Video_Fluch der Karibik

Swashbuckler ahoi!

Eines der gelungensten Popcorn-Kinoerlebnisse des vergangenen Jahres liegt seit kurzem auf DVD vor. Lassen Sie uns in See stechen!    16.02.2004

Wer hätte 2003 wohl gedacht, daß die Adaption eines Disneyland-Rides zum wohl unterhaltsamsten Multiplex-Vergnügen seit langem werden würde? Na gut, der große Johnny Depp als burlesker Captain Jack Sparrow war schon im Vorfeld ein Argument. Und Geoffrey Rush als fieser Gegenspieler Barbossa ist ja auch nicht gerade schlecht. Kiera Knightley als Love-Interest und der gute Legolas als zarter Jüngling, alle gemeinsam in einem Jerry Bruckheimer-Spektakel - daß da kein anspruchsvolles Kino entstehen würde, lag auf der Hand. Doch was kümmert das den passionierten Eskapisten? Trotz mancher Drehbuchschwächen verließ man seit langem wieder einmal das Kino mit dem Gefühl, von den Leinwandgeistern Befriedigung erfahren zu haben. Und da die Geschichte mit der DVD-Umsetzung höllisch flott vonstatten ging, können die verfluchten Piraten jetzt auch im Wohnzimmer kielholen.

Zur DVD Nummer eins: Was hier gleich ins Auge - oder besser ins Ohr - sticht, ist neben dem gelungenen 5.1-Klang (die deutsche DTS-Spur weist keine wesentlichen Unterschiede auf) mit Sicherheit der Score. Der ist zwar eigentlich nichts weiter als das übliche Schnellschuß-Zimmer-Derivat, das John "Piratenbraut" Debney nicht einmal ein belustigtes Hüsteln entlocken würde, aber dem Media-Ventures-Recken Klaus Badelt gelingt es trotzdem, für die passende Stimmung zu sorgen, wenn beispielsweise Depp seinen famosen Erstauftritt als Pirat hat oder die Schwerter in bester Errol-Flynn-Manier geschwungen werden. Was macht da schon die eine oder andere "The Rock"-Reminiszenz, wenn auf der Leinwand Kinderphantasien wahr werden?

Weiters stehen gleich drei Audiokommentare zur Verfügung: Regisseur Gore "Mäusejagd" Verbinski und Johnny Depp schwadronieren über den Klabautermann; die Drehbuchautoren (ebenfalls drei an der Zahl) können uns auch nicht sagen, warum der zweite Akt etwas dünn geraten ist; und zu guter Letzt darf man einer Kommentarmontage von Frau Knightley und Herrn Davenport sowie Hollywood-Geldmaschine Jerry Bruckheimer frönen.

Und nun setzen wir Kurs auf DVD zwei: Nach einem knapp vierzigminütigen Promo-"Making of" gibt es drei verschiedene, teils auch mit Videos versetzte Phototagebücher zu durchforsten, um danach eine interaktive Geschichtsstunde in Sachen Freibeutertum zu nehmen. Gleich 19 entfernte bzw. erweiterte Szenen stehen weiters neben einem amüsanten Gag-Reel zur Verfügung (man achte auf Gore Verbinskis Regieanweisung), und glücklicherweise unkommentierte "Making of"-Aufnahmen zeigen, wie es auf einem Set dieser Größenordnung zugeht. Natürlich darf auch ein Beitrag zu besagtem Disney-Ride nicht fehlen, und die sogenannte "Mondschein Serenada"-Featurette schlüsselt eben diese Filmszene in Hinsicht auf ihre Umsetzung auf.

Neben weiterem Kleinkram befinden sich noch vier "Hidden Features" auf der Scheibe, die allesamt nicht sonderlich schwer zu entdecken sind. Kurzum: Eine gelungene DVD-Umsetzung, die auch Long John Silver freuen würde. Bleibt abzuwarten, wann man sich endlich zur geplanten Fortsetzung des Karibik-Abenteuers aufraffen wird.

Jürgen Fichtinger