Kino_Paycheck - Die Abrechnung

Schießt du mich, schieß ich dich

John Woo hatte seine Zeit. Aber nicht einmal eine Story von Phillip K. Dick täuscht darüber hinweg, daß sein 80er-Stil heute längst überholt ist.    22.01.2004

Michael (Bennifer Affleck) ist ein SciFi-High-Tech-Ingenieur der obersten Klasse, der nur für die anspruchsvollsten Aufgaben herangezogen wird; sein letzter Job für die Rethrick-Corporation war besonders heikel. Damit jeder Verdacht auf Industriespionage von vorneherein ausgeräumt ist, läßt sich der gute Mike stets nach getaner Arbeit die Erinnerungen an seine Jobs aus dem Hirn schmelzen - so auch diesmal. Daß er dann allerdings statt seiner Millionengage ein Papiersackerl mit unnötigem Klumpert zugesteckt bekommt, weil er das angeblich selbst so angeordnet hat, paßt ihm gar nicht. Wenig später wird Michael verhaftet, unsanft verhört und davon in Kenntnis gesetzt, daß man ihn des Hochverrats und der Spionage anklagen wird. Echt peinlich, sowas. Mike hat aufgrund seiner jüngsten Gedächtnislöschung ja keine Ahnung, worum es geht. Dafür erweist sich der Ramsch, den man ihm als Honorar angedreht hat, erstaunlicherweise als überaus nützlich: In Serie retten ihm die ultratrivialen Gegenstände (Büroklammer, Feuerzeug etc.) das Leben. Eine Frau muß natürlich auch ins Spiel kommen, also tanzt alsbald Karate-Uma an, mit der Mike offenbar vor Filmbeginn was hatte, und gemeinsam gehen die beiden den Ursachen dafür auf den Grund, daß Mike von der Staatssicherheitspolizei und den Schergen der Rethrick Corp. so penetrant verfolgt wird.

Es ist ein Trauerspiel mit den John-Woo-Filmen. Einst war er stilprägend ("A Better Tomorrow", "The Killer"), und ein paar von ihm initiierte Kinoriten (z. B.: zwei Gauner halten sich das Schießgewehr simultan und horizontal in die Fressen) werden nach wie vor in jedem drittklassigen Tarantino-Verschnitt zelebriert. Aber Woo selbst ist in den Achtzigern hängengeblieben. Er kurbelt immer noch dieselben "intensiven" Momente herunter, auch bei einem der derzeit so modischen SF-Stoffe von Mr. Dick. Außerdem hat sich sein Frauenbild weniger als gar nicht entwickelt; als dementsprechend unnötige Staffage trippelt Ninja-Uma hier durch die Gegend. Einige echt coole Stunts und Actionsequenzen, eine Story mit beträchtlichem Potential und ein phasenweise begeisterungswürdiges Tempo retten den Film in Summe nicht und lassen ihn im Bereich des Passablen verkümmern. Eigentlich schade.

Klaus Hübner