterhergeschobenen Beat-Geschmiedes, als radikal mit HipHop-Konventionen und -Limitationen brechendes, schlichtweg umwerfendes Solo-Stelldichein dieses charismatischsten aller (Ex-) Mitglieder des viel zu früh im Kreativzwist zersplitterten Anti-Pop Consortiums. Daß diese Erkenntnis dummerweise zwischen der zu oft kopflustigen und -lastigen Warp-Hörerschaft und den von und in der MTV-Daytime-Rotation erstarrten HipHop-Headz verlustig gegangen war, ist so bestürzend wie (im nachhinein) naheliegend.

"Style is looking at fashion and ignoring it", meint der Maestro stilsicher modellierter Stillstandsverweigerung dazu, im Wissen, nichtsdestotrotz einer Neubelebung und Synergetisierung beider Welten näher zu sein als die meisten anderen Produzenten jenseits der Missy-Timba-Neptunes-Fixsterne.

"Now Soon Someday", erneut in bewußt krypto-futuristischer Namensgebung verorteter Albumnachschub, schreibt seine Reise zum Wendekreis von Abstract-HipHop und darüber hinaus auf neun Stücken (davon zwei Remixe von Prefuse 73, einer von El-P) mit beängstigender Vehemenz fort. Immer noch einer der begnadetsten MCs dieser Tage, formuliert Beans seine dystopischen Parallelweltlyriken über experimentellen, häufig nahezu Suicide-esk spröden Elektro-Sounds, während der Future Funk fingerdick aus den eben von den böllernden Beats zerschossenen Boxen fließt. Angewandte Genre-Dekonstruktion, die nach Luft ringen läßt. Die Zukunft, genau jetzt.

Christoph Prenner

Beans - Now Soon Someday EP

ØØØØ 1/2


Warp/Musica (USA 2004)

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